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01 - Rosenheimer Schwung (Ingeborg Armbrüster, Stadtarchiv Rosenheim)

Titelseite

Zur Geschichte der Rosenheimer Türmer- und Stadtmusikmeisterfamilie Berr —
mit einem Beitrag von Ernst Schusser


Beiträge zur Stadtgeschichte 5

Grußwort des Oberbürgermeisters

„Rosenheimer Schwung“ nannte Franz Xaver Berr eine von ihm komponierte Quadrille. Und schwungvoll ist sie tatsächlich, die Musik, die uns der Rosenheimer Türmer und Stadtmusikmeister hinterlassen hat.
Kurz vor der Sanierung des Hofbräus, dieses traditionsreichen Rosenheimer Brauereikomplexes, sicherten Mitarbeiter des Stadtarchivs auf dem Speicher des alten Saalbaus umfangreiches Notenmaterial, das bei einer Bearbeitung durch das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern dem Rosenheimer Türmer- und Stadtmusikmeister Franz Xaver Berr und dessen gleichnamigen Vater zugeordnet werden konnte.

Dem Leiter des Volksmusikarchivs, Ernst Schusser, und zahlreichen Musikern aus Stadt und Landkreis Rosenheim ist es nun zu verdanken, dass ein Großteil der Noten aus dem Berr'schen Nachlass wieder zum Klingen gebracht werden kann. Das historische Rosenheimer Musikleben zählte bisher zu den weniger beachteten Aspekten der Stadtgeschichtsforschung. Umso mehr freut es mich, dass nun mit der vorliegenden Publikation ein interessantes Kapitel lokalen Musikschaffens dokumentiert werden kann.

Mein Dank gilt vor allem dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern mit Sitz in Bruckmühl und dem Historischen Verein Rosenheim e.V., der – gemäß seinem Auftrag, die Geschichte von Stadt und Landkreis Rosenheim zu erforschen - einen Zuschuss zu den Druckkosten des Bandes gewährt hat.

Diese Publikation des Stadtarchivs, die auf Vorarbeiten des Stadtheimatpflegers Willi Birkmaier basiert, vermittelt nicht nur historische Hintergründe zur Geschichte der Türmer- und Stadtmusikmeisterfamilie Berr, sondern beinhaltet auch eine Musik-CD des Volksmusikarchivs, die die geschichtlichen Informationen in einen musikalischen Zusammenhang bringt. Damit wird Stadtgeschichte nicht nur les-, sondern auch hörbar und somit besonders lebendig vermittelt.
Nach Abhandlungen über die Geschichte Rosenheims in den 20er Jahren, im Dritten Reich und in den 50er Jahren sowie über den Hoffotografen Franz Xaver Simson wird die Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ nun mit einem 5. Band zur Rosenheimer Musikgeschichte um einen weiteren Baustein auf dem Weg zur Rosenheimer Stadtchronik ergänzt.
Ich wünsche dieser Publikation eine weite Verbreitung und allen Interessierten viel Freude beim Lesen und Hören des „Rosenheimer Schwungs“.
Dr. Michael Stöcker, Oberbürgermeister

Grußwort des Bezirkstagspräsidenten

Im Herbst 1997 veranstaltete der Bezirk Oberbayern seine "Oberbayerischen Kulturtage" in Rosenheim. Bei dem im zweijährigen Turnus an verschiedenen Orten Oberbayerns stattfindenden Kulturereignis mit überregionaler Bedeutung kommen viele Bereiche zur Geltung, die die Kultur in ihrer ganzen Vielfalt heute in Oberbayern ausmachen. Neben Jugendkultur, Ausstellungen, Bühnenveranstaltungen und einem Treffen von Volkstumsgruppen der in Rosenheim und Umgebung lebenden ausländischen Mitbürger war auch unser Volksmusikarchiv beteiligt mit Arbeiten und Veranstaltungen zur regionalen Musikkultur in Rosenheim in Geschichte und Gegenwart.

Im Zuge der Vorarbeiten für die Kulturtage wurde damit begonnen, den umfangreichen Notenbestand der Stadtmusikerfamilie Berr im Rosenheimer Stadtarchiv zu sichten, zu registrieren und in Teilen wieder neu zum Klingen zu bringen. Es zeigte sich, dass mit diesen Noten ein besonderes Dokument lokaler Musizierpraxis aus der Zeit von 1850 bis 1925 vorliegt. Die Reaktion der Besucher und Musikanten bei den Oberbayerischen Kulturtagen war so positiv, dass die Mitarbeiter unseres Volksmusikarchivs zusammen mit dem Stadtarchiv Rosenheim an die weitere Erschließung und Aufarbeitung gingen.

Mit der Dokumentation von Frau Ingeborg Armbrüster über das Wirken der Türmer und Stadtmusiker in Rosenheim liegt nun ein wesentlicher Beitrag zur Kenntnis der musikalischen Heimatgeschichte vor, ergänzt durch einen Zwischenbericht von Ernst Schusser über die Registrierung und Wiederaufführung des Notenbestandes Berr durch heutige Musikanten.

Die Stücke für kleine Streichmusik, großes Salonorchester und auch für neun-stimmige Blechmusik sind jetzt wieder in Rosenheim zu hören. An dieser Stelle sei den rührigen Musikerinnen und Musikern gedankt, die sich dieser von Franz Xaver Berr um 1900 hervorragend arrangierten Musik annehmen und dieses Stück Stadtgeschichte wieder bei Konzerten, Frühschoppen und auch als funktionale Tanz- und Ballmusik zum Klingen bringen - wie die Stadtmusikanten früher - nicht nur in Rosenheim, sondern auch in der näheren und weiteren Umgebung, so auch z. B. im Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern in Kloster Seeon.

Es freut mich besonders, dass nunmehr auch Einspielungen auf CD vorliegen, die den Klang der Musik von Franz Xaver Berr (Vater und Sohn) aus Rosenheim hinaustragen nach Oberbayern und noch weiter. Viel Freude beim Musizieren, Tanzen, Lesen, Zuhören und Genießen wünscht Ihnen
Franz Jungwirth, Bezirkstagspräsident von Oberbayern

Vorwort

In der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ gibt das Stadtarchiv als Band 5 die Geschichte der Türmer- und Stadtmusikmeisterfamilie Berr heraus.

Zu dieser Facette der Rosenheimer Geschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist bisher wenig bekannt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die Türmer zum Erscheinungsbild jedes größeren Ortes in Bayern.

Als Bedienstete des Magistrats waren sie nicht nur für die Turmwache, sondern allmählich auch für das musikalische Leben in der Stadt verantwortlich. Mit dem Aufschwung Rosenheims von der idyllischen Kleinstadt zum Handels-, Verwaltungs- und Schulmittelpunkt der Region veränderte sich auch das Aufgabenprofil der Türmer. Als Stadtmusikmeister sollte Franz Xaver Berr junior neben den traditionellen Türmerpflichten zur Hebung des geselligen Lebens beitragen. Die Bildung einer Stadtkapelle und das Abhalten von regelmäßigen Promenadekonzerten sowie großen Festkonzerten zu besonderen feierlichen Anlässen bildeten nun den größten Teil seiner Aufgaben. An zahlreichen Orten der Stadt wie im Hotel Deutscher Kaiser, im Gillitzerblock, im Kaiserbad oder im Hofbräu fanden musikalisch begleitete Theaterprogramme, Konzerte oder feierliche Ehrungen statt. Die Blütezeit dieser Stadtmusik dauerte von etwa 1890 bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs.

Rosenheim befand sich an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert in Aufbruchstimmung. Die 1864 frisch gebackene Stadt hatte 1870 die Kreisfreiheit erhalten. Der Übergang von der landwirtschaftlich geprägten Kleinstadt zur aufstrebenden, industrialisierten Mittelstadt einer Region hatte sich längst vollzogen. Nach der Gründung der Saline zu Beginn des Jahrhunderts war die Eisenbahn ein wichtiger Schritt in der Entwicklung Rosenheims, das sich als Verkehrsknotenpunkt etablierte. 1876/78 wurde bereits ein neuer Bahnhof außerhalb des wachsenden Innenstadtbereichs gebaut, Rosenheim hatte sich zur Schul- und Behördenstadt mit Versorgungsfunktion für das Umland entwickelt. Bis 1919 stieg die Einwohnerzahl um 70 %. Erst der 1. Weltkrieg und die nachfolgende Wirtschaftskrise stoppten Rosenheims Aufschwung.

Durch die nun folgende Rezession schwand das Interesse am musikalischen Leben der Stadt. Mit dem Tod von Franz Xaver Berr geriet auch der Beruf des Stadtmusikmeisters in Vergessenheit. Erst siebzig Jahre später weckten die wiedergefundenen Noten aus dem Nachlass Berr erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.
Mit vorliegender Publikation will das Stadtarchiv die historischen Hintergründe der Rosenheimer Türmer und Stadtmusikmeister beleuchten, soweit dies bei der spärlichen Quellenlage möglich war. Eine umfassende musikgeschichtliche Auswertung des Notenmaterials steht noch aus und wird nach der Bearbeitung des kompletten Nachlasses durch das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern erfolgen. Der Publikation beiliegende Musik-CDs des Volksmusikarchivs des Bezirks Oberbayern sollen einen ersten Überblick über das musikalische Wirken von Franz Xaver Berr senior und junior geben.
Ingeborg Armbrüster

Inhalt
  • Grußwort des Oberbürgermeisters
  • Grußwort des Bezirkstagspräsidenten
  • Vorwort
  1. Einleitung
  2. Die Familie Berr in Rosenheim
    • Franz Anton Berr
    • Franz Xaver Berr senior
    • Franz Xaver Berr junior
    • Franz Xaver, Hubert und Georg Berr
    • Der Nachlass Berr
  3. Das Haus der Familie Berr in der Heilig-Geist-Straße und die Dienstwohnung im Mittertor
  4. Die Türmermeister in Rosenheim
    • Aufgaben und Pflichten
    • Bezahlung
  5. Der Türmermeister und die gewerblichen Musikanten
    • Gewerbekonzession und freie Erwerbsart
    • Bildung einer Musikgesellschaft durch Franz Xaver Berr senior
    • Konkurrenz durch freie Musikanten
  6. Vom Türmer zum Stadtmusikmeister
    • Anstellungsvertrag, Aufgaben und Bezahlung
    • Die Promenadekonzerte
    • Der Niedergang
  7. Anmerkungen
  8. Quellennachweis
  9. Ernst Schusser: Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern
    • Der Notenbestand Berr, Rosenheim
    • Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern
    • Der Notenbestand Berr bei den Oberbayerischen Kulturtagen 1997 in Rosenheim (S. 66 anschauen) (S. 68 anschauen)
    • Registrierung und Archivierung des "Notenbestandes Berr" (S. 79 anschauen)
    • Klangbeispiele und Neuaufführungen
    • Zukunftsmusik
Ein Hinweis:
Das VMA hat folgende CDs in der Reihe "Dokumente regionaler Musikkultur" mit Musik aus dem Notenbestand Berr/Rosenheim veröffentlicht:
Herausgeber: Stadtarchiv Rosenheim, Reichenbachstr. 1a, 83022 Rosenheim und
Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, Krankenhausweg 39, 83052 Bruckmühl
Text: Ingeborg Armbrüster
Fotos: Stadtarchiv Rosenheim
Musikbearbeitung und CDs: Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, Bruckmühl
Titelgestaltung: Sabine Weber, Werbeagentur Sebastian Huber, Breitbrunn a. Chiemsee
Satz: TypoScript Ladner, Stephanskirchen
Druck: Format-Druck GmbH, Rosenheim
Auflage: 1.000 Stück
Alle Rechte vorbehalten
Stadtarchiv Rosenheim und Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern. Rosenheim 2002
ISBN 3-9807969-1-4

Umfang: 115 Seiten, Format DIN A4.

Erhältlich im Stadtarchiv Rosenheim und im VMA.
Preis im VMA: mit CD 15,- €, ohne CD 10,- €
Bestellnummer im VMA: Andere-Bücher-01
Kurztitel im VMA: Rosenheimer