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Text zu: Der arme Wirt

  1. Der Wirt ist auf der ganzen Welt der meistgeplagte Mann, / er mag dem Gast tun, was er will, so ist er schlimm daran. / Dem einen ist der Stuhl zu schmal, dem andern ist er z'breit, / |: dem einen ist das Glas zu eng, dem andern ist's zu weit. :|
  2. Dem einen ist das Bier zu kalt, dem andern ist's zu warm, / dem einen hat's an Hopfen z'viel, an Malz ist's beiden z'arm. / Dem einen brennt das Licht zu hell, dem andern brennt's zu blass, / |: der eine will Petroleum, der and're will nur Gas. :|
  3. Der eine will bedienet sein vom Kellner mit an Frackl, / der and're sagt: "Dös mog i net, i will koan so an Lackl!" / A junge Kelln'rin will der oa, der and're will sie "alt". / |: Der eine will die Zunge warm, der and're will sie kalt. :|
  4. Der eine will die Suppen dünn, der and're will viel Brock'n, / die Portion Fleisch ist jedem z'gring und koaner will an Knoch'n. / Das Beefsteak, das soll englisch sein, der oa will's deutsch gebraten, / |: beim andern soll's französisch sein, der Kuckuck kann's erraten! :|
  5. So geht es fort die ganze Zeit! Ja, wenn's einmal passiert, / dass sich der Gast in d'Finger schneidt: "Die Ursach ist der Wirt." / Kriegt einer öfters Übersitz, verliert's Weib die Geduld, / |: dann trifft den Wirt der ganze Blitz, denn er nur ist dran schuld. :|
  6. Drum rat' ich dem Kolleg', dem Freund: Gib's auf, a Wirt zu sein! / Denn unser ganzes Leben is nur Ärger, Zorn und Pein. / Und is ma auch im größten Recht, so darf ma doch nichts sag'n. / |: Drum braucht halt "Einer" auf der Welt: Der "WIRT" den besten Mag'n! :|

Trad.: Nach dem Moritatensingen beim Bürgerfest 1998 am Marktplatz in Murnau sind wir gemütlich eingekehrt in "Karg's Bräustüberl". In dieser Gaststätte kann man noch die traditionellen bayerischen Wirtshaustugenden kennenlernen: gemütliche Holztische und Stühle, freundliche und schlagfertige Bedienungen und umgängliche Wirtsleute mit einer heimatlichen Speiskartn und zivilen Preisen.
Auf der Speiskartn ist ein Gedicht mit sechs Versen abgedruckt, das in selbstironischer Weise das schwere Leben des Wirtes beklagt. In fröhlicher Runde haben wir dieses Gedicht gleich auf die Melodie unserer "Münchner Bierschau" gesungen. Die Wirtsleut hat es gefreut, die anderen Gäste haben keinen Anstoß an unserem spontanen Singen genommen und teilweise interessiert die Ohren gespitzt - ein Wirtshaus, in dem spontanes geselliges Singen noch möglich ist. Hoffentlich gibt es diese Wirtschaft in dieser Form noch lange in Murnau.
Eine Bitte: Wir haben in unserem Taschenliederheft "Wirtshauslieder III" den Text des Gedichtes mit der von uns unterlegten Melodie abgedruckt. Den Wirtsleuten ist der Autor des Gedichtes nicht bekannt. Ein Gast soll es vor Jahren geschrieben oder vorbeigebracht haben. Kennen Sie den Verfasser dieser Verse oder vielleicht wissen Sie, wo dieser Text abgedruckt ist? Für Ihre Hinweise bedanken wir uns herzlich.
Das Lied war mit eigener Melodie auch im Landkreis Tirschenreuth (nördliche Oberpfalz) bekannt und bei Wirtshausgehern beliebt (Auskunft Kreisheimatpfleger Helmut Kreger). Franz Schötz weist darauf hin, dass es auch bei der 2. Oberpfalz-Exkursion des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und des Instituts für Volkskunde 1981 aufgezeichnet wurde. Vorsänger war der Lokomotivführer Hans Plank aus Falkenberg, ein bekannter Coupletsänger und "Wirtshausbursch". Auch beim "Mayr-Wirt" in Erding ist das Gedicht an der Wand eingerahmt zu finden.
Anfragen bei der GEMA und der "Vg Wort" haben 1998 ergeben, dass Lied oder Text nicht bei diesen Verwertungsgesellschaften registriert sind. EBES 1998.
Abdruck: Taschenliederheft "Wirtshauslieder III", S. 4 ff (VMA 2000). TA: Volksgesang mit Begleitung von Akkordeon und Gitarre, EBES.