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Text zu: Der Braunbär "Bruno"

  1. Es war ein Bär in seinen Jugendjahren, / der wurde weggeputzt von dieser Welt, / von Jaagern wurde er erschossen - / beim Spitzingsee war er gestellt.
  2. Er war ein Fremder, Zugereister, / bat keinen nicht um ein Asyl, / war in Tirol und auch in Bayern, / er ging da hin, wo er grad will.
  3. Ihm schmeckten Schaafl und der Honig / und Haserl auch verschmäht er nicht, / dazwischen fraß er Gras und Kräuter, / weil dieses gut ist gegen Gicht.
  4. Im Oberlande drinn die Bauern, / sie alle schrien und schimpften sehr, / da sprach der Herr Minister Schnappauf: / Es müssen Bärenfanger her!
  5. Aus Finnland kamen sie mit Hunden / und suchten ihn bei Tag und Nacht, / der Bär, der Bruno, der war schlauer, / und hat sie alle ausgelacht.
  6. Sie konnten ihn gar nie nicht fangen, / drum sagten sie: Der Bär muaß sterbn! / Die Jaager luden ihre Stutzen - / da Bruno muaß derschossen werdn.
  7. Am 26zigsten Juno, morgen, / da hauchte er sein Leben aus, / am Spitzingsee, dort bei der Rotwand, / dort machten sie ihm den Garaus.
  8. So mußte auch der Bruno sterben, / wie einst der Girgl Jennerwein, / der Jaager, der kriegt einen Orden, / den Bär stellns ins Museum rein.
  9. Da steht er dann viel 100 Jahre, / erinnert stets an diese Gschicht. / Der Jaager und der Herr Minister, / dee kemma gwiß vor s'Jüngste Gricht.
  10. Und die Moral von der Geschichte: / Als Braunbär nimm dich ja in Acht, / bist du nicht schwarz bei uns im Landl, / kannts sei, daß glei der Stutzen kracht.

Trad.: Dieses Lied zeigt, wie aktuell die Volkssänger mit der Liedüberlieferung umgehen: Herr Otwin G. Raab hat "seine" Moritat vom Braunbären Bruno auf die überlieferte Melodie vom "Wildschützen Jennerwein" getextet - am Tage, als der Bär erschossen wurde. Das Volksmusikarchiv erhielt von ihm am 28.6.2006 eine Kopie zur öffentlichen Nutzung und Verbreitung. Dafür bedanken wir uns herzlich bei Herrn Raab. Für das erstmalige öffentliche Singen dieser neuen Moritat im Rahmen des Moritatensingens des VMA in München am 1.7.2006 (ab 10.00 Uhr, Fußgängerzone - Neuhauser Str. 2, vor dem Jagdmuseum) haben wir in Absprache mit Herrn Raab seinen Text auf einem Flugblatt abgedruckt, das seither in weit über 5.000 Exemplaren "unter die Leute" gekommen ist und eine große Nachfrage erlebte. Und wiederum zeigt sich, dass das Volkslied auch in der Gegenwart eine Ausdrucksform der Menschen, ihrer Haltung und ihrer Kritik an der Obrigkeit sein kann. (ES)
Abdruck: Flugblatt "Die Moritat vom Braunbären Bruno", Schreibweise Otwin G. Raab, München (VMA 2006) und in "Informationen aus dem Volksmusikarchiv" (2006/3, S. 36). TA: Volksgesang, Begleitung mit Akkordeon und Gitarre, EBES.