Navigation überspringen.
Startseite

Text zu: Feierabnd

  1. Die Sonn steigt hintern Wald drübn nei, / umsäumt die Wolken rot, / a jeder legt sei Werkzeug hin / und schwenkt zum Gruß sein Hut. / 's is Feierabnd, 's is Feierabnd. / Das Tagwerk ist vollbracht. / 's geht alles seiner Heimat zu, / ganz sachte schleicht die Nacht.
  2. Und übern Wald a Vögerl fliagt / no gschwind seim Nesterl zua. / Vom Dörferl drübn a Glockn klingt, / de mahnt: Legt's euch zur Ruah! / 's is Feierabnd ...
  3. Da ziahgts wia Frieden durch die Brust, / es klingt als wia a Liad, / aus längst vergangnen Zeiten rauscht's / gar hoamlich durch's Gemüat. / 's is Feierabnd ...
  4. Gar manches Herz hat ausgeschlagn, / vorbei ist Sorg und Müh, / und übers Grab ganz sachte ziahgt / a Rauschen drüber hin. / 's is Feierabnd ...

Dieses heute in Oberbayern weit verbreitete Lied stammt aus dem Erzgebirge (vgl. "Auf den Spuren der musikalischen Volkskultur im Erzgebirge", VMA 2009, S. 340). Der bekannte Sänger und Liedermacher Anton Günther (1876-1937) aus Gottesgab hat es 1903 seinem Vater gewidmet und in der Folge wie viele seiner erzgebirgischen Mundartlieder auf Liedpostkarten und Schellackplatten verbreitet.
Besonders der Refrain ist den Volkssängern ans Herz gewachsen - Melodie und Text treffen die Seele der Sänger(innen), die dieses Lied schon in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in das volkläufige Repertoire des heimatlichen und geselligen Singens (sowohl als Vortrag als auch in der Stube, auf der Hausbank, beim Hoagarten) übernahmen. Der oberbayerische Volksmusikpfleger Wastl Fanderl (1915-1991) hat es vielfach bei den alten Sängern festgestellt, aber als "sentimentales" Lied nicht weiterverbreitet. Die Wirtsleute Loni und Martl Meier aus St. Georgen im Landkreis Traunstein haben es in den 1930er Jahren trotzdem gern gesungen - obwohl es ihr Freund und Vorbild Fanderl abgelehnt hatte. Auch heute noch wird das Lied in der alpenländischen Volksliedpflege nachgefragt - z.B. von Männerchören und von Blechbläsergruppen, die es nicht selten bei Beerdigungen auf Wunsch des Verstorbenen oder der Hinterbliebenen vortragen. Auch in den Wunschsendungen des Bayerischen Rundfunks (München) und des ORF-Salzburg war es in den 1960er und 1970er Jahren häufig vertreten. Die Sänger außerhalb des Erzgebirges haben das Lied in ihre Sprache übernommen. Sprachliche Angleichung VMA/EBES 2009.