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Quellenhinweis zu: "Die Schlitt'nreiter" - Landlerpartie

Betrachtet man die handschriftlichen Tanzmelodienbücher seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, so bilden die Tanzweisen im 3/4-Takt die Mehrzahl der aufgezeichneten Melodien. Sie sind in langen Reihen oder sogenannten "Parthien" oder "Touren" in gleicher Tonart hintereinander aufgeführt. Der Name "Landler" ("Ländler") wird hier für die 8- und 16-taktigen Melodien gebraucht. Dabei treten durchaus regionale Unterschiede sowohl in der Benennung als auch im Tempo und in der Melodieführung auf. Harmonische Eigenarten bleiben auf die einzelnen Schreiber und Musikanten beschränkt. Für die 16-taktigen Melodien werden auch die Begriffe "Walzer" und "Halbwalzer" gebraucht.
Die 16-taktigen "Landler", "Halbwalzer" oder "Walzer" werden in längeren Touren - meist in gleicher Tonart - musiziert, wobei in der Regel ein 8-taktiges Zwischenspiel ("2. Teil", "Aushalter") an die 16-taktige Melodie anschließt und diese vom nächsten Landler trennt. Gebräuchlich waren und sind Registerwechsel beim Spiel der "Landlerpartien" zum einen in der Abfolge der Landler, aber auch zwischen Landler und "2. Teil". Die "Landlerpartien" sind eine heute noch gebräuchliche Musizierart in der Blasmusik, bei der auch das auswendige Spiel, das Solospiel und die Improvisation auftreten.
Wolfgang Forstner hat für seine junge Söchtenauer Blaskapelle diese Landlerpartie mit vornehmlich bekannten Weisen zusammengestellt, die in der Melodieführung durch die verschiedenen Register wechselt. Wir haben dieser Landlerpartie den Namen "Die Schlitt'nreiter" gegeben, weil der 4. Landler (von Tenorhorn und Bariton gespielt) auch als Liedmelodie bekannt geworden ist. Wastl Fanderl (1915-1991) hat schon in den 1940er Jahren das Lied vom "Schlitt'nreitn" in die oberbayerische Volksliedpflege eingeführt, das er auf den Salzburger Otto Dengg (Abtenau 1912) zurückführt:
Heut gehn ma auf d'Höh aufi Schlitt'nreitn, ja Schlitt'nreitn, ja Schlitt'nreitn. / Da saus ma sche abi üba d'Schindaleit'n, ja d'Schinderleit'n, holladio.
Schon im 19. Jahrhundert hat die Volksliedpflege gerne bei der Gestaltung neuer Lieder auf überlieferte Landlermelodien zurückgegriffen. Seit den 1970er Jahren ist das Lied auch über Liederblätter in den oberbayerischen Schulen bekanntgeworden.

Noten: dB 6, VMA/ES/WF. Tonauf.: 26.3.2004, Vagen, Ltg. Wolfgang Forstner.