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Text zu: Walserberger Schwärzerlied - "Merkts auf a weng, o meine Herrn ..."

Um den Walserberg, die Grenze zwischen Salzburg und Bayern und die Heimat vieler Schwärzer (= Schmuggler), ranken sich zahlreiche Schmugglergeschichten, bei denen die Grenzaufseher keine gute Figur machen. Drei davon erzählt dieses vielstrophige Lied auf eine für diesen Inhalt beliebte Strophenform:
Da die Grenze gesperrt war für die Einfuhr von Vieh von Salzburg nach Bayern, wurde ein Ochs geschmuggelt und dabei ein auf einem Baum auf Ochsenschmuggler Ausschau haltender Grenzposten durch das vorgetäuschte Fällen des Baumes von dem Ochsenbauern und dessen Knecht in Todesangst versetzt. Bei Liefering passen die Grenzer vergeblich auf die Grenzüberschreitung einer Ochsenherde - und in St. Zeno bei Reichenhall werden zwei von den Grenzaufsehern beschlagnahmte Kühe vor der Versteigerung auf merkwürdige Weise vorbei an den aufgestellten Posten befreit. Der Spott war den "liabn Grenzern" sicher.

  1. Merkts auf a weng, o meine Herrn, i will enk was erklärn, / a weng was vo da Schwärzerei, was i erzähln hab hörn. / Auf da Walserberger Grenz, / da gibts Jaga in Konstenz, / |: de ham ja erst a Stückl gmacht, a recht a wundaschöns. :|
  2. Ja, dass bei uns die Grenz war gsperrt, des woaß a jeda scho, / und darum a ins Bayernland koa Viech net eini ko.
    Darum is a da recht streng, / wo die Grenzaufseher stehn, / |: weils umadum viel Schwärzer gibt, die de Sach recht guat vostehn. :|
  3. Und auf dem Walserberg dadrobn san d'Schwärzer all dahoam, / des is uns alln wohlbekannt, und haltn a recht zamm. / Sie traunt eah eh alls z'toan, / sehgns Aufseher oda koa, / |: und bringa alls hinüber, was wünschen drent in Boarn. :|
  4. Trotzdem bei uns die Grenz war gschperrt, hättns do gern Ochsn ghabt, / es hätt a da a Schwärza a paar herüber bracht; / aba weils halt Leut jetzt gibt, / denen gar nix z'schlecht is, / |: da oa Varäta und die Grenzaufseher hättn d' Schwärzer gern dawischt. :|
  5. Die Grenzaufseher voll Begier, de rennatn rasch zsamm, / jetzt wer ma ge die Schwärzer kriagn, de so an Ochsn ham. / De kriagn an Ochsn a net in zehn Jahr, / dazwischn tean mas gwiß, / |: und gstraft werdn's werdn dann a no schwar, / da feit sich gar koa Haar. :|
  6. Jetzt kemmas zu dem Postn hi, wia wern sie des ostelln, / dass oana da die Schwärza mit die Ochsn z'erscht ko sehgn. / Da schreit glei oana drauf: / "I steig am Bam hinauf, / |: na siech i an Schwärza vo weitn scho, dann wißts, dass er aus nimma ko." :|
  7. Und wia er dann am Bam drobn is, / kimmt a Schwärzer (Bauer) bald daher, / er siaght, dass oana am Bam drobn is, / was will denn ebn der? / Die andern ham si duckt, / gehn zum Ochsnbauern zruck, / |: erzähln eahm da die Neuigkeit und sagn: "Da hats a Luck!" :|
  8. Da Bauer glei voll Begier ruaft seine Knecht glei zamm: / "Nur gschwind mit Sag und Hacka her, den wer ma herunt glei habn!" / Da Aufseher voller Eifer / hats am Bam drobn gar net gspürt, / |: dass heruntn schneidn und hacka toan, bis si da Bam hat grührt. :|
  9. Da Bam, der fangt zum Wackln o, da Aufseher schreit und plärt, / da Bauer schreit zu eahm hinauf, dass er herunt nix hört. / Endli ham sie si dabarmt / üba an solchan Narrn, / |: er is scho ganz erstarrt gwen, is am Bam drobn bald dafrarn. :|
  10. Ma muaß net so voreilig sei, an Schwärza z'fanga kriagn, / es is net alles Gold, was glänzt, tuat oft scho oan betrüagn. / Drum is a des net ganga leicht, / es hat oana 's Fanga gfeit, / |: und no dazu habn's schon des Geld im vorhinein geteilt. :|
  11. Und auf der Rott bei Liefering, des muaß i enk no sagn, / und in St. Zeno bei Reichenhall, was hat si da zuatragn? / Auf da Rott hättns a des Glück, / hättn sieben Ochsn bald dawischt, / |: sie san aba recht voreili gwen, drum sans eahna all ausgwischt. :|
  12. Sie san scho gwesn voller Freud: "Jetzt werdn ma d'Ochsn kriagn!" / und hättn scho den andern Tag die Ochsn volisadiert. / Daweil toans statt dem Lisadiern / mit die Ochsn auf Wals maschiern, / |: und der, dem die Ochsn ghört ham, tuat alle siebmi wieda kriagn. :|
  13. Sie ham glabt, die 17 Hundert Guldn ham sie scho im Sack, / dawei hants grad 66 gwen, da schauts jetzt aus recht lab. / Sie hams net recht opackt, / hamt die Gschicht übasehgn, / |: hättn de Ochsn an Schritt ins Wassa gmacht, na warns scho eahna gwen. :|
  14. Und in St. Zeno bei Reichahall, da hats as a schö gschlengt, / denn auf das Stückl hätt ja do koa Mensch net daran denkt. / Da hams halt a des Glück ghabt, / ham a paar Küah dadappt, / |: und in St. Zeno beim Hofwirt, da hams die Küah eigsperrt. :|
  15. Die Küah stehnt dort a lange Zeit, i woaß gar net wia lang, / jetzt wern die Küah volisadiert, es werd eah scho recht bang. / Sie stelln an Postn auf, / weil Küah in Stall drinn stehn, / |: i woaß net, hat da Postn nix taugt oda is a bsuffa gwen? :|
  16. Den andern Tag wurdns volisadiert, de zwoa dawischtn Küah, / dawei hams ghabt den laren Stall, wer ko denn da dafür? / Drum is a des was Schöns, / wenn ma fleißig Postn brennt / |: ja vor dem leeren Stall, da drent / und man des gar net kennt. :|
  17. Da Hausknecht geht ums Fuatta an Heubodn glei hinauf, / dawei führns eahm die Küah bei da Stalltür hinaus. / Und was da Postn tuat / von Abend bis in da Fruah, / |: is er vielleicht wo anders gwen? Des lass i a scho zua. :|
  18. Aus Dankbarkeit da hams eahn no an Vers higschriebn an Stall: / "Für des, dass uns guat ghaltn habts, bedank ma uns desmal; / fürs nachstemal, da merkts sis enk: / vosteigerts net soglei, / |: denn 's Fuattageld, des kost hübsch was, und selba habts koa Heu." :|
  19. Ihr meine liabn Grenza, merkts euch des Liad recht guat: / Wenn enk mal wieda oana Küah und Ochsn voratn tuat, / dann passts recht guat drauf auf, / packts es o glei recht schlau, / |: sonst kriagts es koane Schwärza in der Walserberger Au. :|

Qu: KP, S. 158-163, "Text bekommen von Schmucker, Ruhpolding. Melodie von Rings-gwandl, Obermiesenbach, 1927. Das deutsche Volkslied, 15. Jahrgang, S. 39, ohne Melodie: Der Contrabund. Inhalt verschieden, doch der Anfang deutet auf Ähnlichkeit." TA: Hans Auer (auch Harfe), Hammerau; 8.6.1991, TH Hittenkirchen, TRL 0009.