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Text zu: "Klarwein bleibt bayrisch!" - 1705

Dieser Text befindet sich als Kommentar auf einer kleinen Kupferstichabbildung, die bislang nur in einem Exemplar, auf dem Vorsatzblatt der Rechtfertigungsschrift von Georg Sebastian Plinganser, überliefert ist. Plinganser, einer der wenigen Anführer der Oberländer Bauern, der die Sendlinger Mordweihnacht 1705 überlebte, verfasste 1716 eine Darstellung der schrecklichen Ereignisse als Rechtfertigung für sein, aus der Sicht des bayerischen Kurfürsten, bedenkliches Engagement. Die Abbildung zeigt im Vordergrund den Bauern "Klarwein" auf einem Acker stehend, in der Rechten seinen Hut haltend, mit der linken Hand auf das am linken, oberen Bildrand wiedergegebene kurbayerische Wappen deutend. Im Hintergrund haut ein Soldat auf dieselbe Figur des Klarwein mit einem Säbel ein. Text und Bild sind ein erschütterndes Dokument des Selbstverständnisses der bäuerlichen Bevölkerung des Kurfürstentums Bayern, die ihr Aufbegehren gegen die unerträglichen Repressionen der österreichischen Okkupation als einen Akt des Patriotismus und der staatlichen Souveränität verstanden, ohne auf Rückhalt und Unterstützung seitens der Bürger und der Beamtenschaft zu stoßen. Für den exilierten bayerischen Kurfürsten kam der Volksaufstand gegen die kaiserliche Macht sehr ungelegen, da sich hierdurch seine Chancen auf einen ungeschmälerten Rückerhalt seines Landes verschlechterten. Hauptleidtragende waren und blieben die Bauern, die in der Personifikation des "Klarwein" ein einziges, zeitgenössisches Denkmal erhielten - das ihnen jedoch unbekannt blieb. (wb)

    Ich Klarwein sag wahr, es ist kein Zweifel: / Wer nit ist bayrisch, den hol' der Teufel! / Man hat mich geschlagen wegen der Treu - / Klarwein bleibt bayrisch, laßt Leben darbei.

Qu: Als Nr. 135 abgedruckt und kommentiert von August Hartmann und Hyacinth Abele in "Historische Volkslieder und Zeitgedichte" (2. Band, München 1910). TA: Sprecher: Dr. Wolfgang Burgmair, München; VMA 26.6.2006.