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Text zu: "Wir wollen lieber bayrisch sterben ..." - 1705/1706

Der Spruch "Wir wollen lieber bayrisch sterben, Als in des Kaisers Unfug verderben" war in den Jahren zwischen 1705 und 1706 auf Fahnen und Trommeln der bayerischen Bauern und Aufständischen angebracht.
Der Historiker, Bibliothekskommissär der Säkularisation und Münchner Hofbibliothekar Johann Christoph von Aretin (1772-1824) überliefert in seiner 1805 in Ulm erschienenen Schrift "Die Oesterreicher in Bayern zu Anfang des 18. Jahrhunderts" dieses Zitat aus einem Brief eines nicht näher genannten kaiserlichen Offiziers vom 15. Januar 1706. Dieser hohe österreichische Militär sieht die Bauernaufstände im Kurfürstentum Bayern mit einem gewissen Respekt und wundert sich über den aufmüpfigen Patriotismus der Bevölkerung, die trotz aller Ermahnungen -"Dehortationen"- die unausweichliche, schreckliche Bestrafung in Kauf nimmt.
Hier werden zwei Hauptaspekte des Konflikts sehr deutlich sichtbar. Die bayerischen Aufständischen hielten an der staatlichen Souveränität des Kurfürstentums fest und opponierten gegen die schweren Lasten der Besatzung. Für die kaiserlichen Okkupationstruppen existierte ein eigenständiges Kurfürstentum Bayern nicht mehr; die Bauern waren somit kaiserliche Untertanen, die es zu bestrafen galt, wenn sie gegen die Bestimmungen der rechtmäßigen Obrigkeit aufbegehrten und diese in Frage stellten. (wb)

    "Sonst ist hiebei nicht genug zu bewundern, daß die Rebellen, derer zu zweimal erlittenen großen Niederlagen und aller Dehortationen ungeachtet, annoch so verblendet, ihrer in den Fahnen habenden Inscription nach
    'Wir wollen lieber bayrisch sterben, / Als in des Kaisers Unfug verderben.'
    sich nebst dem ganzen Lande aufopfern und ruiniren lassen, ehe sie sich kaiserlicher Majestät submittiren"

Qu: Als Nr. 134 mit der Jahreszahl "1705" und umfangreichen Hinweisen abgedruckt von August Hartmann (1846-1917) und Hyacinth Abele (1823-1916) in "Historische Volkslieder und Zeitgedichte" (2. Band, München 1910). TA: Sprecher: Dr. Wolfgang Burgmair, München; VMA 26.6.2006.