Text zu: "Das menschliche Leben" - Bruderkrieg 1866

Das Lied spielt auf den Krieg zwischen Preußen und Österreich an, in dem Preußen unter König Wilhelm I. (*1797 Berlin, 1861 Kg. v. Preußen, 1871 dt. Kaiser, +1888 Berlin) und Bismarck (*1815 Schönhausen; 1862 preuß. Ministerpräsident, 1871-1890 Reichskanzler, + 1898 Friedrichsruh) die Vorherrschaft im Deutschen Bund zu erreichen suchte. Auch Bayern war auf österreichischer Seite in den Konflikt verwickelt und verlor mehrere Gefechte bei Bad Kissingen und Würzburg. Die Niederlage Österreichs bei Königgrätz besiegelte die sogenannt "Kleindeutsche Lösung", die zu einem deutschen Reich unter Ausschluss der K. u. K. Donaumonarchie führte. (WK)

1. Das menschliche Lebn kimmt ma grad a so für, / als wenn ma recht bsoffa war vo dem braun Bier. / Denn die ganze Welt is verruckt, des sagn alle Leut, / des hat ma oft gsehgn bei da kritischn Zeit.
2. Jetzt hama a Zeit, da wos Lebn in Gfahr steht, / aba jetzt is wieda Friedn, bis wieda ogeht. / Und ogehts gwiß wieda, denn des unschuldig Bluat, / ham mir oft sagn ghört, tuat gar nia a Guat.
3. I will koa Prophet sei und a koa Levit, / die Zeit muaß ma nehma, so wias da Herr schickt, / alls des so falsch geht, des sagat i gern, / drum solln die menzhohn Filzhüat bald wegaputzt wern.
4. Warum hams denn jetzt Kriag gführt, was war denn da Grund? / Es hat si nur ghandlt um den deutschen Bund. / A so moant da König von Preußn und Bismarck da fei, / es sollt da Kaisa von Österreich vom Bund ausgschlossn sei.
5. Wegn dem hat da Kriag oghebt, is denn des wert? / A so hat mas in da Zeitung und in Volksblätter ghört. / Aba an Bismarck vo Preußn sollns lebendi siadn / und sollnan aufgsottna ins Bayern einaführn.

Nachgesang: Bettln is vabotn, stehln is dalaubt, / da Kini vo Preußn hats Bayernlandl g'raubt.

Qu/Dr: Dieses Antikriegslied eines einfachen Menschen über den Irrsinn machtpolitischer Interessen und Logik, die Kriegsangst und das Blutvergießen in den Reihen des einfachen Volkes macht betroffen - nicht nur aus bayerischer Sicht. Kiem Pauli hat den Text "bekommen von Gugg, Ruhpolding" (Sammlung Oberbayrischer Volkslieder, München 1934. S.199). Wir haben eine Melodie unterlegt, die sich an ein Neujahrslied aus Pretzfeld/Oberfranken (mit gleichem Textanfang) anlehnt. EBES 2003. TA: Christoph Lambertz (Reichertshofen) mit eigener Gitarrenbegl., VMA 30.1.2004.