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Quellenhinweis zu: König Otto zur Feier seines Namensfestes, Nauplia am 1. Juni 1833

Ottos erster Geburtstag in Griechenland war am 1. Juni 1833. Er wurde 18 Jahre alt. Am 1. Juni 1835 mit dem vollendeten 20. Lebensjahr wurde er für volljährig erklärt. (JM)
Der Autor dieses Huldigungsgedichtes ist der Münchner Mediziner Franz Joseph Maria Waltenberg (1801-1851). Waltenberg promovierte 1825 an der Landesuniversität Landshut im Fach Medizin, lehrte dort von 1827 bis 1829 als Dozent für Medizin und wechselte 1830 in den bayerischen Militärdienst, wo er bis zu seinem Tod 1851 blieb. Neben seiner Tätigkeit als Arzt zählte er zu den vielen bürgerlichen Philhellenen Süddeutschlands; er veröffentlichte 1839 in München eine kleine Schrift mit dem Titel "Entwurf [...] zur Gründung eins literarisch-artistischen Philhellenismus". Waltenberg, der offenbar auch musikalische Ambitionen hatte, stand in den 1820er Jahren in Briefkontakt mit dem Intendanten des Münchner Hof- und Nationaltheaters Joseph von Stich.
Erklärungen zu Begriffen in Strophe 5 und 6: "Themis" ist die Tochter des Uranus und der Gaia aus dem Geschlecht der Titanen in der griechischen Mythologie. Sie ist nach Gaia die 2. Schutzherrin des Orakels von Delphi und kennt die Zukunft. Der "Phönix" ist ein mythologischer Vogel, der verbrennt und aus der Asche neu entsteht. Er ist ein Sinnbild für die Unsterblichkeit. Der Leuchtturm von Alexandria, der "Pharus", ist eines der Sieben Weltwunder. (WB/WK)

  1. Erhebe dich, o Lied zum Königsthrone, / Wo in des Glanzes hehrer Majestät / Vor Bayerns Königs vielgeliebtem Sohne / Ein hochbeglücktes Volk im Jubel steht. / Es flattern weit des freud'gen Herzens Schwingen, / Im Festesglanz ertön' der laute Chor, / Der Liebe und des Dank's Gefühle dringen / Zu Hellas und Bavaria's Stolz empor!
  2. Es ist des schönen Tages erste Feyer, / An dem Dein Volk in heil'ger Rührung weint, / Dein Griechenland, dem jetzt beglückt und freyer / Das Morgenroth der schönern Zukunft scheint, / Aus langem Druck, aus trüber Dämm'rung lebet / Des tief gebeugten Hellas Geist nun auf, / Und dankbar jubelnd, hofft, vertraut und schwebet / Der junge Aar nun auf des Ruhmes Lauf.
  3. Die Gottheit hat nach Hellas Dich geleitet / Und Dir die Kraft zum Riesenbau verlieh'n, / Um Dich des Segens Fülle ausgebreitet, / Vor dem die Schreckgestalten alle flieh'n: / Der Griechen Volk wird kindlich Dir vertrauen, / Von Deines Herzens Edelmuth entzückt, / Und bald wird alle Welt auf Hellas schauen, / Durch Dich in freyer Völker Kreis gerückt!
  4. Bald wird der Ruhm des Griechenland's erschallen, / Aus Trümmern keimt der Vorzeit Herrlichkeit, / Bald wölben sich der Kunst, des Wissens Hallen, / Da kein Barbar Gesittung mehr entweiht: / Das Feld wird blüh'n, des Handels reges Leben, / Der Kunstfleiß wird ersteh'n in neuer Kraft, / Des Volkes Bildung wird sich rasch erheben, / Gepflegt wird, was der Geist nur Schönes schafft.
  5. Und wenn sich einet, was das Leben schmücket, / Der Künste und des Wissens reicher Flor, / Wenn Themis herrscht, Zufriedenheit beglücket, / Hebt sich, ein Phönix, Hellas rasch empor! / Die vor'ge Größe wird dann wiederkehren, / Mit den Heroen jener Wunderzeit / Wird die erstaunte Welt auch Dich verehren, / Dich! Otto! in des Ruhm's Unsterblichkeit!
  6. O Bayerns Sohn! zu Hellas Heil berufen, / Mit Hellas eint heut Bayern seine Lust, / Wir legen heut zu Deines Thrones Stufen / Die heißen Wünsche hoch erfreuter Brust. / Ja, möge Gottes Engel Dich umschweben, / Dir lohnen mit des Glückes schönstem Preis! / Ein Pharus sey Du der Hellenen Leben! / Dir blüht des Ruhmes ew'ges Lorbeerreis!

Qu:: Der Text von Dr. Waltenberg ist abgedruckt in der Zeitung "Die Bayer'sche Landbötin, 2. Juli 1833" (München) mit der Angabe "Lithographie von Rentschafts-Sekretär Forster (Nauplia)". Ans VMA in Abschrift gegeben durch Prof. Dr. Jan Murken 2009. TA: Sprecher: Willi Grosser, Starnberg; VMA 10.9.2010.