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Text zu: "A diam aufn Abnd werd gwischpit und gredt" - Gaßlliad

Ein nächtlicher Zuhörer belauscht ein Fensterlgespräch: Der Bua peilt zuerst die Lage, er möchte sein Begehren nicht zugeben. Das Mädchen freut sich über sein Kommen und bittet ihn jede Nacht zu kommen. Das wird ihm zu eng und er beginnt sie zu beleidigen: Sie sei zu dürr zum "Fastn brechn". Der Streit spitzt sich zu, sie werfen sich gegenseitig körperliche Mängel vor. Schließlich geht der Bua davon.

  1. A diam aufn Abnd werd gwischpit und gredt, / san die Buam auf da Woad statt dahoam in eahn Bett; / kimmt oana ans Fensta, a lebfrischa Bua, / er hat allwei gwischpit, und i los eahm zua.
  2. "Schöns Deandl, mach auf und laß redn a paar Wort, / i ha net lang Zeit, i muaß glei wieda fort, / bal da's Aufsteh net leicht okimmt, nacha bleibst liegn, / balst ebba moanst, mi hät da Hunga hertriebn."
  3. "Geh Bua, daß d' so sakrisch warst heut mit mir, / mir is scho den ganzn Tag Zeitlang nach dir, / und balst ge net kemma warst, hät i koan Ruah, / i bitt di recht gar schö, kehr alle Nacht zua."
  4. "Daß i alle Nacht zuakehr, hast net vonötn, / bei dir zaudürre Hex kunnt i mir koan Hunga tödn; / du tatst oan grad recht in die Augn stechn, / bei dir kunnt i mir eh nia koa Fastn brechn."
  5. "Jetzt scherst di vo mein Fensta, du sakara Bua, / vo dir hät oani die ganz Nacht a no koa Ruah, / du jagst allwei uma wia die Böck an Summa, / mögst ja frei schrei vor lauta Menschahunga."
  6. "Deandl, dei schöni Gstalt, de hat mi gfreut, / hast hint und vorn umi, bist umadum gleich, / hast an Bauch aufn Buckl, des Ding is so fei, / hast zwoa Zweckei aufgsteckt, wo a Bünkei soll sei."
  7. "Du sakara Bua, jetzt scherst di weg vo mein Bett, / mit dir hät oani die ganz Nacht a no des Gfrett; / du hast a paar Füaß wia a Sesslsteckn, / san untn schö broat, sischt vosinkst an Lettn."
  8. "Du hast Zähn wia a Roß, Deandl, i bleib dabei, / dir geht koana zuawi, du beissast oan glei, / hast katzgraue Augn wia a Latschnboschn, / auf dein Gsicht hams deacht amal Bohna droschn."
  9. Da Bua tuat an Schnackla, aft is a woaßt wo, / und 's Deandl schreit nachi: "I moans net a so, / /: ja bals das du mit a ra jedn so machst, / dann derfst di scho schleun, daß d' no oani dadabst!" :/

Qu: KP, S. 216-217, "Vorgesungen von Ringsgwandl-Köckbauer, Obermiesenbach-Ruhpolding, 21.11.27." TA: VMA/TRL-0087; Georg Sojer und Pongratz Gstatter, Ruhpolding; 7.2.1992, Haus des Gastes in Inzell.