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Text zu: Einer von den schlimmsten Räubern oder: Gump und Gänswürger

  1. Einer von den schlimmsten Räubern: Gump, getaufet Ferdinand, / der in Walding war geboren, war ein rechter Höllenbrand.
  2. In der Schul wollt er nichts lernen, ein gar wilder Knab er war. / Und er raufte ganz verwegen immer mit der Buben Schar.
  3. Aus der Schule in die Lehre kam der Gump mit sechzehn Jahr. / Traf dort Eduard Gänswürger, der fortan sein Kumpel war.
  4. Reichertshofen hieß das Städtchen, wo er in der Lehre stand. / Gump verliebt sich in Maria, wo ein kurzes Glück er fand.
  5. Als Maria ihn verlassen und dahin nach München zog, / und Gump hörte, dass sie dorten andere liebt und ihn betrog:
  6. Ist er selbst dahin gegangen – um zu sehen, was sie trieb. / Und er fand sie tief gesunken, weil für Geld sie Männer liebt.
  7. Als sein Herz er sah betrogen, floh Gump rasend wieder fort. / Und bald war er in der Heimat bei den Eltern wieder dort.
  8. Bald trieb er mit Freund Gänswürger sein Unwesen ungeniert. / Und im Jahre neunundsechzig wurden beide inhaftiert.
  9. Zwei Jahr später, frisch entlassen wird der Gump zum Dieb bald schon. / Als Gänswürger ist entflohen, trafen sie sich in Karlskron.
  10. Und mit andren üblen Burschen gründen sie ein' Räuberband, / die sich in dem Donaumoose groß an Zahl zusammenfand.
  11. Wildgediebt und viel gestohlen wurde von der Räuberschar. / Aber von dem Menschenblute nicht befleckt die Hand noch war.
  12. Gänsewürger, Faltermeier waren Freunde von dem Gump: / Jeder von dem saubren Kleeblatt Zoll für Zoll ein großer Lump.
  13. Als es hat am Geld gefehlet, schrecken sie nicht mehr zurück. / Und ein Raubmord ward beschlossen, ein gar grausigs Schurkenstück.
  14. Und bei Meilenhofen fielen gleich zwei Mann von ihrer Hand. / Eine Barschaft von siebnhundert Gulden sich bei ihnen fand.
  15. Und bei Karlskron sie erschossen bald darauf ein Krämersweib. / Denn ein Mord ist solchen Burschen nur Pläsier und Zeitvertreib.
  16. Gänsewürger wird erschossen rückwärts von des Gumpens Hand - / und Verbrechen geben Zeichen, wo er aufhält sich im Land.
  17. Auch der Kommandant Herr Bauer, stationiert zu Hohenwart, / ist als Opfer Gumps gefallen, als er ihn verfolget hat.
  18. Endlich wurde Gump gefangen und nach München abgeführt. / Dort hat man nach seinen Taten streng geforscht und inquiriert.
  19. Alle seine Übeltaten wurden endlich aufgedeckt. / Über soviel Grausamkeiten waren alle sehr verschreckt.
  20. Doch bevor er steht vorm Richter, wo man ihm das Urteil spricht, / ist der Räuber Gump gestorben, steht vorm himmlischen Gericht.

Im Donaumoos sorgten in den Jahren 1871-1873 zwei berüchtigte Räuber für Angst und Schrecken, aber sie boten auch Stoff für Gespräche, Zeitungsartikel und Schauergeschichten: Ferdinand Gump (geb. 1844 in Waldering) und Eduard Gänswürger (geb. 1843 in Grillheim) trieben ihr Unwesen in den damaligen Gerichtsbezirken Ingolstadt, Neuburg, Pfaffenhofen, Mainburg, Rottenburg, Schrobenhausen und Aichach mit brutaler Härte und besonderer Grausamkeit.
Hans Fegert beschreibt in seinem Buch "Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger – zwei Raubmörder aus dem Donaumoos" (Kösching 1992) den Lebenswandel des Verbrecherduos von der gemeinsamen Lehre bei einem Zimmermeister in Reicherts-hofen 1860 über erste Haftstrafen von 1869-1871 bis hin zu den aus Diebereien und Straßenraub erwachsenden Mordtaten. Auch die Liebe des Gump zur späteren Prostituierten Maria Wagner, der oft vergebliche und endlich erfolgreiche Einsatz der Gendarmerie unter Leitung von Untersuchungsrichter Zaska (Gefangennahme am 4. Juni 1873 in Wolnzach) und die vorangegangene Ermordung des Stationskommandanten Bauer von Hohenwart werden geschildert. Besonders Gumps Mord an seinem Komplizen Gänswürger erregte Abscheu. Gump starb am 23. November 1873 in Münchner Untersuchungshaft an Lungenschwindsucht.
Ein "sonnenverbranntes, schwarzhaariges" Bänkelsängerpaar aus dem "Böhmischen" hat schon im Jahr 1873 auf den Marktplätzen der Region eine "gar schaurige Moritat vom Räuber Gump" mit Drehorgel und Moritatentafel vorgetragen. Wir haben auf dieser Grundlage eine Neufassung von Text und Melodie erstellt. EBES 1997.
Heft: Moritaten VII, S. 8, VMA 1997. TA: Gemischte Sängerrunde, ab Strophe 4 Wechselgesang Frauen/Männer; Martin Prochazka (Begleitgitarre), Fischbachau; 28.4.2012, VMA.