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Text zu: XIV. Freinderl, kennst du das Haus

  1. Freinderl, kennst du das Haus / drunt am Paradeplatz, / da wo so manches Madl / seinen Schatz drin hat. / Denn die da drinnen sitzen, / die schaun so traurig aus, / das ist das teure, teure "Lasst's mi aus!" / Denn die da drinnen sitzen, / die schaun so traurig aus, / das ist das teure, teure "Lasst's mi aus!"
  2. In da Früah um halbe sechse, / da geht der Jammer los, / da schepperns mit de Schlüssl, / dann sperrns da auf dei Schloß, / |: und mit de Wasserkübin, / da rennans hin und her, / ja mit koan Maßkruag leider nimmermehr. :|
  3. Mittags um halbe zwölfi, / da kriagst dann dei Menage, / Freinderl, de wannst sechatst, / des is a wahrer Graus. / |: Erst wannst as fressn müaßatst, / na kamst ja glei ins Spital, / da lebast a nimmer lang, / vareckatst bald. :|
  4. Auf d' Nacht um halbe achte, / da kriagst dann dei Matratzn, / Freinderl, de is z'bissn / vo de Mäus und Ratzn. / |: Und vo de Läus und Flöh, / da kriagst halt a koa Ruah, / bis in den andern Tag / in aller Fruah. :|
  5. Ja meine liabn Leut, / jetz werds doch oamal gscheit, / denkts nur an einen Gott, / an die Gerechtigkeit. / |: Es ist ein hartes Los, / wenn man verriegelt ist, / denn nur die Freiheit ist / das Paradies. :|
  6. Eine alte Kupplerin, / die einst vorüberging, / die dacht in ihrem Sinn: / Ja, da war ich auch schon drin. / |: Da wo koa Vogerl singt / und a koa Zither klingt, / da ist de Luft net rein, / da sperrns di ein. :|
    (Nachgesang:) Das war die Sennerin / von Sankt Kathrein.

T/M: Dieses in Altbayern beliebte "Gefängnislied" ist wohl aus einem Wiener Flugblattlied (um 1850) entstanden und von den Wirtshaussängern auf eine populäre Melodie mit jeweils passendem Ortsbezug "Münchner", "Laufener", usw.) benannt worden. Kiem Pauli und Josef Bauer, vulgo "Kraudn Sepp", haben es ab 1920 in Oberbayern populär gemacht.