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Text zu: "Die heilige Otilia ist blinder geborn" - Gedenktag am 13. Dezember

Am gleichen Tage wie der heiligen Lucia von Syrakus gedenkt die Kirche der heiligen Otilia (Odilia), die ebenfalls bei Augenleiden angerufen wird. Sie lebte von ca. 680 bis 720 und war erste Äbtissin in dem von Vater Herzog Attich gestifteten Kloster Hohenberg/Elsaß. Zu ihrem Grab am Odilienberg, wie Hohenberg dann genannt wurde, entstand eine große Wallfahrt. Odilia wird vor allem in Süddeutschland hoch verehrt. Ihre Heiligtümer finden sich meist an Quellen oder auf Bergen. Sie ist die Landespatronin des Elsaß.

  1. Die heilige Otilia ist blinder geborn, / sie bringt ihrem Vater ein grimmigen Zorn, / ihr Vater wollt's nicht leiden.
  2. Er lasst ein Fässlein binden. / Er tut die heilge Otilia hinein. / Er schreibt ein Brieflein oben drauf.
  3. Er tragt sie auf das Wasser hinaus. / Sie schwimmt davon drei Tage und Nacht. / Sie schwimmt dem Müller vor sein Rad.
  4. Der Müller sprang bei der Türe hinaus: / "Ach Gott, was ist vor meinigem Rad, / dass meine Mühle bleibt stehen?"
  5. Er tragt das Fass in die Stuben hinein. / Er schlagt ihm gleich den Boden hinein. / Er tut die heilge Otilia heraus.
  6. Er zieht sie auf bis dreizehn Jahr, / bis sie ein gewachsenes Mädchen war. / Er schickt sie in die Schule.
  7. Die Schulkinder heißen sie "Gfundenes Kind". / Das wollt das Mädchen nicht leiden. / Sie tut sich gleich bekleiden.
  8. Sie kniet sich auf ein Marmelstein. / Sie kniet sich Löcher in die Bein. / Sie weinet bittere Tränen.
  9. Und was ist gschehn, gschiecht nimmermehr, / dass ein Kind sein Vater aus der Hölle erlöst, / dass ein Kind sein Vater aus der Hölle erlöst.

Trad.: Aus der deutschen Kolonie Veszpremfaisz im südlichen Bakonyer-Wald/Ungarn, aufgezeichnet von Anna Loschdorfer (Jahrbuch des österr. Volksliedwerkes, Wien 1935, S. 111f "Tatilia-Lied"). Neuf.: Geringe Änderungen EBES 1990. Veröff.: BH 29, S. 20. TA.: VMA/TGV-0140; Freisinger Dreigesang: Ingrid Gimpl-Fleck, Haimhausen; Michaela Zebisch, Freising; Diane Mattes, Marzling; Git.: Peter Neumaier, Dachau; 8.9.1990, TH Hittenkirchen.