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Text zu: Nr. 227. – "Freut euch des Friedens!" [1805]

Der auf einem Flugblatt überlieferte Text dieses Liedes trägt die Überschrift "Baierisches Volkslied auf den Frieden". Gemeint ist hier der "Friede von Preßburg" (26.12.1805), in dem Österreich u.a. die staatliche Souveränität Bayerns samt der in den vorangegangenen Jahren erhaltenen Gebietserweiterungen garantieren und darüber hinaus Tirol bis Trient an Bayern abtreten musste. In den verschiedenen Strophen wird chronologisch der politisch-militärische Weg bis zum Friedensschluss geschildert. Da Bayern zunächst militärischer Verbündeter Österreichs war, drohte die territoriale Vereinnahmung durch den mächtigen Nachbarn einerseits und die militärische Vernichtung durch die feindlichen Truppen Napoleons andererseits. Um einer definitiven Entscheidung zugunsten Österreichs zu entgehen, floh der bayerische Kurfürst Max IV. nach Würzburg, hatte aber zuvor im Geheimvertrag von Bogenhausen das Bündnis mit Frankreich besiegelt (Strophe 3). In der Schlacht von Ulm besiegte Napoleon am 17.10.1805 die Österreicher. Der bayerische Kurfürst konnte wieder nach München zurück und die französische Armee rückte in die österreichischen Erblande ein (Strophen 4-9). In der entscheidenden Schlacht von Austerlitz am 2.12.1805 wurden die vereinigten österreichisch-russisch-preußischen Heere geschlagen. Für Bayern war der politische Kurswechsel zu Napoleon entscheidend; Napoleon stärkte seinen neuen Verbündeten durch die Rangerhöhung zum Königreich. Durch die Verheiratung seines Stiefsohnes Eugène de Beauharnais mit Auguste, der Tochter Max IV. von Bayern, gelang es dem korsischen Aufsteiger, familiäre Beziehungen zu einem der ältesten europäischen Adelshäuser zu knüpfen. Das Lied ist als offizieller Jubelgesang konzipiert und endet daher im Lobpreis Napoleons und seiner Ehefrau Josephine, seines Stiefsohns Beauharnais, seiner künftigen Schwiegertochter Auguste, deren Bruder Ludwig sowie dem bayerischen Kurfürsten-, bald Königspaar, Karoline und Max. Geschickt wählt der unbekannte Dichter die damals wie heute sehr bekannte Melodie des Liedes "Freut euch des Lebens" für sein propagandistisches Jubellied. (WB)

    Refrain: Freut euch des Friedens! Singet im Jubelton! / Preiset den Kaiser – Napoleon!

  1. Der beste Vater, Gott versöhnt, / Wenn seine Kinder Zwietracht trennt, / Dieselben wieder brüderlich / Zur schönsten Harmonie. – Freut euch …
  2. Es kam vom fernen Norden her / Der Ruß mit einem wilden Heer / Und Österreich droht' fürchterlich / Dem guten Bayerland. – Freut euch …
  3. Maxmilian sieht die Gefahr, / Mit der sein Land umgeben war. / Er flieht und schließt zu Würzburg sich / An Frankreichs Krieger an. – Freut euch …
  4. Bei Ulm begegnet sich der Feind. / Mit Bayern war der Frank vereint, / Napoleon an ihrer Spitz' / Und Mack bei Östreichs Heer. – Freut euch …
  5. Man rüstet sich zu einer Schlacht. / Der Donner brüllt – die Vorsicht wacht / Und hält die Wage in der Hand / Und Frankreichs Schale sank. – Freut euch …
  6. Nach diesem ersten Wagestück / Zog sich der Feind nach Ulm zurück. / Napoleon umzingelt ihn; / Kein Mann kann ihm entfliehn. – Freut euch …
  7. Es strecken vor Napoleon / Vor ihm, dem großen Glückessohn / Bei fünfundzwanzigtausend Mann / Die Waffen hin zur Erd. – Freut euch …
  8. Wie wenn der Blitz die Erde schlägt / Und alle Herden von sich schreckt, / So war nun Östreichs Heer zerstäubt / Vom Sieger Galliens. – Freut euch …
  9. Froh kommt nun Maximilian / In München, seiner Hauptstadt, an. / Sein Blick belebt mit neuem Mut / Der Bayern Biedersinn. – Freut euch …
  10. Der Sieger dringt in Östreich ein / Und über Steiermark und Krain / Vereint er mit Massena sich. / Prinz Karl zieht sich zurück. – Freut euch …
  11. Prinz Murat naht der Kaiserstadt; / Sie fleht, empfiehlt sich seiner Gnad. / Der Hof war mit dem Schatz entflohn; / In Mähren stand das Heer. – Freut euch …
  12. Der Russe trotzt bei Austerlitz / Mit Alexander an der Spitz / Und Kaiser Franz, mit ihm vereint, / Führt seinen Rest zum Kampf. – Freut euch …
  13. Die Schlacht beginnt, der Donner brüllt, / Die Menschheit zagt, der Himmel hüllt / In Pulverdampf sein Antlitz ein, / Das Schwert färbt sich mit Blut. – Freut euch …
  14. Napoleon durcheilt die Reihn, / Ruft seinen Kriegern Feuer ein. / Sie dringen vor, der Russe weicht, / Entschieden ist der Sieg. – Freut euch …
  15. Gekämpft war die Dreikaiserschlacht, / Getilgt auch Alexanders Macht / Und Kutusow und Michelsohn / Erkennen ihren Herrn. – Freut euch …
  16. Franz ging, besorgt für seinen Thron, / Zum vor'gen Freund Napoleon. / Er spricht: "der Friede sei mit uns!" / Der Sieger willigt ein. – Freut euch …
  17. Nun zittre, feiner Staatsmann, Pitt! / Vernimm, was dein Alliierter litt! / Ihm ist Trafalgar kein Ersatz; / Er haßt von nun dein Gold. – Freut euch …
  18. Der Sieger zieht nun weg von Wien; / Sieh seine Stirn mit Lorbeern blühn! / Mach Friede! sonst wird London selbst / Die Fahnen Frankreichs sehn. – Freut euch …
  19. Vernimm auch du, Napoleon, / Der Bayern Dank und Jubelton! / In ihren Herzen lodert dir / Der Liebe Flamme hoch. – Freut euch …
  20. Und Vater! dir, Maxmilian / Frohlockt der treue Untertan; / Er jauchzet hin aus voller Brust / Zu deinem Königsthron. – Freut euch …
  21. Auch leb' Eugen und Josephin', / Auguste, Ludwig, Karolin'! / Und immerdar Napoleon / Und Maximilian! – Freut euch …

Qu: Hartmann/Abele, 1913, Nr. 227 [1805]; "Baierisches Volkslied auf den Frieden" altes Flugblatt in der Bibliothek des historischen Vereins von Oberbayern. "Nach der Melodie: Freut euch des Lebens" (letzteres Lied von Martin Austeri mit Melodie von Hans Georg Nägeli 1793). Anpassung Text und Melodie EBES 2015.
TA: Moritz Demer (auch Harfenbegleitung) und Volksgesang von Freunden der "Münchner Schule für bairische Musik"; VMA 17.4.2015.