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Text zu: Nr. 230. – "Ertöne hoch, o Feierlied" [1806]

Auch bei diesem Liedtext handelt es sich um einen Flugblattdruck, der von offizieller, bayerischer Seite in der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg aus Anlass der "Vereinigungs-Feyer […] mit den Königlich Bayerischen Landen" am 15.9.1806 verteilt wurde. Die ehedem selbständige Reichsstadt Nürnberg tendierte wirtschaftlich, kulturell und konfessionell eher zu den protestantisch Brandenburg-Ansbachischen Landen Preußens. Allerdings verhinderte die enorme Schuldenlast, die die Reichsstadt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts angehäuft hatte, jede erfolgversprechende Verhandlung um Angliederung. Dagegen war Montgelas daran gelegen, die Grenzen Bayerns nach Norden auszudehnen, um die wichtigsten Handelsrouten zu den Wirtschaftszentren in Norddeutschland zu nutzen. Im Sommer 1806 gelang es, das Markgraftum Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg dem jungen Königreich Bayern anzugliedern. Der sog. Ansbacher Landbanco, eine wirtschaftlich sehr gut etablierte Bank, wurde zur Basis der nachmaligen bayerischen Staatsbank, wohingegen von der Reichsstadt Nürnberg rund 2 Mio. fl (Gulden) Schulden durch Bayern übernommen werden mussten. Sehr schnell erfolgte die administrative Eingliederung, die vor Härten nicht zurückschreckte und die jahrhundertealten Verwaltungs- und Machtstrukturen Nürnbergs beendete. Friedrich Karl Graf von Thürheim (1763-1832), seit 1803 für Bayern als Präsident der fränkischen Landesdirektion in Bamberg und Würzburg eingesetzt, trat 1806 als offizieller Vertreter des bayerischen Königs in Nürnberg auf (Strophe 5). Seine Regierung als bayerischer "Generalkommissär" in den Jahren 1808 bis 1814 in Nürnberg, Ansbach und Bayreuth führte jedoch zu Aufständen und antibayerischen Kundgebungen. Der bayerischen Verwaltung gelang es zunächst nicht, den wirtschaftlichen Niedergang Nürnbergs aufzuhalten, was zur weiteren Verarmung der Stadtbevölkerung beitrug. Erst die Industrialisierung und der Ausbau Nürnbergs zum Zentrum der Eisen- und Elektroindustrie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Stadt zu neuer Bedeutung. Im Liedtext von 1806 wird vor allem an die Loyalität der Nürnberger zum bayerischen König und seinem Repräsentanten appelliert (Strophen 3-5) sowie ein verheißungsvolles Zukunftsbild entworfen, das jedoch auf sich warten ließ. (WB)

  1. Ertöne hoch, o Feierlied, / Der bessern Zeit entgegen, / Die neues Leben uns verheißt, / Entfeßlung dem gebundnen Geist / |: Und unserm Handel Segen! :|
  2. Die höh're Hand, die Alles lenkt, / Hat unser Los entschieden. / Heil uns, daß es so glücklich fiel! / Wir sehen nun ein schönres Ziel / |: Für unsre Stadt hienieden. :|
  3. Ein König, dessen Namen längst / Die Menschheit hoch verehret, / Der sein Volk über alles liebt, / Gerechtigkeit und Güte übt, / |: Ist unserm Wunsch gewähret. :|
  4. Hoch lebe dieser gute Herr! / Hoch leb er mit den Seinen! / Ihm schwören gerne Treue wir, / Denn immer sah zum Guten hier / |: Man Gutes gern sich einen. :|
  5. Hoch lebe auch der edle Mann, / Der unsers Königs Willen / Gewerb und Handlung zu erhöhn / Und seine Bürger glücklich sehn / |: Nun bei uns wird erfüllen! :|
  6. Und du, o neues Vaterland, / Mit dem wir jetzt verbunden, / Stets blühen sollst du, blühen ja, / Gesegnete Bavaria, / |: Bis zu den fernsten Stunden! :|

Qu: Hartmann/Abele, 1913, Nr. 228 [1806]; "Gesang zur Vereinigungs-Feyer Nürnbergs mit den Königlich Bayerschen Landen. Den 15. September 1806". Alter Druck in der Stadtbibliothek zu Nürnberg (2 Bl. in 8°). "Melodie: Stimmt an den frohen Rundgesang". Melodieanpassung EBES 2015.
TA: Kurt Reithofer, Dürrwangen; M. Prochazka (Gitarrenbegl.), Fischbachau; VMA 19.4.2015.