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Text zu: Nr. 252. – "Wo aus, Napoleon? wo aus, wohin?" [1813]

Bayern hat nun die Seiten gewechselt und stellt sich gegen Napoleon. Die Menschen haben in den napoleonischen Kriegen heute Unvorstellbares erlitten. Dieses Lied ist kurz nach der Völkerschlacht von Leipzig, etwa im November 1813, entstanden. Es gibt einen fiktiven Dialog zwischen dem bayerischen Heerführer Fürst Wrede (1767-1838) und Napoleon wieder: Wrede fragt Napoleon, wo er (wohl nach der verlorenen Schlacht bei Leipzig) hin wolle und erteilt ihm den Rat "gescheit zu bleiben", denn er war schon vor dem Russlandfeldzug mit Napoleon wegen dessen Gier und Machtstreben aneinander geraten und hatte sich damals noch eine Abfuhr geholt. Napoleon antwortet ihm darauf, dass er über den Rhein übersetzen wolle. Die französische Macht wird durch den Adler symbolisiert, wie er auf den französischen Truppenstandarten angebracht war. Zunächst wolle er aber in Hanau Quartier beziehen. Wrede hatte nach der Völkerschlacht, die noch ohne bayerische Beteiligung abgelaufen war, versucht, den Rückzug der französischen Armee zu stören und war bei Hanau wider Erwarten auf die französische Hauptarmee gestoßen. Zwar hatten die Bayern dieses Gefecht verloren, hatten sich aber gegen die Übermacht tapfer geschlagen. Symbolisiert wird dies hier damit, dass sich Napoleon darüber beklagt, dass der bayerische Löwe den französischen Adler gerupft habe. Wrede wurde dafür stellvertretend für seinen König in den Kreis der Siegermächte aufgenommen.(WK)

  1. Was führst denn du im Sinn? Wo willst noch hin? / Willst du die Welt beschau'n? / Dir ist nicht recht zu trau'n. / |: Reis' nur nicht gar zu weit / Und bleib gescheit! :|
  2. "Französischer Adler! jetzt fliegst übern Rhein. / Kommen wir nach Hanau, da kehren wir ein. / Dort schlag ich mein Quartier. / Vielleicht begegnet mir / |: Joseph Maxmilian; / Den greif ich an." :|
  3. "Bayrischer Löwe! dein Kampf ist ein Graus. / Du rupfst mir mei'm Adler die Federn all aus. / Das hätt ich nicht gedacht, / Daß ein' so große Macht / |: Schon bei der ersten Schlacht / Ganz umgebracht." :|

Qu: Hartmann/Abele, 1913, Nr. 252 [1813]; Mündlich aus Giesing (Vorstadt von München).
TA: Julia Langwieder, Sauerlach; Moritz Demer (Harfenbegleitung), Bad Endorf; VMA 17.4.2015.