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Text zu: Nr. 254. – "Grüaß di Got, guata Freund!" [1813]

Dieses Lied spielt kurz nach der Völkerschlacht von Leipzig. "Wanapart" ist die verballhornte Form von Bonaparte. Der Fragende möchte gern wissen, ob Napoleon nach den verschiedenen Gefechten, insbesondere nach der Völkerschlacht von Leipzig von 16.-19.10.1813 noch immer keine Ruhe gebe. Darauf antwortet ihm der Freund, dass man Napoleon hinauskomplimentiert habe. Auch berichtet er von einem Briefwechsel zwischen der russischen Kaiserin und dem Prinzen Ferdinand. Es müsste sich hierbei um Elisabeth Alexejewna (1797-1826), die Gemahlin Zar Alexanders I., handeln, die als Prinzessin Luise von Baden geboren wurde – und um Erzherzog Ferdinand von Este (1781-1850), der 1805 Oberbefehlshaber des 3. österr. Armeekorps vor Ulm und 1809 des 7. österr. Armeekorps vor Warschau war. Bei der Stadt, die der Kommandant nicht aufgeben will, könnte es sich um Leipzig handeln. Bemerkenswert ist die Betonung "in dem deutschen Lande". Damit wird das in und nach den Befreiungskriegen entstandene deutsche Nationalgefühl thematisiert. (WK)

  1. Grüaß di Got, guata Freund! / "He, Bruada, was gibts Neu's? / Wo kommst her?" Aus Sachsen. / "Wie gehts darinnen zu? / Gibt Wanapart noch kein' Ruh / In dem deutschen Lande?"
  2. Wanapart ist nicht mehr hier. / Er ist schon ausmarschiert / Aus dem deutschen Lande. / 'S G'loat hamm'r eam aussi gebn. / Er kann sich nicht mehr rührn; / Er ist nicht im Stande.
  3. Die russisch Kaiserin / Schrieb dem Prinzen Ferdinand / Und ließ ihm sagen: / Er soll nicht gehn nach Haus, / Bis daß der Streit ist aus. / Er wollt es wagen.
  4. Der Herr Napoleon / Schickt ein'n Trompeter an / Die Front von der Stadt, / Ließ den Kommandanten fragn, / Ob er die Stadt will habn / Oder will 's aufgeben?
  5. Der Kommandant von der Stadt, / Der viel Courage hat, / Der ließ ihm sagen: / Er soll nur rücken an / Mit hunderttausend Mann! / Er wollt es wagen.
  6. Darauf ging 's Schießen an / … [von vielen tausend Mann] / Daß 's donnert und kracht. / Ach, Gott vom Himmelreich, / Steh uns doch diesmal bei! / Schenk uns das Leben!

Qu: Hartmann/Abele, 1913, Nr. 254 [1813]; Mündlich bei Tittmoning an der Salzach (Oberbayern). Umbildung eines Liedes aus dem siebenjährigen Krieg, das oben, gleichfalls nach mündlicher Quelle, mitgeteilt wurde (Nr. 184: Grüaß di Got, Bruada mei! Was woaßt denn heit guats Neu's? Kimmts her aus Böhm? etc.). Melodieneugestaltung und Textanpassung teils nach überlieferten Motiven, EBES 2015.
TA: Maria und Hans Auer (auch Harfenbegleitung und Textergänzung), Hammerau; VMA 8.5.2015.