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Text zu: "I bin da boarisch Hiasl" – Da boarisch Hiasl

Eins der zahlreichen Lieder über den "Boarischen Hiasl", Matthäus Klostermaier (1736-1771), der sich im 18. Jahrhundert lange Zeit als Räuber und Wilderer mit Unterstützung der einheimischen Bevölkerung halten konnte, bis er schließlich doch gefasst und hingerichtet wurde. Viele "Hiasl–Lieder" wurden zum Missfallen der Vertreter der Obrigkeit (z.B. Jäger, Polizisten) öffentlich angestimmt. Neben Einzelbeschreibungen seiner Untaten/Morde in Ich–Form finden sich in diesem Lied zahlreiche Motive und Verse, die auch in anderen Hiasl–Liedern verarbeitet wurden, z.B. die Hilfe durch die Bauern, das Recht auf die eigene Jagd zum Überleben, der "Fürst der Wälder" – und anderer Freiheitsbilder, die mit dem "Hiasl" verbunden werden. Sein "Gäu" war die Region zwischen Augsburg und München – zu beiden Seiten vom Lech: Im "Schwäbischen" wurde er dann der "Boarische Hiasl" genannt.

  1. I bin da boarisch Hiasl, koa Kugl geht mar ei, / drum fürcht i koan Jaga, und sollts da Teifi sei, / und sollts da Teifi sei!
  2. Im Wald drauß is mei Hoamat, im Wald drauß is a Lebn, / da schiaß i Reh und Hirschal, |: und Wildschwein a danebn. :|
  3. Was soll i mi a fürchtn, mei Kugel trifft ja guat, / und wenn die Streifn kemma, |: des sagt ma z'erscht mei Huat. :|
  4. Und wenns mi a umringa, de dumma Eslköpf, / sehgns mi, den Hund, den Buam, |: so lafas glei, de Tröpf. :|
  5. Und tean mi d'Feind vafolgn, und lassn mia koa Ruah, / kriag i halt oan in d'Klaun, |: so muaß ers büaßn gnua. :|
  6. Was d'Jaga tuat vodriaßn, des gschicht mit größter Freud, / nachst hams ma betn müassn, |: und macha Reu und Leid. :|
  7. A himmilanga Jaga hat droht, er hängt mi auf, / dawei is umkehrt ganga, |: wia oft im Lebenslauf. :|
  8. Im Wald san mir zammkemma, des hat koa Mensch it denkt, / beim Schopf hab i eahm gnomma |: und schnell am Bam naufghängt. :|
  9. I bin der Fürst der Wälder, und koana is mir gleich, / so weit der Himmi blau is, |: so weit geht a mei Reich. :|
  10. Das Wild auf weiter Erde is freies Eigentum, / drum laß i mi net hindern, |: denn wers net schiaßt, war dumm. :|
  11. Es gibt koa schönres Lebn, wia i führ auf da Welt, / de Bauern gebn ma z'essn, |: und wenn is brauch, a Geld. :|
  12. Drum tua i d'Felder schützn mit meine tapfren Leut, / und wo i a nur hikimm, |: o Gott, da is a Freud! :|
  13. Und kommt die letzte Stunde, und schliaß i d'Augn zua, / Soldatn, Schergn und Jaga, |: erst dann habts ös a Ruah. :|
  14. Da wird sich 's Wild vermehren und springen kreuzwohlauf, / und Bauern werden ruafn: |: "Steh, Hiasl, steh noch auf!" :|

Qu: KP, S. 100-102, "Aus dem Liederbuch der Kathl Kaffl, Bauerstochter von Wörnsmühl bei Miesbach. Bekommen von Hauptlehrer Brunnhuber, Elbach. Andere Texte bei Mautner und Schlossar und Buchner." TA: VMA/TRL-0083; Annemarie Meixner, Vagen; 13.10.1991, Hittenk.