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Text zu: Siebzger Auszug

Im Streit um die Besetzung des spanischen Throns verkürzt und entstellt Reichskanzler von Bismarck am 13.7.1870 eine Meldung über den Verzicht auf die Kandidatur Hohenzollern-Sigmaringens so sehr ("Emser Depesche"), dass am 19.7. Frankreich Preußen den Krieg erklärt. Die süddeutschen Staaten – durch Verträge gebunden – folgen dem Norddeutschen Bund und machen mobil. Hier setzt das Lied ein und beschreibt (Strophe 1-9) den Aufmarsch bis zum 4.8.1870, als es bei Weißenburg im Elsass zum ersten Gefecht zwischen Bayern und Frankreich kam. In den folgenden Strophen erfolgt eine – teils beleidigende – Generalabrechnung mit Kaiser Napoleon III. (1808-1873) in Gstanzlart.

  1. Und im Juli siebzig sind wir abgereist
    und dort angekommen, wo mans Lechfeld heißt,
    da begeben wir uns auf den Lagerplatz,
    wo gar mancher denkt an seinen Schatz.
  2. Und im Lechfeld sind wir schon den dritten Tag,
    da heißt es immer exerziern mit Sack und Pack,
    da hat a jeda gschoitn: / "Es sois da Deifi hoin,
    wenns net weida geht, / da bleibn ma net!"
  3. Auf oamai kommt Befehl, / jetzt muaß ma weida schnell,
    auf die Eisnbahn / bei vierzigtausend Mann,
    wir fahren Tag und Nacht, / das alle Wägn ham kracht,
    ja da Rheinpfalz zua, / mei liaba Bua.
  4. Als wir nach Stuttgart kamen, / da waren wir gut aufgenommen,
    da brachtns uns Brot und Wein / bei die Wägn herein,
    da hat nun allessamt im hohen Vivat glebt,
    und zum Dank ham wir die Kappen ghebt.
  5. Und von Stuttgart weg, / da fahrn ma no a Streck,
    a so a dritthaib Stund, / ja wann is nenna kunnt,
    es is a schöni Stadt, / i woaß hait do net grad,
    da hama a Schweinas kriagt, / das neamd nix siagt.
  6. Aba jetzt faits ma ei, des Nest, / des is hait Bruchsal gwest,
    wo ma ausgstiegn san / vo da Eisnbahn,
    dort hams uns weida gjagt: / "Jetzt müaßts maschiern", hams gsagt,
    da hama Gsichta gmacht, / wünsch guate Nacht.
  7. Von da nach Germasheim, da hama biwakiert,
    und den andern Tag sa ma wieda abmaschiert,
    von da nach Weißnburg, des is a schöni Stadt,
    da wos zum erschtnmal gerappelt hat.
  8. Von ein Uhr nachmittag, / da geht es Schlag auf Schlag,
    da fain auf beide Seitn / a große Menge Leut,
    und die schwarzn Turkos, was die Wildn san, [Turkos = frz. Kolonialtruppen aus Nordafrika]
    de müassn uns gschicha ham, weis glafa san.
  9. Gar viele tausend Mann / hat der Napoleon,
    und der Preußnkönig, / der hat a net zwenig,
    Badn und Württnberg, die ham sich auch erzeigt,
    daß dem Franzosn san net guat geneigt.
  10. Aba Leutln, paßts auf auf mi, / des wißts ja so, daß i – [ab hier: andere Melodie]
    allawei dümma wir, / i kon aba nix dafür.
    Mit dem Franzosnkriag, / net daß enk i olüag, –
    hams mi ganz damisch gmacht, / wünsch guate Nacht.
  11. Ja es is gwiß koa Gspoaß, / wer die Gschicht saiba woaß, –
    allawei in Regn und Wind, / draußd auf die Felda liegn,
    z'fressn war a oft zweng, / wenn ma so nachi denkt, –
    und des schwar Tragn dazua, / Elend hast gnua.
  12. Ja i hab ma scho gnua dafahrn, / na hättns oan no fürn Narrn, –
    o meine liabn Herrn, / da kannt i gifti wern,
    wanns da so gscheid dischkriern / und ham a so a Hirn –
    ais wia a Schweizastier / – Sepperl adier.
  13. Und da Kaisa Napoleon, / des is a gscheida Mann, –
    mia haman aba do belauscht / und ham eahm d'Leut austauscht,
    da hat a gschaugt so trüab / ais wia a Zwetschgndiab, –
    d'Stiefi hat ar a valorn, / mitsamt die Sporn.
  14. Jetzt muaß da Kerl bafuaß geh, / des is halt a net schö, –
    bai er auf Preußn kimmt / und a Paar z'leicha nimmt,
    was aba net Unrecht war, / soit man glei schnoatn a –
    und mit a paar Eisn bschlagn, / war a a schöns Tragn.
  15. Aba gai, Kaisa, jetzt bist gstait, / is da da Karrn aufgschnait, –
    und da Gaul ar umgfalln, / wia a Franzosenschnain,
    z'erscht hättst uns du blamiert, / warst nach Berlin maschiert –
    und hättst dort Mittag gspeist, / des hama gneist.
  16. Ja Brüadal, da bist gstimmt, / bai oana zu die Preußn kimmt, –
    der is amai da Hirsch, / wei die Herrn saiba dürscht,
    in Frankreich gibts Wei grad gnua, / und mia haif ma a dazua, –
    und macha kennts uns nix, / des is vaflixt.
  17. Aba jetzt muaß as do baid glabn, / mit seine Esldarm –
    und mit sein Schwanahirn / muaß a a Trumm Land valiern;
    hättst eha Friedn gmacht, / glei nach da erschtn Schlacht, –
    na hättst deine Stiefi no, / vostehst mi scho.
  18. Ja es is gwiß a Schand / fürs ganz Franzosnland, –
    Napoleon, du gscherta Tropf, / mit dein Parisakopf,
    d'Leut hast ins Elend gstürzt, / viele hast 's Lebn vakürzt –
    mit dein vafluachtn Kriag, / net das i lüag.

Qu: KP, S. 176-179. "So habe ich das Lied immer gesungen. Gelernt habe ich dasselbe vom Hartl, genannt Scherrer-Bauer, am Tegernseer Berg, 1910; er behauptete, sein Bruder sei dabei gewesen, als es gedichtet wurde. Professor Dr. Otto Maußer schrieb in der Augsburger Abendzeitung im 'Sammler' über das Lied; Dr. L. Thoma sandte ihm mein Lied. Auch dem Queri gab er es." TA: Hannes Janßen (auch Gitarrebegleitung), Lenggries; 18.4.2015, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0411.