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Text zu: Ein bayrisches Lied

Das Lied schildert die Situation in Bayern um 1805 beim Ausbruch des 3. Koalitionskrieges. Am 8.9.1805 marschierte Österreich in Bayern ein und wollte Bayern auf seine Seite zwingen. Kurfürst Max IV. Joseph hatte unterdessen im Vertrag von Bogenhausen den Anschluss Bayerns an Frankreich beschlossen. Ab Ende September drängte Napoleon die österreichischen Truppen zurück, um sie dann am 2.12.1805 bei Austerlitz zu besiegen.
[Hinweise: Strophen 3 und 11: papiernes Geld = Österreich gab sog. "Bancozettel" als Vorläufer des Papiergelds heraus, die ständig abgewertet wurden; Str. 5: Maxens Namensfest = Namenstag des Kurfürsten Max IV. Joseph am 12. Oktober; Str. 7: Mack = österreichischer General, wurde am 8.10.1805 bei Ulm besiegt; Str. 9: "gelb und schwarz" = kaiserlich-österreichische Farben; Str. 14: um englisch Geld … = Kritik am Verkauf von Landeskindern als Soldaten in Übersee.]

  1. Auf, Bayern, auf ins freie Feld / und zeiget jetzt der deutschen Welt
    den Sabel in der Hand.
    Seht, eure Brüder jagten schon / den Wind von Osten längst davon
    |: aus eurem Vaterland. :|
  2. Es kamen hunderttausend Mann / meist ohne Strümpf und Schuhe an
    und holten dies bei euch;
    sie zogen in Parade aus / und ließen ihren Mut zu Haus,
    |: die Herren von Oesterreich. :|
  3. Und weil bei ihnen Hungersnot, / so holten sie in Bayern Brot
    um schmutziges Papier;
    dann nahmen sie noch obendrein / die meisten Städte Bayerns ein
    |: aus Dankbarkeit dafür. :|
  4. Sie suchten dann im vollen Lauf / zu München Kassen, Zeughaus auf
    und fanden alles leer;
    dann fingen sie ganz windig an, / daß jetzt in Bayern Maus und Mann
    |: vor ihnen flüchtig wär. :|
  5. Sie wollen Maxens Namensfest / hier feiern auf das allerbest
    und baden sich im Wein;
    da flohe Bayerns Held herbei / und wußte wie gedörrten Spreu
    |: die Horde zu zerstreun. :|
  6. Sie liefen atemlos am Inn / und hatten da was in dem Sinn,
    doch Wrede ließ nicht Zeit;
    die Bayern peitschten hinten drein / und trieben sie wie Schaf und Schwein
    |: mit Mut und Munterkeit. :|
  7. Zu Ulm in unserm Schwabenland, / wo hunderttausend Mannschaft stand,
    da sah es übel aus;
    doch packt der Franzmann ihren Mack / und schob ihn in den Futtersack
    |: und schutzte ihn nach Haus. :|
  8. Es lebe nun der Franzmann hoch, / die Freundschaft brenne lichterloh
    in unserm Bayerland;
    und wer ein braver Bayer ist, / der schätze unsers Franzmanns List
    |: und seine treue Hand. :|
  9. Oft wehte gelb und schwarze Fahn / zu München unsern Löwen an,
    das war für uns nicht gut.
    Nun sieht man auch im Wiener Staat, / daß Bayern blaue Fahnen hat,
    |: gestickt mit Treu und Mut. :|
  10. Nun wandle jeder Bayer her, / nehmt Feuerrohr und Seitengwehr
    für Vaterland und Max,
    und schwinget die Windbeutelei, / sie hält kein Wort, sie hält kein Treu
    |: wie Weiber ihren Flachs. :|
  11. Es lebe Max als Bayerns Sonn, / mit ihm ist Held Napoleon
    der Erste in der Welt;
    sie kämpfen für gerechte Sach / und zeigen, Oesterreich ist so schwach
    |: wie ihr papiernes Geld. :|
  12. Kaum hören sie des Franzmanns Ton, / so laufen sie wie Blitz davon
    und wollen ihn nicht sehn,
    und lassen Stück und Magazin, / wo meistens ihr Courage darinn,
    |: auf zehen Meilen stehn. :|
  13. Der Russe, ihr Alliierter, brennt / aus Freundschaft, die so oft genennt,
    wohl ganze Dörfer ab,
    und für gegebnen Trank und Speis / bekommt der Landmann auch zum Preis
    |: die große Knut ins Grab. :|
  14. Um englisch Geld verkaufen sie / vieltausend Menschen gleich dem Vieh,
    wo ist die Menschlichkeit?
    Drum haben sie auch nirgends Glück / und überall hat Mißgeschick
    |: den Untergang bereit. :|
  15. Doch Bayern kämpft für Vaterland, / für Nation und ihren Stand,
    für die gerechte Sach.
    Gott segnet die Gerechtigkeit, / das höret auch, ists noch so weit,
    |: der Kaiser im Gemach. :|
  16. Ziehn unsre Truppen einst zurück / mit Siegespalmen, Ehr und Glück,
    dann freuet, Bayern, euch;
    sie werden uns erzählen dann, / wie jeder Bayer zehen Mann
    |: zerschlug auf einen Streich, :|
  17. und daß mit diesem Schlagen all / gekommen ist der Wunderfall
    für unsre künftge Zeit.
    Vom Osten bläst kein Wind mehr her, / denn alles wird jetzt schindelleer
    |: auf halbe Ewigkeit. :|
  18. Und wenn dann dieser Wind nicht geht, / wie fest daß nachher Bayern steht,
    das wissen alle wir;
    und Kaiser, Held Napoleon / gibt unserm Vater Max die Kron
    |: als Freundschaftslohn dafür. :|
  19. Nun, Bayern, auf ins freie Feld / und zeiget jetzt der deutschen Welt
    den Sabel in der Hand;
    seht, eure Brüder jagen schon / den Wind von Osten längst davon
    |: aus eurem Vaterland. :|

Qu: KP, S. 194-198, Text. "Aus einem alten gedruckten Liederbuch 'Ein bairisches Lied zur Wiener Musik, verfertigt zu Ende des Windmonats 1805.' ..." Mel: EBES 2006. TA: Markus Krammer (auch Zitherbegl.), Ebersberg; 16.11.2014, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0407.