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Text zu: Was ham die Buam jetzt für a Lebn?

Das Lied beklagt die Aushebungen zum Militärdienst. Vor allem seit dem Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 war es bei den Eroberern Bayerns Praxis geworden, Bauernsöhne zum Militär zu pressen. Dies brachte für die Bauern nicht nur den Wegfall einer Arbeitskraft, sondern in der Regel auch den Verlust des Hoferben und der damit verbundenen Altersvorsorge mit sich. Auch die Rekrutierung zur bayerischen Armee war in Kriegszeiten nicht besser. Bis zum Tod König Max I. betrug die Wehrpflicht 8 Jahre, wobei Kriegsjahre doppelt zählten. Seit 1828 betrug sie offiziell 6 Jahre, reduzierte sich aber infolge von Urlaub und dergleichen auf 15-18 Monate. Ab 1866 betrug sie dann 3 Jahre. Gerade in den Kriegszeiten der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 1. Weltkrieg erinnerten sich die ländlichen Sängerinnen und Sänger an dieses bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im Chiemgau (Sammlung Kammerlander/Sojer) bekannten "Trauerliedes", das auch die Sorgen der Eltern thematisiert. Die letzte Strophe zeugt von der Hilflosigkeit der einfachen Menschen.

  1. Was ham die Buam jetzt für a Lebn, / bei dera schlechtn Zeit; / was kunnt eahm oana außasehgn, / gar nix wia großes Leid; / wenns san so achtzehn, neunzehn Jahr, / wenn d'Arwat oan tuat frei, / so muaß scho oft a Bua davo, / kunnts schlechta wohl no sei?
  2. Und is a frisch und is a gsund, / so toant ihn d'Herrn eischreibn; / ko er wartn auf sei Unglücksstund, / zu Haus muaß eah er bleibn; / da Kaisa schickt aus seine Herrn / und laßt die Buam holn all; / megst geh mit Unwuin no so gern, / es hilft euch nix amal.
  3. Sie nehmas heut grad, wias eah taugt, / Soldatn müaßts agebn; / auf d'Eltern werd ganz weni gschaut, / wias eahna werd no gehn; / die Gschwistat woan, oft groß und kloa, / bei die Eltern hats koa Ziel, / ach Eltern, jetza pfüad euch God, / jetzt müaßts halt Not leidn viel.
  4. Ihr Eltern, ach, ein traurigs Lebn / habt ihr jetzt in dieser Zeit; / ihr müßt wegn uns viel Sorgn ausstehn / und habt gar wenig Freud; / de junga Jahr, de müassn dro, / drum fang ma jetza o; / es dauert nur a kurze Zeit, / dann kemma ma wiedrum zamm.
  5. Ja seids getrost, es nimmt a End, / es geht vorüba scho; / wenn mia amal in Himmi sind, / is größer aft da Loh; / mia müaß ma halt a so fortlebn, / und 's Kreiz geht nimma aus; / a bißl lusti, liabe Leut, / und mach ma uns net viel drauß.

Qu: KP, S. 200/201. "Vorgesungen von der Gugglbergerin und Johanna Hallberger, Ruhpolding, 20.11.27. Text von Kreß, Ruhpolding." TA: Hannerl Bauer und Irmgard Kastner, Inzell; 7.2.1992, Haus des Gastes, Inzell; VMA/TRL-0099.