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Text zu: Soldaten aus Rußland

Heimkehrende Soldaten beklagen ihr Soldatenleben, die schweren Kriegserlebnisse, die verschwendete Lebenszeit und das Elend der betroffenen Familien. Sie danken aber Gott für ihre Rückkehr. Das Lied benennt konkret den Russlandfeldzug Napoleons und die Schlacht bei Leipzig: Nach dem russischen Feldzug Napoleons 1812 kehrten aus dem bayerischen Kontingent von 34.000 Mann gerade noch 3.000 Mann zurück. Entsprechend schlecht war die Stimmung in Bayern, so dass unter diesem Eindruck am 8.10.1813 im Vertrag von Ried Bayern die Seite wechselte und man damit bei der Völkerschlacht von Leipzig (16.-19.10.1813) zu den "Gewinnern" gehörte.

  1. Es kommt die längst gewünschte Stunde, / sie kommt und kehret bei uns ein, / die Jünglingsjahre sind verschwunden, / mich freuts nicht mehr, Soldat zu sein. / Wo sind sie hin, die schönen Stunden, / wo sind die jungen Jahre schon, / beim Militär sind sie verschwunden, / als wie der Rauch sind sie davon.
  2. Nun dank ich Gott und meinem Schöpfer / und heb die Händ zum Himmel auf / für diese Gnad, daß ich noch lebe, / jetzt hab ich wiederum freien Lauf. / Es ist ein Traum nur hier auf Erden, / und glücklich der, ders nicht vergißt, / daß alles Gehn und alles Werden / von Gott erschaffen und vergänglich ist.
  3. Soldat heißt viel, wenn mans betrachtet, / er setzt sein Leben hier aufs Spiel, / im gringen Preis wird er geachtet / und stürzt sich hin aufs Mordgewühl. / Er muß in Rauch und Pulverdämpfen / sowie bei kalter finstrer Nacht / in blutigem Schweiß und schweren Kämpfen, / bei Sturm und Wind stehn auf der Wacht.
  4. Wieviel von meinen Kameraden / sind geblieben im Kampf und Streit, / ich sah sie in ihrem Blute baden, / jetzt sind sie in der Ewigkeit. / Ich sah sie dort vor meinen Füßen, / dem fehlt ein Arm, dem fehlt ein Fuß, / dort sah man blutige Tränen fließen, / was nicht ein Soldat leiden muß!
  5. Wieviele sind in Rußland blieben, / bei Moskau dorten auf der Brück, / vor Hunger und Kälte aufgerieben, / es kommt ja keiner mehr zurück. / Da weint der Vater und die Mutter, / da sie ja ihren Sohn verlorn, / dort weint die Schwester um den Bruder, / weil er in Rußland ist erfrorn.
  6. Napoleon tut sie nicht verschonen, / er stellt sein ganzes Kriegsheer an, / was übrigblieb, ist auch zerronnen / in der Schlacht bei Leipzig dann. / Da ging sein großer Plan verloren, / er sah sein Heer in Trümmer gehn, / Napoleon spitzte seine Ohren, / jetzt ist es nun um ihn geschehn.

Qu: KP, S. 202-204. "Bekommen von Bürgermeister Schmucker, Ruhpolding, 1927. Vorgesungen von Anni Döllerer, Reit im Winkl, 1927." TA: Annemarie Meixner, Vagen und Eva Bruckner, Berchtesgaden (auch Git.begl.); 16.11.2014, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0405.