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Quellenhinweis zu: Halbwalzer (1) – aus einem Notenbuch von Josef Lang (mit 2 Klarinetten)

Die "Halbwalzer" – 16-taktige Tanzmelodien im Dreivierteltakt – sind in ganz Oberbayern, besonders aber im Oberland und im Tegernseer Tal charakteristisch für die halb schriftlich, halb auswendig überlieferte Tanzmusik. In dicken Notenhandschriften der Musikanten stehen diese Halbwalzer seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in langen durchnummerierten Reihen in gleicher Tonart, meist zweistimmig für Klarinetten aber auch für Blechinstrumente. Die Notenschreiber unter den Musikanten (wie hier Josef Lang, 1893-1968) haben diese Melodien von anderen Handschriften oder Drucken abgeschrieben, umgearbeitet oder auch eigene Melodien erfunden.

Beim Musizieren am Tanzboden wurden – nach einer Einleitung ("Spitz") – aus den aufgeschriebenen Halbwalzer-Reihen (hier für 2 Klarinetten) gerade passende Nummern ausgewählt und mit auswendiger Begleitung (hier durch Ziehharmonika, Gitarre und Streichbass) gespielt. Der obligatorische 2. Teil zu jedem Halbwalzer wurde in der traditionellen Musizierpraxis auswendig von einem anderen Register (hier Ziehharmonika) draufgespielt – dann kam der nächste Halbwalzer der Klarinetten, usw. , usw. Halbwalzer und obligatorischer 2. Teil gehören formal zusammen und ergeben jeweils eine ganze Walzernummer, so wie sie im 19. Jahrhundert in vielen Tanzmusikdrucken aufscheinen. Die ländlichen Musikanten notierten aber nur den 1. Teil als "halben Walzer".

TA: Kreuther Klarinettenmusi; Studioaufnahme im BR, 15.11.1979 (80/4197).