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Text zu: Da Stier

Ein Bauer aus Hammerau kauft in St. Leonhard beim Viehmarkt einen Stier und erntet daheim ein großes Gelächter, denn dem Stier fehlen die Hoden. Auch die Kühe im Stall, zu denen der Stier hineingestellt wird, machen sich über ihn lustig. Der Sänger gibt den guten Rat, das nächste Mal beim Viehmarkt genauer hinzuschauen, gegebenenfalls eine Hebamme mitzunehmen, weil die sich in solchen Dingen auskennt. Der Gesang ist ein Beispiel für die vielen lokalen/regionalen Lieder, die auf geläufige Melodien echte oder den Orten angedichtete Geschichten erzählen.
  1. Immer gibt es Neuigkeiten / auf dem Land und in der Stadt, / und was man hört von Leuten sagen, / reden sie bald dies, bald das. / Da Oani redt vom Ochsnkafa, / daß a muaß so umalafa, / da anda erzählt a Stiergschicht gar, / i kos net glabn, aba do is wahr.
  2. Nachst im schönen Leahardt drent / is wieda amal a Viechmarkt gwen, / da hat a recht a gscheida Bauer / an Stier steh sehgn, und der war sauber. / Er meßt den Stier mit seina Schnur, / der Kerl hat glei sechsahalb Schuah, / drauf schaugt an bei die Hörner o: / "Den Stier feit nix, den kaf i scho!"
  3. Und weil da Stier koan Fehla ghabt, / drum san de Zwoa glei weida dappt, / er bandlt an Stier bei die Hörna vorn / und führtn dann mit sich ins Boarn. / Wias herkemma san in d'Hammerau, / sagt oana: "I möcht dein Stier oschau!" / Der aba fängt glei 's Lacha o, / da Stier, der hat koa Gebngeld dro.
  4. Und es san ja lauta gscheide Bauern / drentn gwesn, ganze Scharn, / aba daß da Stier koan Beutl hat, / des tuat halt koana gwahrn! / Jetzt is da Stier in Boarn herent, / sei Beutl liegt in Östreich drent, / da Bauer gab an Fünfa her, / wenn oana an Beutl zwegn bracht her.
  5. Da Stier, des is a guata Kerl, / der macht zu Fuaß de lange Streck, / denn da Leahardt is vo da Hammerau / ja mindestens zwanzg Stund weit weg. / Vor lauta Hunga muaß er Gras abbeißn, / vor lauta Nout ko er nimma scheißn, / 's Gebngeld hi, koan Beutl mehr, / ja meine Leut, des is a Gscherr!
  6. Und wias den Stier in Stall nei habn, / da hats die größte Gaudi gebn, / die Glocknkuah, des schlaue Viech, / hat glei des Ding dasehgn. / Die Küah, de fanga 's Lacha o, / schaugn bald an Stier und an Bauern o / und oani sagt zu da andan stad: / "Des is koa Stier net, der mas draht!"
  7. Da Stier, der hat sich hoamli denkt: / "Was werd da Bauer toa mit mir? / Er ko mi zu koan Ochsn braucha, / und no viel weniga zu ran Stier!" / Ja da Stier, der muaß ja selba lacha, / ja wer werd eahm denn die Kaibi macha? / Des Ding hat ja da Stier net gwißt, / daß da Bauer ja selm oana is.
  8. Wennst wiedramal am Viechmarkt gehst, / dann tuast mein guatn Rat probiern, / da führst an Stier vors Gebärhaus hi, / und laßtn vo da Hebamm visitiern, / denn d'Hebamm sagt das ganz akrat, / wo ma an Beutl findn tat, / bei ihr is nur um an Dappa z'toan, / na hats den Großn und den Kloan!
  9. Wennst wiedramal an Leahardt gehst, / sei net so dumm, i sag das fei, / aufn Viechmarkt gibts koa Sittlichkeit, / schaugst eah nur zwischn d'Haxn nei. / Denn weil bei die Stier in Leahardt drennt / da Beutl zwischn die Füaß drinn hängt, / drum schaugts nur koan bei die Hörner o, / denn da hängt da Beutl seltn dro.
  10. D'Regierung hat fuchzg Mark ausgsprocha / zur Belohnung für den Mo, / der für den gschnittna Invalidn / den richtign Beutl bringa ko. / Ja, Stierbeutl kamadn hundert glei, / aba da Richtige war net dabei, / aba 's Stoahüglaland, des is bekannt, / weils um an Stierbeutl zweni hamt!
Qu: KP, S. 169-171, Melodie S. 167. "Bekommen von Streibl Max beim Brandler, Zell bei Ruhpolding, 21.11.27. Melodie vom Schwärzerlied: Immer gibt es Neuigkeiten." TA: Hans Auer (auch Harfenbegleitung), Hammerau; 3.8.2017, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0454.