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Text zu: Hennastock-Hiasl

Diese Schwankgeschichte erzählt in 18 Strophen detailliert die sonderbaren (fiktiven) Erlebnisse eines Burschen, der unbemerkt beim Dirndl einsteigen will: Durch das enge Fenster mit der Eisenstange schafft er es nicht, so probiert er es durch das Hühnerloch. Mühsam klettert er hinein, doch die Hühner und der Hahn machen einen Radau und wecken Bauer und Bäuerin. Der Bursche erzählt dem Bauer, dass er keineswegs wegen der Dirn hier hineingekrochen sei, sondern er habe gehört, dass man recht gescheit wird, wenn man sich unter den "Hahnabam" legt. Der Bauer lacht ihn aus und jagt ihn zum Hühnerstall hinaus. Der Bursche gibt dem Bauer ein Trinkgeld, damit er diese Blamage nicht weitererzählt.

  1. Bei uns hat's erst kürzli a schöni Gschicht gebn, / sowas habts nia ghört, da wett i ums Lebn! / A so als wia da Bua hats koana ogstellt, / drum is sie 's a wert, daß mas den Leutn dazählt.
  2. A lustiga Bua geht zum Fensterln auf d'Nacht, / er hats mit sein Deandl in Richtigkeit bracht, / er hat sie gfragt, ob s 'n net eilassn kunnt, / er möcht bei ihr schlafa, a zwoa, a drei Stund.
  3. "Ja," sagt des Deandl, "des Ding war net schlecht, / wennst a Loch findn tatst, mir was scho recht! / Bei koana Tür konnst net rei, de toan ja alle schrei, / tat uns da Baua hörn, des kunnt was wern!"
  4. Drauf sagt des Deandl: "Wia stell mas denn o? / Schau, obst beim Fensterl da net eina konnst!" / "Ja," sagt da Bua, "des laßt si probiern, / laßt si ja d'Eisnstanga a weng biagn!"
  5. Da Bua, der ziagt 's Jankerl a und er probierts glei da, / er hat si griebn und bogn und übern Buckl d'Haut azogn, / 's Deandl fangt 's Jammern o, daß er net eina ko, / "schau, obst koa Loch net findst, daß d' eina kimmst!"
  6. Da Bua, der laft rund ums Haus, drent fallts eahm ei: / beim Hennaloch kunnts no bald des Gscheida sei! / Er ziagt glei aus den Stock und meßt glei ei sein Kopf, / des Loch is gwiß net z'kloa, des kunnts scho toa!
  7. Er hat si niedaglegt und hat si lang ausgstreckt, / 's Gwandl hat er untern Hahnabam eigsteckt, / 's Loch geht nach der Scheibn, er woaß si net einaz'reibn, / wegn meina bleibt allas hint, weils aso stinkt.
  8. Wia a da drinna is, jetz is a wieda gstimmt! / Haman die Henna ghört, de ham glei aufbegehrt, / da Gogl hat a glei gschroin, den soll da Teifi holn, / den konn i net daleidn in meina Steign!
  9. Jetz woaß a eahm nimma z'ratn, sonst konn er neamad fragn, / d'Henna san saugrob damit, da Gogl gibt a koan Fried; / jetzt woaß as eahm nimma o'dstelln, laßts enk des Ding dazähln, / jetz hat er an Vataunsa bet, des is erst nett!
  10. Aba moan tuat a scho, es is eahm alls oto, / daß er net aussa kimmt, dawei bis da Baua kimmt; / da ganz Kerl is voll Hennamist, daß a nimma zun Kenna is, / auf amal fangt Bäurin z'schrein glei o:"Gschwind steh auf, Mo!"
  11. Da Baua steht auf von Bett und findt sei Hosn net, / Bäurin hört net auf zun schrein, jetzt laft er in Hemat rei; / er spricht den Geist glei o, ob er'n net dalösn ko, / denn in seina Hennsteign derf er net bleibm.
  12. "Geist, ich beschwöre dich, schlägst du mich, wehr ich mich!" / Er hat glei Weihwassa gspritzt, wia wenn ern datränka müaßt, / da fangt da Geist zum Redn glei o: "Zum Erlösn war i scho, / alle Türn müassn offa steh und es ins Bett geh!"
  13. "Aha," hat da Baua gsagt, "der hät was anders ghabt, / und was i mi auskenn, hät er die Dirn gern mögn! / Wia hast denn jetz des in Sinn, daß du da eina kimmst? / Moanst, i hab mei Dirn in da Hennasteign drinn?"
  14. "Geh, Baua, geh ma weg, zweng da Dirn hats koa Eck, / hab scho oft plaudern hörn, daß ma kunnt gscheida wern, / wenn ma si untan Hahnabam lag, wo oft da Gogl kraht, / jetz hab is probiert, dawei hats mi ausgschmiert!"
  15. "Du bist a narrisch Viech," sagt da Baua mit lauta Gift, / "d'Henna hast selm dahoam, an Hahbam ko'st a hoamtragn, / wennst moanst, daß mei Hennamist a no weng bessa is, / nimmst da den a no mit, aba mir laßt mein Fried!"
  16. "I brauch ja dein Hahnabam net, konnstn scho ghaltn, dein Dreck, / wenn i nur draußn war, geh, Baua, hilf mar!" / Da Baua nimmt an Ochsnzö: "Wart, Luada, i hilf da ge, / wennst ge net aussakimmst, du Sakrame!"
  17. Er hat kam drei Wartl gsagt, hat an scho beim Schopf ghabt, / da Bua hat vo lauta Load in d'Hosn einigsoacht [einegmacht]. / Bäurin fangt z'schrein wieda o: "Fang grad mit den nix o, / laß ma grad den an Fried, was tuast denn damit!"
  18. Aba da Bua is gscheida gwen, hat an Bauan a Trinkgeld gebn, / daß er nix sagt davo, was er heut Nacht hat to. / Da Baua nimmt 's Trinkgeld o und sagt koa Wort davo, / grad mir hat ers gsagt, sonst hät is net dafragt.

Qu: KP, S. 339-342. Kiem Pauli bringt den Text ohne Melodie und auch – für ihn untypisch – ohne Quellenangabe. TA: Wir haben versucht, diese vielgliedrigen Strophen mit teils gängigen Melodiemotiven zu verbinden (EBES 24.7.2017). Markus Krammer (auch Zitherbegleitung), Ebersberg; 3.8.2017, VMA Bruckmühl; VMA/TRL-0457.