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Text zu: Prinz Eugenius, der edle Ritter – [1717]


Der hier vorliegende Text aus der Sammlung Kiem Pauli (1882-1960) stammt wohl von einem Flugblatt des 18. Jahrhunderts. Die im Liedtext gleich zu Beginn erwähnte zweite Eroberung Belgrads fand am 16.08.1717 durch den Prinzen Eugen statt. Bereits 1688 hatte der bayerische Kurfürst Max Emanuel (1662-1726) Belgrad von den Türken zurückerobert. 1690 war die Stadt und ein großer Teil des Balkan wieder unter türkische Oberhoheit gelangt. Die auf einem Hang am Zusammenfluß der Save in die Donau gelegene Festung Belgrad galt als fast uneinnehmbar. Daher war es eine große logistische und technische Herausforderung durch die Anlage einer Pontonbrücke – unter feindlichem Beschuß – ein Vorrücken der kaiserlichen Armee auf die Festung zu bewerkstelligen. Dies wird im Liedtext in der zweiten Strophe angesprochen. Der weitere militärische Ablauf wurde v.a. durch den Einsatz von Kanonen (Str. 6: "… Kartaunen groß und klein …") bestimmt. Die Begeisterung über den Erfolg des Heerführers Prinz Eugen (1663-1736) bestimmt die Strophen 4 bis 6. Die Vertreibung der türkischen Garnison aus der Festung Belgrad bildet den textlichen Abschluß des Liedes. Ein knappes Jahr nach der Eroberung Belgrads erhielt das Habsburger Reich im Frieden von Passarowitz (1718) weite Teile Nordserbiens und des Banats zugesprochen. Allerdings war auch diesem Friedensabkommen keine Dauer beschieden. … (WB)

  1. Prinz Eugenius, der edle Ritter, / wollt dem Kaiser wiedrum kriegen
    Stadt und Festung Belgerad.
    |: Er ließ schlagen eine Brucken; / dass man kunnt hinüberrucken
    mit dr' Armee wohl für die Stadt :|
  2. Als die Brucken nun war geschlagen, / dass man kunnt mit Ross und Wagen
    frei passiern den Donaufluss.
    |: Bei Semlin schlug man das Lager / alle Türken zu verjagen,
    ihm zum Spott und zum Verdruss :|
  3. Am einundzwanzigsten August soeben, / kam ein Spion bei Sturm und Regen,
    schwur's dem Prinzen und zeigts ihm an,
    |: dass die Türken fouraschieren, / soviel als man kunnt verspüren,
    an die drei mal hunderttausend Mann. :|
  4. Als Prinz Eugenius dies vernommen, / ließ er gleich zusammen kommen
    sein General und Feldmarschall.
    |: Er tät sie recht instruiren, / wie man sollt die Truppen führen,
    und den Feind recht greifen an. :|
  5. Alles saß auch gleich zu Pferde, / jeder griff nach seinem Schwerte
    ganz still ruckt man aus der Schanz.
    |: Die Musketiere, wie auch die Reiter / täten alle tapfer streiten,
    s'war fürwahr ein schöner Tanz. :|
  6. Ihr Konstabler auf der Schanzen, / spielet auf zu diesem Tanzen
    mit Kartaunen groß und klein,
    |: mit den Großen mit den Kleinen, / auf die Türken, auf die Heiden,
    dass sie laufen all davon. :|


Qu: Kiem Pauli (1882-1960) hat das Flugblatt "Prinz Eugenius, der edle Ritter – Volkslied mit der ursprünglichen Singweise vom Jahre 1719" (Verlag Christian Kaiser, München o.J., 9 Strophen, hier Strophen 1, 2, 3, 4, 6, 7) des öfteren mit Widmung verschenkt, z.B. "Seinem lieben Freund Steiner zur frdl. Erinnerung. Kiem Pauli, Bad Kreuth 26.7.36". TA: VMA/TRG-0881; Karl Müller (Text, Drehleier); München 2001.