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Text zu: "Wo n'i geh' und steh' ..." – Steyrers Heimweh [1839]


Um 1830 dichtete Anton Schosser (1801-1849) das Lied „s’Hoamweh“, das später unter „Steyrers Heimweh“ bzw. als „Erzherzog-Johann-Jodler“ berühmt wurde.
Inhalt des Liedes ist die Sehnsucht eines Steirers nach seiner Heimat. Diese ist romantisch verklärt dargestellt und erfüllt alle Klischees wie Gamsbock, Jagd, Felsenwand, Steirergewand und Almleben. Vor allem mit Erzherzog Johann (1782-1859) tritt hier eine Person auf, die zur Identifikationsfigur des 19. Jahrhunderts im gesamten Alpenraum wurde. Dies hatte mehrere Gründe: Zunächst war der Erzherzog einer der Verteidiger Österreichs und Tirols gegen Napoleon, dann erregte er Aufsehen durch seine Heirat mit der bürgerlichen Postmeisterstochter Anna Plöchl aus Bad Aussee (1829), wodurch er die Erbansprüche verlor und schließlich bewies er große Volks- und Bürgernähe durch seine wirtschaftlichen und sozialen Reformen in der Steiermark in Verbindung mit intensiver Forschung und Pflege von Brauchtum und Tradition. 1848-1849 wählte ihn die Frankfurter Nationalversammlung zum Reichsverweser des Deutschen Reichs.
Die vorliegende Liedversion entstammt den „Alpenrosen“, einer in Grassau im Chiemgau überlieferten illustrierten Liedersammlung, die wohl um 1840 etwa zeitgleich mit (oder nach) Ulrich Halbreiters „Sammlung auserlesener Gebirgslieder“ (München 1839) entstand. (WK)

  1. Wo n'i geh' und steh' / thuat ma s Herz so weh
    um mei Steyermark, / ja glabts mas g'wiß.
    Wo das Büchserl knallt / und da Gambsbock fallt
    und mei lieba Herzog Johann is. — Holdi o …
  2. Wer die Gegend kennt, / Wo ma s Eis'n brennt,
    Wo die Ems daher rauscht unt' im Thal, / Und vor lauta Lust
    Schlagt oan da die Brust / Wie so lusti alles überall. — Holdi o …
  3. Ja, es is a Freud! / Meine lieben Leut,
    Wann da Bua schö juchazt in da Weit'. / Wann da Hirsch aufspringt
    Und wann die Sennrin singt / Daß es schall'n thuat schö weit und breit. — Holdi o …
  4. Ja i sich mi scho / Ganz vozuckt und froh,
    Mit mein Herzog auf der Alma geh'n / Mit an frisch'n Muth
    In mein Steyrer-Hut, / Aft'n stolz am Kogl omat steh'n. — Holdi o …
  5. Auf da Felsenwand / In an Steyrergwand,
    Wann i da mein lieb'n Herzog siech. / Wann sei Büchserl knallt,
    Und da Gamsbock fallt / Wars a Wunda, wann i s Hoamweh krieg. — Holdi o …
Qu: Aus den "Alpenrosen. Gesammelt und dem edlen Freunde des Gesangs Sr. Hochwürden Herrn Joseph Reisenberger hochachtungsvollst gewidmet von M. Rietzl", Liedhandschrift aus Grassau um 1830/1840, Liedblatt 10 (als Faksimiledruck herausgegeben vom VMA 1991). "Wo n'i geh' und steh' …" ist das populärste Lied der Sammlung mit unzähligen Belegen. Text wohl von Anton Schosser (1801-1849) um 1830, Melodie aus dem Volksgsang. Auch in der "Sammlung auserlesener Gebirgslieder, herausgegeben … von Ulrich Halbreiter" (München 1839, Heft 1, Blatt 2). TA: VMA/TRL-0199; Hans Köhl (Gröbming/Salzburg); Hans Berger (Zitherbegleitung, Oberaudorf); Trachtenheim Hittenkirchen, 9.5.1992 und 18.11.1992.