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Text zu: "I bin da boarisch Hiasl" - ein Bayrisch-Hiasl-Lied

Matthäus Klostermeyer, vulgo der Bayrisch Hiasl, gilt als Prototyp des Rebellen gegen Herrschaftswillkür und Unterdrückung. Er wurde im Jahr 1736 in Kissing bei Augsburg geboren. Ab etwa 1760 dezimierte er durch Wilderei hauptsächlich auf dem bayerischen Lechrain und in den angrenzenden Hochstiften Augsburg und Kempten das dem Adel und den Grundherren vorbehaltene Wild, das die Felder der Bauern verwüstete. 1771 wurde er in Osterzell bei Mindelheim festgenommen und in Dillingen hingerichtet. Schnell verbreitete sich von ihm die Fama eines Robin Hood, der den Reichen nimmt um es den Armen zu geben.
Schon kurz nach seinem Tod entstanden die ersten der bis heute zahllosen "Hiasl-Lieder", bei denen die Sänger oft in der "Ich"-Form in die Rolle des Hiasl schlüpfen. Die Verbreitung der Liedertexte erfolgte u.a. durch Flugblätter. Viele Standardstrophen kommen in den verschiedenen - meist sehr langen - Liedern vor. Manche Fassungen erzählen Details aus dem Leben des "Boarischen Hiasl", wie hier z.B. von seinem Hund (mit Namen "Tyraß") und seinem Kumpanen "Bua" (Str. 9, 17) und dem "Augsburger Wald" (Str. 11). Auch Hiasls angebliche Unverwundbarkeit wird besungen (Str. 10). Viele verwendete Symbole und Bilder beziehen sich auf den Mut, die "Schneid" oder die Freiheitsliebe, für die die Figur des Räubers im einfachen Volk stand/steht.

  1. I bin da boarisch Hiasl, gar a lustiga Bua, / steck i a paar Fedan aufi auf an grean Huat, / steck i a paar Fedan aufi auf an grean Huat.
  2. Koa Jaga is imstand, koa Jaga hat a Schneid, / der mir halt mein Gamsbart vom Huat abakeit. …
  3. Es seids oft nach mir ganga, es habts mi oft gnua gsehgn, / habts oft auf mi gschossn, seids ma ganga aufs Lebn. …
  4. Wenns Bixerl frisch tuat knalln, des Ding tuat ma gfalln, / mir san enkre Kugln all in Sack einigfalln. …
  5. Des werd ma a no taugn, wanns es außi gehts an Wald, / da wer is zammaschiaßn, daß alles tuscht und knallt. …
  6. De Gamserl von dem Hochgebirg, de Vögerl von dem Bam, / oft wern sie si halt denka: Bal da Hiasl bald wegkam! …
  7. Es alle meine Jaga, oans will i enk no sagn: / Es könnts schiaßn wias wollts, und es kinnts ma net schadn. …
  8. Des Pulver und des Blei, des gib i enk dafür, / koa Jaga is imstand, der ma auflöst mei Gfrier. …
  9. Da Hund und da Bua, de lacha halt dazua, / sie denka si halt grad: Schiaßts no schö brav zua! …
  10. Wia ärga als sie's schiaßn hörn, so bessa tuat sies gfrein, / i bin da boarisch Hiasl, koa Kugl geht ma ein. …
  11. In Augsburger Wald drinn, da hab is mei Gäu, / dort schiaß i alle Wocha a Hirscherl a drei. …
  12. De Haut, de vokaf ma, des Fleisch freß ma selm, / des Geld, des vosauf ma, da kinnan mia scho lebn. …
  13. Der alte Schergn Veitl, der narrische Tropf, / der hat ins voratn im Augsburger Gschloß. …
  14. Jetz gengas auf mi stroafa a ganz Regiment / und wenns mi dawischn, so wer i zammbrennt. …
  15. Wia öfter als is schiaßn hör, wia ärga tuat ma garbn, / sie solltn ihre Kugln all in ihra Brust drinn habn. …
  16. A Jaga od'r a Hund, des gilt mir alles gleich, / ob i an Jaga zammaschiaß, od'r an Hund ins Wassa schmeiß. …
  17. I bi da boarisch Hiasl, da erga is mei Hund, / mir lafa halt den ganzn Tag im Wald umadum. …

Qu: Der oberbayerische Volksliedsammler Kiem Pauli (1882-1960) hat das Lied 1930 von "Zellner, Miesbach" bekommen. Dr: Sammlung Oberbayrischer Volkslieder herausgegeben von Kiem Pauli. München 1934. S.102-104. TA: Franz Xaver Taubenberger (Holzkirchen), TH Hittenkirchen, 10.5.1992, TRL 0187.