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Text zu: "Weint mit mir, ihr Wirte und ihr Bräuer" – Bierlied


Im lebendigen Singbrauch haben sich auch viele, für die Bräuer wenig schmeichelhafte Strophen erhalten, die die Qualität des Bieres anprangern: Da geht es um nächtelanges Sitzen im Wirtshaus – aber das Bier ist schlecht und teuer und nur für den Sautrog gut.
  1. Weint mit mir, ihr Wirte und ihr Bräuer,
    denn das Bier ist schlecht und auch sehr teuer!
    |: Schenkts nur ein! – Saufts nur aus!
    Schenkts nur ein! – Saufts nur aus!
    Saufts nur aus, vom Wasser kriagts koan Rausch. :|
  2. Denn es ruhn allhier in eurer Mitte
    große Fässer, oh Herr Wirt, ich bitte:
    |: Noch a Halbe! – Noch a Maß!
    Noch a Halbe! – Noch a Maß!
    Oder bringts mir gleich das ganze Fass! :|
  3. Schon 12 Uhr am Kirchturm, darf man's glauben?
    Noch a Halbe wollet mir erlauben.
    |: Einsam sitz ich, – sitz ich hier!
    Einsam sitz ich, – sitz ich hier!
    Einsam sitz ich hier bei meinem Bier! :|
  4. Horcht, was rauscht dort an des Kellers Mauer,
    es gerät das Bier ganz schlecht und sauer.
    |: Immer näher – rückt das Schwein,
    immer näher – rückt das Schwein,
    schüttet es in ihren Trog hinein. :|
  5. Steig hinab in einen tiefen Keller,
    hol mir Bier noch um den letzten Heller,
    |: gräßlich ist der – letzte Satz,
    gräßlich ist der – letzte Satz,
    gräßlich ist's, drum trink nicht mehr, mein Schatz! :|
  6. Soll ich, teures Bier, dich schon verlassen,
    und mich dürstet dennoch ohne Maßen,
    |: flieh von hier, – schlechtes Bier,
    flieh von hier, – schlechtes Bier,
    um kein Kreuzer wag' ich mehr weg'n dir. :|
Qu: Nach den Angaben von dessen Tochter Elisabeth ("Das Bierlied ist vom Vater") stammt dieses Lied vom Tiroler Bauern, Dichter und Komponisten Christian Blattl (1805-1865) und verbreitete sich schon im 19. Jahrhundert. Der österreichische Volksliedforscher Dr. Josef Pommer (1845-1918) hat es in seinem Buch "Blattl-Lieder. Nach Wort und Weise verfasst von dem Tiroler Bauerndichter Christian Blattl" (Saalfelden 1910) veröffentlicht. Blattl verwendet die Melodie des auch in Oberbayern bekannten Liedes "Weint mit mir, ihr nächtlich stillen Haine" ("Die tote Wilhelmine" auf eine volkstümliche Melodie 1799 von Franz v. Ratschky, Wien, gedichtet). In die bayerische Volksliedpflege eingegangen ist es durch Wastl Fanderl (um 1976) und Wolfgang A. Mayer (nur Strophen 1-3). Die Antwort "Sauft's nur aus!" erklingt im Bassregister. [Wirtshauslieder I, VMA 1992] Abdr: "O du edles braunes Bier …", VMA 2016, S. 32. TA: "Gesellige Runde 2" mit "Prost!", Begleitung mit Akkordeon (ES) und Gitarre (EB); 1.10.2019 VMA.