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Text zu: "Neuli beim Oktoberfest" – Ja, sagt er, hat er gsagt


Die Geschichte des Oktoberfestbesuches eines Landmannes bildet die Wiesn vor gut 130 Jahren ab: Glückshafen mit Losverkauf, kleine Wirtshütten und noch keine großen Zelte.
  1. Neuli beim Oktoberfest bin i drin in München gwest, / da wars lusti, da gehts zua, schon in aller Herrgottsfruah! / Leut und Kinder, da müßts wissen, hab i Augn und Maul aufgrissen! / Maul aufgrissen? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
  2. Bin mitn Güterzug neingfahrn, weil schon alle Wägn voll warn; / sag zum Kondukteur: "I bitt, nehmen S' mi doch a no mit!" / Der sagt: "Tummel dich nur schleuni, steigst daweil in Viechwagn eini!" / Viechwagn eini? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
  3. Wie i auf der Wiesen bin, komm i zum Glückshafen hin, / hab mich a glei zuawi grauft und a paar Hanswurstln kauft. / Sagt a Herr: "Hanswurstln kaufa? Gscheider tust dein Geld versaufa!" / Geld versaufa? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
  4. Wie i da so uma geh, tuat der Magn mir plötzlich weh. / I kumm an a Hüttn no, Nummro oans, da steht a Mo. / Frag: "Wo is der Schottenhammel?" "I bins," schreit er, "gscherter Rammel!" / Gscherter Rammel? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
  5. Und weil i versteh an G'spaß, denk i mir da trinkst a Maß, / leg die vierzig Pfennig hin, na warn blos drei Quartl drin! / Des Einschenka, na des lob i, "freili" sagt er, "des is nobi!" / Des is nobi? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
  6. 's Bier, des tuat mi narrisch frei(n), sechs Maß miaßns gwesn sei, / wia i geh, da hat es gregnt, da is mir a Madl begegnt, / sagt: "Hast dir a Geld mitgnomma, nachher derfst du mit mir komma!" / Mit dir komma? hab i gfragt, ja, sagt sie, hat sie gsagt.
  7. Und sie war glei zuawi gruckt, doch i hab mi schleuni druckt, / schnurgrad aufn Bahnhof naus, denk i mir, jetzt fahrst nach Haus! / Die Stadt Müncha siecht mi nimmer, wegn die bösen Frauenzimmer! / Frauenzimmer? hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt.
Qu: Der Münchner Volkssänger Anderl Welsch (1842-1906) hat ein Couplet mit der volkläufigen Schlussfloskel "... hab i gfragt, ja, sagt er, hat er gsagt" in den 1890er Jahren gemacht und als Nr. 297 in der Reihe "Münchner Blut" mit der Anmerkung "Als Bauer vorzutragen" veröffentlicht. Dabei bediente er sich wohl auch eines schon um 1850 bekannten Liedes, das in fiktiver Zwiesprache Vater-Sohn die Erlebnisse einer Eisenbahnfahrt auf der Strecke München-Augsburg schildert, die 1839 eröffnet wurde: "Neulich im Oktoberfest ...". Welsch kannte wohl dieses in Druck und Handschriften verbreitete Lied ebenso wie den gedruckten Vorgänger "Als i z'nächst mein Bueb'n hab gfragt" (München 1822). Wir haben die 12 Strophen nach der Fassung in der Handschrift von J. Reitmayer (Reit bei Ampfing, um 1911, VMA LH-0268) inhaltlich gestrafft und die Melodie verändert, EBES 2016. Abdr: "O du edles braunes Bier …", VMA 2016, S. 25. TA: VMA/TLP-0782; Leonhard Meixner, Hans (Akkordeon) und Maria Auer (Gitarre); 1.8.2019 VMA.