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Text zu: "Grad aus dem Wirtshaus"


Ein trinkfreudiger Gast fürchtet sich beim Heimgehen vor der in seinen Augen betrunkenen und für ihn gefährlichen Umwelt. Voll Zuversicht kehrt er ins Wirtshaus zurück.
  • Grad aus dem Wirtshaus komm ich heraus, / Straße, wie wunderlich siehst du doch aus! / Linker Hand, rechter Hand, alles vertauscht, / |: Straße, ich merk es wohl, du bist berauscht! :|
  • Wein und Schnaps mag i net, bringt Übelkeit! / Aba des Bier, des Bier, des is mei Freid! / 5, 6, 7 Halbe Bier san net zuviel, / |: find noch den Weg, wenn i hoamgehen will. :|
  • Was für ein Schiefgesicht, Mond, machst denn du? / Ein Auge hast du auf, eins hast du zu. / Du wirst betrunken sein, das seh ich hell; / |: schäme dich, schäme dich, alter Gesell! :|
  • Und die Laternen erst, was muß ich sehn, / können ja gar nicht mehr gerade stehn. / Wackeln und fackeln in Kreuz und in Quer, / |: hier scheint mir ja alles b'soffen so schwer. :|
  • Alles in Sturm und Braus, Großes und Klein, / wag ich darunter mich nüchtern allein? / Das scheint bedenklich mir, ein Wagestück. / |: Da geh ich lieber ins Wirtshaus zurück. :|
  • Da trink ma no amal 5, 6, 7 Bier. / O du mein Wirtshaus, wie schön ist es hier! / Alles ist fest am Platz, nix is vertauscht, / |: auf die Straß geh i net, de is berauscht. :|
Qu: Dieses auch von Studenten verbreitete Wirtshauslied ("Deutsches Kommersbuch", Freiburg i. Breisgau 1912, S. 625; Silcher Friedrich, Erk Friedrich: Gaudeamus igitur. Juvenes dum sumus! Allgemeines Deutsches Kommersbuch. 121.-126. Auflage Lahr 1922, 1. Auflage Lahr 1858 – hier mit ursprünglicher Melodie "Spanische Weise") ist bis in die 1990er Jahre in oberbayerischen Wirtshäusern im freien geselligen Gesang nachweisbar.
Im auswendigen Singen in geselliger Runde im Wirtshaus wurden unterschiedliche Melodien gebraucht und auch die Texte abgeändert oder ergänzt. Die Melodie und die Strophen 1, 3, 4 haben wir bei einer Feldforschung in Söchtenau/RO am 20.2.1996 auf Vermittlung von Wolfgang Forstner aufgeschrieben (Transkription Peter Denzler, VMA). Die 2. und 6. Strophe haben wir nach Textfragmenten neu gefasst (EBES 2016). Nach einer Mitteilung vom Arzberger Christl (1934-2001) vom 23. März 1996 sang er die Strophen 1, 3, 4, 5 etwas anders in Wasserburg "in den 1950er und 1960er Jahren auch, meistens nach Volkstanzveranstaltungen und zwar jede Strophe einen halben Ton höher". Auch im Zuge der Feldforschungen in der Gegend von Tittmoning und Fridolfing haben wir das Lied (mit anderer Melodie) festgestellt, gesungen von Jakob Pürtinger, "Schlichtner Jackl", am 14.7.1994. [Dokumente regionaler Musikkultur in Tittmoning und Fridolfing, VMA 1994] Abdr: "O du edles braunes Bier …", VMA 2016, S. 10. TA: VMA/TLP-0787; Konrad Thalmeier, Hans Auer (Akkordeon); 1.8.2019 VMA.