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Text zu: "Jetz Leitl, merkts auf" - Kaiser Napoleons Rußland-Feldzug

Napoleons Vormachtstreben in Europa endete mit seinem Feldzug gegen das Kaiserreich Rußland im Jahre 1812. Die "Grande Armée" von 610.000 Mann, zu der auch 12.000 bayerische Soldaten zählten, erlitt bei ihrem Rückzug aus Moskau am 26.-28. November 1812 am Fluß Beresina eine vernichtende Niederlage. Napoleon konnte sich nur mit knapper Not retten und floh nach Frankreich. Sein ruhmloser Rückzug und das katastrophale Ende seiner Armee bewegten die Zeitgenossen.

  1. Jetz Leitl, merkts auf, ich will enk vermeldn / vom Kaiser Napoleon, dem ganz großn Heldn. / Wia er is kemma ins Rußland hinein, / da wollt er europischer Kaiser wohl sein, / da wollte er europischer Kaiser wohl sein.
  2. In Rußland drin hat er si gar net auskennt, / da hat er si sauber sein Rüaßl verbrennt. / An Rüaßl verbrennt und de Zechan dafreart, / da is der groß Mo glei schleunig umkehrt. …
  3. Und hoam is er gfahrn mit an extrign Post: / Auf an Bauernschlittn, der ned vui kost. / Hat z'Essn nix g'habt wia an umgstandns Roß, / des hat a si bratn in da russischn Soß. …
  4. Und wia er is kemma in die Festung nach Mainz / - es is scho spat gwen, in da Nacht um halb eins - / hat neamads "Vivat" gschrian, hat neamad nix gsagt, / sie hättn eahm am liabstn beim Tor aussigjagt. …
  5. Ja, ja, Bonapartl, iatzt hat es sich gwendt, / du hast dir zu Moskau an Hintern verbrennt. / An Hintern verbrennt und die Zechan dafreart, / gell, gell, Bonapartl, bist gschwind umkehrt. …
  6. Du muaßt jetzt auf Helena Schildkrotn klaubn, / des is ja vui gsünder, als Länder ausraubn. / Du muaßt dich bekehrn, sonst kummst net in Himme / und konnst staad krepiern, wia an ausdeanter Schimme. …

Qu: In der oberbayerischen Volksliedpflege und im überlieferten Volksgesang in verschiedenen Varianten bekanntes "Napoleonlied" über das Debakel Napoleons in Rußland, das so vielen Soldaten den Tod gebracht hat. Eigene Fassung Karl Müllers mit eigener Begleitung auf der Drehleiher nach "österreichischer" Quelle. Als "Spottlied auf Napoleon Bonaparte fragmentarisch aufgezeichnet durch Richard Teltschik: "Das Spottlied dürfte aus dem Traunviertel in Ober-Österreich stammen. Es wurde mir Ende der 1850ger Jahre in Kremsmünster von einer Dienstmagd vorgesungen, die früher Sennerin auf der Graden-Alm bei Kirchdorf-Micheldorf (Kremstal) war und das Lied dort gelernt hatte" (Zeitschrift "Das deutsche Volkslied", Wien 1904, S. 45). August Hartmann und Hyacinth Abele bringen in ihren Historischen Volksliedern (3. Band, München 1913, Nr. 243) eine 2-strophige Fassung "Mündlich aus Sachrang im Priental (Oberbayern)" mit der Jahresangabe "1812" und dem Hinweis auf Anton Schlossar (Deutsche Lieder aus Steiermark, Innsbruck 1881, S. 301, 9 Strophen, nur Text). Hartmanns Melodie gleicht einer Hirtenliedmelodie. TA: Dokumentation Uhrmachermeister Karl Müller, München, 16.2.2001.