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Text zu: "Im Fruahjahr, wenn der Schnee weg is"

Bildhafte Darstellung des "schönen" und "lustigen" Lebens der Holzknechte: Schilderung von Arbeit und Freizeit in der freien Natur für Außenstehende, Vergleich der bürgerlichen Freizeitgestaltung und der Holzarbeit im Winter (Schlittenarbeit - Rodeln), Lob des Holzknechtstandes in der letzten Strophe.

  1. Im Fruahjahr, wenn der Schnee weg is, / gehn lustig mir in Wald, / im Kobl, der aus Rindn is, / da bleibn ma jung und alt. / Mir schneidn Bam, die größten her, / für jedn Holzknecht is a Ehr, / wenn er am Schlag nöt is der letzt / und arbeit fest und gsetzt. / Hol-la-re ha ha, di-e ha ha, tral-la-la-la-la-la-la-la. / Hol-la-re ha ha, di-e ha ha, tra-la-la ju-che, ju-che!
  2. Am Morgen, wenn der Tag erwacht, / da steh'n mir Holzknecht auf, / a kurz Gebet, zum Herrgott g'schaut, / dann geht's zum Wald hinauf. / Man hört nur hack'n, schlag'n und schneid'n, / oft mischt sich no a Liadl d'rein, / a Vögerl singt, der Kuckuck schreit, / im Wald, da is's a Freud! / (Jodler)
  3. Auf d' Nacht, wenn wir im Hütterl san, / wia g'mütli is's g'rad da, / all's sitzt um's Feuer rund umher / und kocht den Rötz'l oh (ab). / Und jeder diskuriert gar g'scheid, / gewöhnlich von dö Weiberleut', / wia's manche treibt und was s' probiert, / damit s' die Buam fexiert. / (Jodler)
  4. Im Winter, wenn der Schlitten geht, / da is's für uns a Freud', / da ziaht man's Holz vom Schlag drob'n weg, / herab in's Tal voll Schneid. / Wo manche Herr'n nur rod'ln toan, / da fahr'n wir mit 'ra Holzfuhr hoam, / denn 's Holzziah'n tuan mir g'wiß so gern', / wie's Rodl'n manche Herr'n. / (Jodler)
  5. A Holzknecht hat a lustig's Leb'n, / die ganze Woch' im Wald, / wo Hirsch und Reh sei' G'sellschaft san / und 's Echo laut erschallt. / D'rum lebe hoch der Holzknechtstand, / a Holzer sein is g'wiß koa Schand, / er lebt vergnügt und sorgenfrei, / so geht die Zeit vorbei. / (Jodler)

Qu: "Im Fruahjahr, wann der Schnee weggeht" ist das in der oberbayerischen Volksliedpflege bekannteste Holzknechtlied - für viele das Holzknechtlied schlechthin. Bekannt wurde es in der heute gebräuchlichen Form durch die Liederbücher des Kiem Pauli in den 1930er Jahren und durch Tonaufnahmen des Bayerischen Rundfunks (Waakirchner Sänger 1954) und frühe Schallplatteneinspielungen (Wastl-Fanderl-Quartett 1952). Im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg ist das Lied "Im Fruahjahr, wann der Schnee weggeht" als "Kunstlied im Volksmund-KiV" (B-49700) mit verschiedenen Varianten verzeichnet.
In der Zeitschrift "Tiroler Heimatblätter" (Innsbruck 1930. S. 409/410) ist das Lied in der ursprünglichen, romantisch-theaterhaften Form abgedruckt, die wir hier wiedergegeben haben. Dort steht zum Autor:
"Der Schöpfer dieses Liedes, Matthias Pirchmoser, Schmiedemeister und Gastwirt im Schmiedtale (Thiersee), ein um die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimatgemeinde hochverdienter Mann, vollendet am 28. Dezember sein 75. Lebensjahr. Pirchmoser hat sich vor allem um das bäuerliche Theaterwesen (Passionspiel!) in Thiersee und durch den hauptsächlich seiner zähen Tatkraft zu verdankenden Straßenbau große Verdienste erworben. Mit lebhafter geistiger Regsamkeit begabt, war er auch immer als Dichter tätig, schrieb Theaterstücke für seine eigene Hausbühne und verfaßte zahlreiche Lieder, die er, ein zweiter Christian Blattl, auch selbst vertonte und mit Zither- oder Harfenbegleitung vortrug. Manche derselben, wie das obige, sind in den Besitz des Volkes übergegangen und zu echten Volksliedern geworden. ..."
Auch Kiem Pauli hat dieses Lied in seiner "Sammlung Oberbayrischer Volkslieder" (München 1934, S. 72 ff) veröffentlicht. Als Gewährsperson gibt er an: "Vorgesungen von Thoma Anni, Holzkirchen, 1927". Über den Kiem Pauli und seine Liederbücher für die Volksliedpflege kam das Lied zu den Waakirchner Sängern, die bis auf den Jodler genau seine Fassung übernahmen und in ihre dreistimmige Singform brachten.
Das Deutsche Volksliedarchiv und das Institut für ostdeutsche Volkskunde haben 1961 eine Dokumentation als Buch und Schallplatte herausgegeben mit dem Titel: "Deutsche Volkslieder. Teil I. Alte Lieder aus mündlicher Überlieferung". Darin ist die Aufnahme von den Waakirchner Sängern in Ton und Noten zu finden, als Beispiel für den Gesang oberbayerischer Volksliedgruppen. Die Tonaufnahme stammt aus dem Jahr 1954 und wurde von Hans Seidl für das Archiv des Bayerischen Rundfunks gemacht. TA: Sepp Linhuber und Franz Xaver Taubenberger (Fassung Kiem Pauli), 17.3.1996 VMA.