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Quellenhinweis zu: Pfeifer-Marsch

Alfred Artmeier, der ehemalige Leiter der Abteilung Volksmusik im Bayerischen Rundfunk, hat 1976 mit dem "Spielmannszug der Antlaß-Schützenkompanie Lenggries" (Pfeifer und Trommler) Tonaufnahmen von 2 Märschen für das Rundfunkarchiv gemacht. Diese Dokumentaraufnahmen wurden von 1976-1995 nach den Eintragungen auf der Karteikarte 14-mal gesendet und dankenswerterweise vom Bayerischen Rundfunk für diese CD zur Verfügung gestellt.
Im Begleitbuch "Flöteninstrumente - Bau und Spiel" zur gleichnamigen Ausstellung (Hg.: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege, München 2003) wird festgestellt (S. 129, 13.6): "Daß die Querpfeife in Bayern nicht ausgestorben ist, verdanken wir den Gebirgsschützen. Im Isarwinkel hat sich, tradiert durch die Lenggrieser Antlaßschützen, die alte Schützenschwegel in ihrer ursprünglichen Form erhalten. In Gaißach wurde die Schwegel bereits durch ein moderneres einklappiges Pikkolo ersetzt. Bei den anderen Schützenkompanien wurden die Schwegeln, wie bei den Militärmusiken, durch die Türkische Musik verdrängt. Die Lenggrieser spielen ihre alten Märsche heute in chorischer Besetzung, wobei jede Stimme mit 6 bis 10 Pfeifern besetzt ist. Dazu kommen kleine und große Trommeln. Die Verwendung der Schwegeln ist brauchgebunden, d.h. es werden außer den Märschen keine Lieder oder Tänze gepfiffen."
Andreas Masel (1955-1999) berichtet dazu in seinem grundlegenden Aufsatz "Pfeifen und Trommeln in Ober- und Niederbayern" (S. 14): "Heutzutage erhalten die Gebirgsschützen-Kompanien in Lenggries und Gaißach die alte Pfeifertradition und die überlieferten Märsche am Leben. Bei der Fronleichnamsprozession bietet sich hier jedes Jahr Gelegenheit, die Schwegler der 'Antlaßschützen' mit ihren überlieferten alten Märschen zu erleben. Die Gaißacher benutzen Trommelflöten mit einer Klappe und kleine Trommeln; die Lenggrieser lassen noch ihre aus dem 19. Jahrhundert überlieferten Pfeifen kopieren, wenn sie den Pfeifernachwuchs mit Instrumenten versorgen wollen, und verwenden Trommeln mittlerer Größe. Die Märsche, zum Teil aus alter Überlieferung, zum Teil eigens komponiert, sind nicht in Notenschrift festgehalten. Sie werden in Tabulaturen mit Strichen und Punkten notiert, aus denen nur Tonfolgen und Tonhöhen zu ersehen sind; der Rhythmus wird bei den Proben eingeübt.
Bei älteren Berichten und Bildzeugnissen fällt auf, daß nie mehr als vier oder fünf Spielleute zusammen ausrückten, wie ja auch beim Militär eine größere chorische Besetzung nur bei ganz seltenen Gelegenheiten zusammenkommen konnte. Heute dagegen haben die Lenggrieser Antlaßschützen 15 bis 20 Pfeifer und ebensoviele Tambours dabei. Man würde ihnen jedoch Unrecht tun, dabei an Vorbilder im preußisch geprägten Spielmannswesen zu denken - der Grund liegt einfach darin, daß sie dank der Beliebtheit ihrer ehrwürdigen Tradition nicht über mangelnden Nachwuchs zu klagen haben."

TA: München/Lenggries, 13.6.1976, Bayerischer Rundfunk 76/9356. Übernommen auf die CD mit Erlaubnis der Antlaßschützen Lenggries vom 19.2.1997.