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04 - Fischbachauer Tanzlmusi

Eine Dokumentation mit 19 Stücken aus dem Spielgut der "Fischbachauer Tanzlmusi" und einem Rückblick auf die Tanzmusiktradition im Leitzachtal

Titelseite

Vorwort

Viele Gesangs- und Musikgruppen haben die gegenwärtige Volkslied- und Volksmusikpflege in Oberbayern entscheidend mitgeprägt. Der persönliche Umgang mit der Überlieferung, ihre Art der Darstellung, der Übernahme, der Veränderung der musikalischen Überlieferung, ihre Neuerungen und Neuschöpfungen haben das Erscheinungsbild der Volksmusik in Oberbayern heute grundlegend mitgestaltet. Über ein halbes Jahrhundert können wir ja mittlerweile auf die Volksliederneuerung in Oberbayern seit dem Kiem Pauli zurückblicken. Vieles hat sich hier getan und verändert, einiges davon ist wert, festgehalten zu werden.

Für viele Volksmusikfreunde, Sänger und Musikanten sind die neuen und neugestalteten Stücke und Lieder Vorbild geworden; immer wieder wird nach ihnen gefragt, man will sie nachspielen und nachsingen. Doch die wenigsten davon sind schriftlich oder auf Noten festgehalten. Dieses lebendige Umgehen mit der Tradition zu dokumentieren, die "Beschaffung" von solchen gewünschten Stücken und Liedern für die Sänger und Musikanten zu erleichtern und den Kontakt zwischen den verdienstvollen älteren Persönlichkeiten und Gruppen der Volksmusikpflege in Oberbayern und den Volksmusikliebhabern und jungen Sängern und Musikanten herzustellen, ist auch Aufgabe der Arbeit am "Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern" und unserer Veröffentlichungsreihe "Persönlichkeiten der Volksmusik". Wenn die Gruppen ihr typisches und für die Sänger und Musikanten interessantes Lied- und Spielgut zur Verfügung stellen wollen, wird der Bezirk Oberbayern durch sein Volksmusikarchiv bei der Erarbeitung und Bereitstellung helfen.

Gerade in der heutigen Zeit ist es notwendig, sich auf Menschen zu besinnen, die durch ihr Leben und Werk etwas bewirkt haben. Auch in der musikalischen Volkskultur, in der Volksmusik Oberbayerns gibt es eine Reihe solcher Persönlichkeiten, die es wert sind, in einer Dokumentation uns heutigen Menschen vor Augen gestellt zu werden. An erster Stelle ist hier wohl der Kiem Pauli (1882-1960) zu nennen. Der Bezirk Oberbayern hat schon 1987 durch sein Volksmusikarchiv eine Dokumentation über diese Galionsfigur der Volksmusiksammlung und -pflege des 20. Jahrhunderts in Oberbayern angefertigt. Die Bände über Robert Münster den ehemalige Leiter der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München und Georg von Kaufmann (1907-1972), den vielseitigen Forstmeister, Sportler und Bergsteiger, Volksmusikanten und oberbayerischen Tanzmeister führten die Reihe "Persönlichkeiten der Volksmusik" fort.

Seit fast 30 Jahren spielt nun die Fischbachauer Tanzlmusi - zur Freude der Tanzleut' und Zuhörer lustig und begeisternd. Durch die Übernahme und Weiterführung ihrer lokalen Musiziertradition im Leitzachtal haben sie zum Leben der Volksmusik entscheidend beigetragen. Ein herzlicher Dank gilt den sechs Männern der "Fischbachauer Tanzlmusi", daß sie eine Vielzahl ihrer Tanzstücke in diesem Heft den heutigen jungen Musikanten zur Verfügung stellen.
Hermann Schuster, Bezirkstagspräsident

Die Fischbachauer Tanzlmusi

In den letzten fast 30 Jahren hat sich die "Fischbachauer Tanzlmusi" einen hervorragenden Namen nicht nur bei den Volkstänzern erworben. Ihr mitreißend-lustiges und doch genau geprobtes Spiel steckt die Zuhörer und Tanzleute an. Die unterschiedlichsten Elemente finden hier eine musikalische Synthese: Schriftliche Überlieferung der regionalen Melodien und mündliche Tradition des Musizierens; Übernahme alter Stücke; Weiterentwicklung und Entstehen neuer Stücke; Blasmusik und "Tanzlmusi"; Instrumentalmusik und dazugehörendes Singen; auswendiges und halbschriftliches Musizieren nach den Melodienotationen. Es entsteht ein Bild unserer regionalen Musikkultur, das die Verbindung von Tradition und neuem Leben in der heutigen Volksmusik verdeutlicht.

Die "Fischbachauer", die "Fischbecker" haben sich ihren Stil selbst erarbeitet: Die zwei Klarinetten tragen die Melodie, die Posaune spielt eine an die Melodie angelehnte, oft eigenwillige eigene oder gegenläufige 3. Stimme (in immer neuen Varianten), die chromatische Ziehharmonika löst die Melodiestimmen ab oder übernimmt teils mit der Posaune eigene Melodieführungen, die Gitarre begleitet standhaft und unter allen liegt ein hervorragend akzentuierter Baß. Grundlage ist das gekonnte Zusammenspiel, das in einer steten Veränderung und einer weitgehenden Improvisation der Stücke gipfelt. Diese stete Veränderung der Stücke macht eine gültige Notation des Repertoires unmöglich. Die Notenaufzeichnung ist also nur als Momentaufnahme zu verstehen.

Für viele junge Musikanten haben die "Fischbachauer" mit ihrer Spielweise Vorbildcharakter, immer wieder wird nach den Noten gefragt. In diesem Heft stellt die "Fischbachauer Tanzlmusi" eine Auswahl ihrer Stückl gerne den Interessenten zur Verfügung. Sie wurden von Peter Denzler von Tonbandaufnahmen übertragen und von Pepi Prochazka selbst geschrieben. Dabei wurden nicht nur die Melodiestimmen angegeben, sondern dort wo es typisch oder interessant klingt auch die Nebenstimmen, Begleitung und Baß. Damit ist diese Ausgabe in gewissem Sinn und mit Einschränkungen eine Dokumentation der lebendigen, sich auch immer wieder verändernden Musizierweise der "Fischbachauer" geworden. Vervollständigt wird das Heft durch Bilder und alte Notenhandschriften aus Fischbachau.

Daß die Musikanten der "Fischbachauer Tanzlmusi" auch im örtlichen Musikleben in Fischbachau und im Leitzachtal stark engagiert sind, liegt nicht zuletzt an ihrer Auffassung von Tradition und ist ihnen hoch anzurechnen. Besonders freut es sie aber auch, daß schon eine "junge" Besetzung "fischbachauerisch" zum Tanz aufspielt.

Wenn nun der Bezirk Oberbayern mit seinem Volksmusikarchiv diese Dokumentation in der Reihe "Persönlichkeiten der Volksmusik" herausgibt, so geschieht das als Dank an die "Fischbachauer Tanzlmusi" und in der Hoffnung, daß sich von ihrer Musizierart etwas an die jungen Menschen weitergeben läßt.

Mir persönlich als Tänzer, Zuhörer oder als jungem Musikanten haben die "Fischbecker" immer gefallen, musikalisch, persönlich und menschlich. Mit herzlichem Dank für die Freundschaft.
Ernst Schusser

Inhaltsverzeichnis:
  • Die Fischbachauer Tanzlmusi
  • Stücke der Fischbachauer Tanzlmusi in verschiedenen Stimmen:
    • Halbwalzer (in Es) (S. 12 anschauen)
    • Halbwalzer (in B)
    • Halbwalzer (in B)
    • Talbacher Walzer
    • Landler
    • Landler
    • Strahwiesl-Marsch
    • Bruckbeckbachäbrückl-Boarischer (S. 30 anschauen)
    • Boarischer
    • Kirchstiegl-Boarischer
    • Regina-Schottisch
    • Gigl-Gogl-Galopp
    • Maibaum-Polka
    • In der Point, Polka
    • Auf der Alm, Polka
    • Josefi-Polka (S. 47 anschauen)
    • Aufm Jagakamm, Polka
    • Bockstoa - Polka
    • D ' Sau, Zwiefacher
  • Musikantenhandschriften in Fischbachau (S. 54 anschauen)
    • Übergänge, Tanzlied
    • Halbwalzer (in G-Dur)
    • Halbwalzer (in C-Dur)
    • Ländler
    • Vierschritt, Dreher
    • Hiatamadl, Kreuz Polka, Waldjager
    • Mazurka, Polka (langsam)
    • Polka (langsam), Holzauktion (Rheinländer)
    • Rixdorfer Schottisch, Der Jäger aus Kurpfalz (Schottisch)
Eine Veröffentlichung des Bezirks Oberbayern.
Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, 8206 Bruckmühl.
Persönlichkeiten der Volksmusik. Heft 4.
Notentranskription: Peter Denzler.
Notenschrift: Josef Prochazka.
Mitarbeit: Sepp Linhuber, Michaela Stuffer.
Redaktion und Gestaltung: Eva Bruckner, Ernst und Margit Schusser.
München 1992.

"Fischbachauer Tanzlmusi"
Hansl Holzer, Lehenpointstraße 40, 8165 Fischbachau.

Die Fischbachauer Tanzlmusi freut sich, wenn viele Musikanten ihre Stückl zur eigenen Freude und zur Freude des Publikums aufspielen. Sie behält sich aber die Rechte für eine gewerbliche Nutzung vor.

Inhalt: Texte, Abbildungen, Noten,
Umfang: 64 Seiten, Format DIN A4.

Selbstkostenpreis: 4,- €
Bestellnummer: Pers-Bro-04
Kurztitel: Fischbachauer