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Heft 5 "Sah ein Knab' ein Röslein stehn"

Titelseite

"Sah ein Knab' ein Röslein stehn"
Deutsche Volkslieder - Volkstümliche deutsche Lieder aus dem 19. Jahrhundert


Sie geraten zunehmend in Vergessenheit - ob in der Schule, ob im geselligen Volksgesang, ob in der Familie oder in der Öffentlichkeit: Die Deutschen Volkslieder gehörten früher zum generationsübergreifenden und überregionalen Repertoire der Menschen deutscher Sprache: "Ade zur guten Nacht", "Am Brunnen vor dem Tore", "Das Wandern ist des Müllers Lust", "Ein Jäger aus Kurpfalz", "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", "In einem kühlen Grunde", "Kein schöner Land", "Lustig ist das Zigeunerleben", "Muß i denn zum Städtele hinaus", "Wenn alle Brünnlein fließen", "Wahre Freundschaft", u.v.a.

Bei vielen dieser deutschen Volkslieder sind Textdichter und/oder Komponisten/Bearbeiter bekannt - das "Volk" hat aber vielfach Texte und Melodien im natürlichen Singen verändert und zurechtgesungen. Beliebt und bekannt sind sie, gesungen wurde allein oder in Gemeinschaft, wenn einem zum Singen zumute war. Im Ausland (z.B. Japan, England, USA) sind diese Lieder auch heute noch ein Markenzeichen deutscher Kultur. Im Inland geraten sie immer mehr in Vergessenheit, u.a. da die junge Generation viele dieser deutschen Volkslieder in der Regel nicht mehr (in der Schule) lernt.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden die "Deutschen Volkslieder" gepflegt und verbreitet. Im ganzen deutschsprachigen Kulturraum bilde(te)n sie ein Band des Zusammengehörens! Die grundlegende Verbreitung im 19. Jahrhundert begann - nach der Entdeckung des Begriffes "Volkslied" durch Johann Gottfried Herder (1744-1803) in den 1770er Jahren - über die Romantiker ab ca. 1800 und zur nationalen Bewußtmachung in den napoleonischen Kriegen. Manche Lieder trotzten der Zensur - manche waren (später) aber auch Hilfsmittel für einen ideologischen Nationalismus. Schon in den 1830er Jahren waren die Schulliederbücher eines Ludwig Erk (1817-1883) die wichtigste Grundlage für die Breitenwirkung und trugen zum generationsübergreifenden Singen dieser "Deutschen Volkslieder" bei. Das zweite wichtige Standbein war Friedrich Silcher (1789-1860) mit seinen Sätzen für Männerchor: Damit traten diese Lieder in konzertanter Form in das Licht der Öffentlichkeit. Die Kommersbücher der Studenten und die Liederbücher für die Soldaten schafften zusätzliche Verbindungswege und bildeten das auswendige Repertoire ganzer Generationen und Schichten bis hinein ins 20. Jahrhundert.

Die vorliegenden Lieder bildeten auch seit der Mitte des 19. Jahrhunderts den Gegenstand eines Wissenschaftsstreits: Was ist "Volkslied" - was ist "volksthümliches Lied" und die Frage, wie Lieder zu Volksliedern werden. Da geht es um "alt" und "neu", um "anonyme Verfasser" oder Dichter und Komponisten, um Entstehen und/oder Zurechtsingen im Volk - und endlich um John Meiers (1864-1953) Kategorie vom "Kunstlied im Volksmund". Dazu ist in diesem Heft einiges zu finden.

Diese Lieder stifte(te)n auch Identität nach innen: Gemeinsames Singen hat die Menschen verbunden, die in verschiedenen deutschen Landschaften lebten und zusammenkamen oder durch das Schicksal zusammengeholt wurden - ob bei Festen in Freude und Fröhlichkeit - oder in Leid und Not, z.B. in und nach dem Krieg, auf der Flucht, bei der Vertreibung, bei der Aussiedlung - oder in der Neuen Heimat. Dies alles belegen auch die Untersuchungen des Volksmusikarchivs in den letzten Jahren.

Die "Deutschen Volkslieder" gehören auch zum zentralen Liedrepertoire der Sängerinnen und Sänger, die das VMA im Rahmen der Feldforschung zur regionalen Musiktradition in Oberbayern seit den 1980er Jahren befragt hat. "Sah ein Knab' ein Röslein stehn" geht durch alle Schichten. Natürlich gefallen nicht alle Texte und sie werden auch nicht immer verstanden - aber trotzdem gesungen. Mit den Liedern verbinden sich oft viele Erinnerungen und Gefühle - sie sind ein Teil oberbayerischer Regionalkultur.

Die Liedauswahl für dieses Heft geschah nach der Häufigkeit der Nennung durch Gewährspersonen und der Einträge in Liedhandschriften. Auch die Dokumentation "Lieder der Heimat - Singen ist Heimat", die das VMA 2005 für Waldkraiburg durchführte, zeigte einschlägige Ergebnisse. Zudem führte das VMA in Anlehnung an die großen Untersuchungen von Ernst Klusen (1909-1988) mehrere Umfragen zum Liedrepertoire in Zeitungen und auf Straßen in Stadt und Land durch.

Mit diesem Singheft wollen wir Texte, Melodien und Informationen über die heute noch bekannten "Deutschen Volkslieder" aus dem 19. Jahrhundert in einfacher Weise zum Singen zur Verfügung stellen. "Singen macht Freude" erklärte mir eine Frau auf die Frage, warum sie diese Lieder singt. Diese Freude sollten auch Sie sich machen!
Ernst Schusser, Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern

Das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern dokumentiert die musikalische Volkskultur in der Gegenwart und Vergangenheit in Oberbayern und den angrenzenden einflussreichen Gebieten. Es ist eine Informations- und Arbeitsstelle für alle Erscheinungsformen der regionalen Musiktradition.
Die Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern gibt allen Bürgern auf Anfrage Hilfestellungen, bereitet Notenmaterial auf und stellt Lieder zum aktuellen Gebrauch (für Gruppen, Geselligkeit, Kirche, Chor usw.) zur Verfügung. Vor allem aber wollen wir die Menschen wieder zum "Selbersingen" verführen. Gerne stehen wir auch Ihnen zur Seite!
Aktuelle Nachrichten, Arbeiten, Termine und Angebote des Volksmusikarchives werden in unserem regelmäßig erscheinenden Mitteilungsblatt "Informationen aus dem Volksmusikarchiv" veröffentlicht, das alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns kostenlos erhalten können. Bestellen Sie Ihr Mitteilungsblatt bitte schriftlich im Archiv!

Inhaltsverzeichnis:
  • Am Brunnen vor dem Tore
  • In einem kühlen Grunde
  • Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
  • Ännchen von Tharau
  • Sah ein Knab' ein Röslein stehn (S. 6 anschauen)
  • Guten Abend, gut' Nacht (S. 7 anschauen)
  • Das Wandern ist des Müllers Lust
  • Es klappert die Mühle
  • Als wir jüngst in Regensburg waren (S. 10 anschauen)
  • Es, es, es und es
  • Im Wald und auf der Heide
  • Wem Gott will rechte Gunst erweisen
  • Drei Lilien, drei Lilien
  • Der Mai ist gekommen
  • Auf de schwäb'sche Eisebahne
  • Du, du liegst mir im Herzen!
  • Ein Jäger aus Kurpfalz
  • Die Gedanken sind frei
  • Ich hatt' einen Kameraden
  • Nun ade, du mein lieb' Heimatland
  • Lustig ist das Zigeunerleben
  • Mariechen saß weinend im Garten
  • Im schönsten Wiesengrunde (S. 25 anschauen)
  • Muß i denn, muß i denn
  • Ade zur guten Nacht
  • Der Mond ist aufgegangen
  • Kein schöner Land in dieser Zeit
  • Wenn alle Brünnlein fließen (S. 30 anschauen)
  • Horch, was kommt von draußen rein?
  • Wahre Freundschaft
Ein Hinweis für alle, die mehr über Herkunft, Verbreitung und Entwicklung dieser und vieler anderer populärer deutscher Lieder wissen möchten:
Das VMA hat in seiner Reihe MBR - 3000 "Materialien zur Volkslied- und Volksgesangsforschung" im Jahr 2006 die von Otto Holzapfel bearbeiteten Liedtypen-Dateien A-Z (MBR 3100 ff) im Manuskriptdruck vollständig veröffentlicht. Sie dienen den interessierten Personen und Institutionen als Grundlage zur Weiterarbeit und Diskussion. Der Praktiker findet hier reichhaltige Hinweise zu Entstehung und Verbreitung von bekannten und unbekannten Liedern.
Im Jahr 2001/2002 begann Prof. Dr. Otto Holzapfel mit der Zusammenstellung und Herausgabe der Liedtypen-Dateien, wie sie die Sammlungen des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg in einem für die Volksliedforschung einmaligen und grundlegenden Ordnungssystem widerspiegeln.
Die Herausgabe erfolgt gegliedert nach Anfangsbuchstaben der Lieder/Liedtypen (3101 = A, 3102 = B, 3103 = C, ... 3121 = W, 3122 = X,Y,Z). Vorangestellt ist eine Einleitung mit wesentlichen und wichtigen Erläuterungen zu Inhalt, Bearbeitung, Auswahl, Gültigkeit, Systematik, usw. Bei Gebrauch einzelner Buchstaben-Bände empfiehlt sich unbedingt die vorherige Kenntnisnahme der Einleitung (MBR 3100), die weit über eine Gebrauchsanleitung eines Nachschlagewerkes hinausgeht.
Zudem ist im Georg Olms Verlag (Hagentorwall 7, 31134 Hildesheim) das von Otto Holzapfel erarbeitete Liedverzeichnis mit vielen weiteren Informationen in 2 Bänden mit CD-Rom erschienen.

Das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern hat die Texte der Lieder dieses Heftes in weiteren Formaten für den praktischen Gebrauch erarbeitet:
  • Liedertexte in kleinem Taschenliederheftformat DIN A 6 (zum Mitnehmen für Unterwegs)
  • Kopiervorlagen (DIN A 4 Hochformat) der Liedertexte in großer Schrift zum leichten Mitlesen und Singen (z.B. für das Singen mit älteren Menschen, bei schlechten Sichtverhältnissen)
Fassung der Lieder: In Abweichung von manchen älteren Durckfassungen wurden die Lieder in einer heute regional in Oberbayern gebräuchlichen Text- und Melodievariante aufgeschrieben und mit einfachen Harmoniesymbolen (auch mit Alternativen z.B. F/C) versehen. Daneben gibt es auch im heutigen Gebrauch natürlich noch weitere Text- und Melodievarianten und Harmonisierungsmöglichkeiten.

Urheberrechtsbemerkung:
Im langjährigen Kontakt mit der Direktion Dokumentation der GEMA in Berlin konnten wir abschließend klären, daß alle Lieder dieses Heftes jederzeit öffentlich ohne Genehmigung und Aufführungsgebühr gesungen werden können. Bei den Liedern handelt es sich zumeist um Volksweisen oder um Werke von Autoren, die schon länger als 70 Jahre verstorben sind. Die namentlich vermerkten Verfasser, Komponisten und Bearbeiter der Lieder und die Mitarbeiter des Volksmusikarchives sind nicht Mitglieder einer Urheberrechtsverwertungsgesellschaft.
Um Missbräuche zu vermeiden, behalten sich Bearbeiter und Herausgeber jedoch alle weiteren Rechte, insbesondere die der gewerblichen Nutzung und Vervielfältigung durch Druck vor. Das Erstellen von Kopien zum Singen im privaten, schulischen, nachbarschaftlichen, freundschaftlichen oder sozialen Rahmen ist selbstverständlich erlaubt.

Herausgegeben vom Bezirk Oberbayern
Volksmusikarchiv und Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern (VMA), 83052 Bruckmühl, Telefon 08062/5164, Fax 08062/8694.
"Sah ein Knab' ein Röslein stehn"
Deutsche Volkslieder - Volkstümliche deutsche Lieder aus dem 19. Jahrhundert
Singen ... (Heft 5).
Verantwortlich: Ernst Schusser (ES).
Mitarbeit: Eva Bruckner (EB) und Margit Schusser (MS) für Inhalt und Gestaltung
Prof. Dr. Otto Holzapfel (Freiburg) und ES: Quellenarbeit/Kommentare
Klaus und Katharina Ertelt, Bernhard Kübler, Franziska Schusser.
Titelbild: Buchillustration von Henri Bacher (Saargemünd 1890 - 1934 Straßburg) für "Verklingende Weisen" - Lothringer Volkslieder gesammelt und hg. von Louis Pinck (3. Bd. Saarbrücken 1933, S. 160).
Druck: Berchtesgadener Anzeiger, 83471 Berchtesgaden.
München 2006 (1.), 2007 (2. und 3. korrigierte Auflage).

Umfang: 32 Seiten, Format 19 cm x 26 cm.

Selbstkostenpreis: 1,50 €
Bestellnummer: Singen 05
Kurztitel: Knab