Navigation überspringen.
Startseite

AdS 09 - Auf den Spuren der alpenländischen Dreistimmigkeit im niederösterreichischen Schneeberggebiet

Titelseite

Mit einem Beitrag von Harald Dreo, Auszügen aus Zeitschriften der österr. Volksliedforschung, der Schneeberger Liedersammlung von Kronfuß/Pöschl (1930), unveröffentlichten Sammelergebnissen und Beispielen der Liedübernahme in der oberbayerischen Volksliedpflege seit 1930

Bearbeitet von Harald Dreo, Eva Bruckner und Ernst Schusser

Vorwort
Zum achten Mal begeben sich oberbayerische Volksmusikanten und ihre Freunde "Auf die Spuren von ...". Mit dieser Veranstaltungsreihe möchte das "Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern" interessierten Volksmusikanten aus allen Teilen Oberbayerns die Gelegenheit geben, vor Ort der Tätigkeit großer Volksmusiksammler und -forscher nachzuspüren oder die Heimat wichtiger und einflußreicher Persönlichkeiten der oberbayerischen Volksmusik kennenzulernen. Diese Fahrten sollen in praxisnaher und geselliger Weise Einblick in die Oberbayern umgebenden einflußreichen Musiklandschaften gewähren. Dabei wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volksliedarchiv sowohl über Leben, Werk, Veröffentlichungen und Bedeutung der Sammler und Forscher informiert, als auch der Bezug zu den heutigen Sängern und Musikanten bekannten Liedern und Musikstücken hergestellt.

Zu jeder Fahrt wird ein Heft zusammengestellt mit nötigen Informationen, Liedern, Beispielen, usw. Das Heft und die Veranstaltung soll auch die freundschaftliche Zusammenarbeit des Bezirks Oberbayern mit Personen und Institutionen der Volksmusikforschung und -pflege in den besuchten Regionen dokumentieren. So hat uns heuer Harald Dreo aus Eisenstadt in gewohnt freundschaftlicher Weise geholfen und den Weg gewiesen.

Wir bedanken uns auch herzlich bei den österreichischen Kollegen und beim Österreichischen und Niederösterreichischen Volksliedwerk für die Bereitstellung von Archivalien und die Druckgenehmigungen. Dem Bayerischen Rundfunk mit seiner Volksmusikabteilung sagen wir Dank für die zur Verfügung gestellten historischen Tonaufnahmen. Ebenso ist Robert Westermeier zu danken für die Bereitstellung wertvoller Bandaufnahmen aus seiner privaten Sammlung.

Ohne diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit wäre es unmöglich gewesen, in diesem Heft und auf unserer Fahrt einen Einstieg zu schaffen in die musikalische Volkskultur des Schneeberggebietes. Auf den Spuren der alpenländischen Dreistimmigkeit bewegen wir uns hier in Niederösterreich, südwestlich von Wien, wo die Berge beginnen anzusteigen und die ersten Gebirgstäler sich auftun. Der Weg führt uns nach Puchberg und Miesenbach, Losenheim und Schnee-bergdörfl am Fuß des Schneeberges.

Der Schneeberg und seine Umgebung war schon im 19. Jahrhundert Ziel der Wiener auf ihrer Suche nach Erholung und Sommerfrische. Auffallend war wohl und ist heute noch die große singerische Kraft und Eigenart des Singens, die immer wieder Volksliedforscher faszinierte: Die Schneeberger sangen, wie sie sagten, immer schon dreistimmig, - und das im Gegensatz zum überlieferten Volksgesang aller anderen Gegenden, auch in Oberbayern.

So schrieben z.B. Karl Kronfuß und die Brüder Alexander und Felix Pöschl von 1905-1910, Georg Kotek 1912-1913 im Schneeberggebiet Volkslieder und Jodler im dortigen dreistimmigen Satz auf, um sie vor dem Vergessen zu bewahren und der Volksliedpflege neue Lieder und Singweisen zuzuführen. 1930 erschien mit diesen Aufzeichnungen ein Liederheft, betitelt: "Niederösterreichische Volkslieder und Jodler aus dem Schneeberggebiet".

Dieses Liederheft mit seinen erstaunlichen dreistimmigen Aufzeichnungen hat kurz nach Erscheinen der Kiem Pauli in die Hand bekommen. Er erkannte die Chance, der jungen oberbayerischen Volksliedpflege durch Übernahme dieses für Oberbayern neuen, ja revolutionären dreistimmigen Singens den notwendigen Impuls zu verleihen: Nämlich weg von der allgemeingültigen, überlieferten Zweistimmigkeit und hin zur Besonderheit der Drei- und der damit verbundenen Vierstimmigkeit. Neben der Singform wurden eine Reihe Lieder und auch Jodler aus dem Schneeberggebiet von oberbayerischen Singgruppen übernommen, die von vielen heute schon als alte oberbayerische Lieder bezeichnet werden. Das heutige drei- und vierstimmige Singen der Volksliedgruppen in Oberbayern ist also auf das niederösterreichische Schneeberggebiet zurückzuführen - wenngleich es sich im Vergleich doch oft ganz anders anhört: angelernt und weniger natürlich.

In diesem Heft versuchen wir Zeugnisse des Singens im Schneeberggebiet und des Ausstrahlens nach Oberbayern aufzuführen. Dazu gehört der Nachdruck der Lieder und Jodler der Ausgabe von 1930, Auszüge aus wissenschaftlichen Arbeiten und Hinweise auf die veränderte Übernahme der Lieder in die oberbayerische Volksliedpflege. Wir können das Nebeneinander von dreistimmigen Gruppensingen und Volksgesang erkennen, die Bewegungen erahnen, die im lebendigen Singen und Musizieren vorhanden sind: Volksmusik ist nichts Statisches. Damit wollen wir für Oberbayern mit Hilfe schon vorhandener Arbeiten österreichischer Forscher einen ersten Einstieg in die Beschäftigung mit den Spuren und der Erscheinungsform der heutigen Dreistimmigkeit versuchen.
[Ernst Schusser]

Inhaltsverzeichnis:
  • Ablauf der Fahrt
  • Landkarten
  • Gedanken zum Liederbüchlein von Kronfuß/Pöschl 1930 (von Harald Dreo) (S. 8 anschauen)
  • "Niederösterreichische Volkslieder und Jodler aus dem Schneeberggebiet", Vollständiger Nachdruck des Liederbuches von 1930 (S. 27 anschauen) (S. 42 anschauen)
  • Photographien im Archiv des Niederösterreichischen Volksliedwerkes
  • Das Lichtmeßsingen (von Heinrich Moses)
  • Liedaufzeichnungen in der Zeitschrift "Das deutsche Volkslied" (S. 82 anschauen) (S. 88 anschauen)
  • Eine lebendige Volksliedlandschaft in Niederösterreich (von Georg Kotek)
  • Untersuchungen zum Singen im Schneeberggebiet (von Rudolf Pietsch) (S. 103 anschauen)
  • Beiträge zur volksmusikalischen Situation in Puchberg (von Erich Gerdenits)
  • Lieder aus dem Schneeberggebiet und ihre Singweisen in der oberbayerischen Volksliedpflege nach 1930
    1. Veranstaltung 1956 in Tegernsee
    2. Bearbeitungen und Neudrucke für die Volksliedpflege
    3. Tonaufnahmen von oberbayerischen Gruppen im Archiv des Bayerischen Rundfunks nach 1945 (S. 143 anschauen)
      • Ziffernjodler
      • Drunt in da Schottergruabn
      • Heint is de Samstagnacht (S. 152 anschauen)
      • s Gamseischiaßn
      • Zwoa junge Ochsn (S. 163 anschauen)
      • Kuglats Gras
      • Mir san vo da drinna
      • I wett um an Herzsiebna
      • Du bist a frischer Bua
      • Wo is denn der Mahder
  • Ländler aus Puchberg (von Johann Klauser)
  • Eindrücke vom Schneeberggebiet (Photos)
Diese Zusammenstellung erscheint anläßlich einer Veranstaltung des Bezirks Oberbayern vom 22.-24. April 1994 in der Reihe "Auf den Spuren von ...".

Eine Veröffentlichung des Bezirks Oberbayern,
Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, Friedrich-Jahn-Str. 3, 83052 Bruckmühl, Telefon 08062/5164, Fax 08062/8694.
"Auf den Spuren von ...". Heft 9.
Redaktion und Gestaltung: Eva Bruckner, Harald Dreo, Ernst und Margit Schusser.
München 1994.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volksliedarchiv, Silberbachstr. 13, 79100 Freiburg i.Br.
und dem Niederösterreichischen Volksliedwerk, Gallitzinstr. 1, A-1160 Wien
und dem Österreichischen Volksliedwerk, Gallitzinstr. 1, A-1160 Wien
und dem Bayerischen Rundfunk - Abteilung Volksmusik, 80300 München.

Inhalt: Texte, Lieder, Noten, Nachdrucke, Handschriften, Abbildungen,
Umfang: 176 Seiten, Format ca. 17 x 24 cm.

Selbstkostenpreis: 7,50 €
Bestellnummer: AdS-09
Kurztitel: Schneeberg