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Text zu: "Es ist ein Ros entsprungen"

  1. Es ist ein Ros entsprungen / aus einer Wurzel zart, / wie uns die Alten sungen: / von Jesse kam die Art / und hat ein Blümlein bracht / mitten im kalten Winter / wohl zu der halben Nacht.
  2. Das Röslein, das ich meine, / davon Jesaia sagt, / ist Maria, die Reine, / die uns das Blümlein bracht. / Aus Gottes ewgem Rat / hat sie ein Kind geboren / und blieb ein reine Magd.
  3. Das Blümelein so kleine, / das duftet uns so süß; / mit seinem hellen Scheine / vertreibts die Finsternis, / wahr' Mensch und wahrer Gott, / hilft uns aus allem Leide, / rettet von Sünd und Tod.

Steht in der volkskundlichen Sammlung von Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme (Erk - Böhme; Band 1-3, Leipzig 1893-1894) als Nr. 1920. Das Advents- und Weihnachtslied finden wir (mit unterschiedlicher Strophenzahl) in vielen Kirchengesangbüchern: Gesangbuch Trier 1587/88, Gesangbuch Köln 1599 (23 Str.), Konstanzer Gesangbuch 1600 (15 Str.), Paderborner Gesangbuch 1609 (8 Str.), [Jacob Bidermann] Himmelglöcklein 1627, Catholisches Gesangbuch Johann Degen 1628 (23 Str.). Es gibt verschiedene Umdichtungen, so in Corners Gesangbuch von 1658 mit an Jesaja 11,1 (Wurzel Jesse) anklingendem Liedanfang "Es ist ein Reis entsprungen...".
Das Lied ist wohl etwas älter als bisher angenommen; die früheste Quelle scheint die Trierer Handschrift von 1582/88 zu sein. Im Speyerschen Gesangbuch (Köln 1599) steht es nach der bis heute gesungenen Melodie von Michael Praetorius (1571-1621), gedruckt 1609. So sang man es auch im Wandervogel (Zupfgeigenhansl 1913, S. 92). Es ist ein ausgeprägtes Marienlied . Im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Zusatzstrophen, "Das Blümelein so kleine..." z.B. von Friedrich Layriz, 1844. Evangelisches Gesangbuch 1995, Nr. 30 (Str. 3 und 4 nach Layriz).
Unsere Fassung steht im Gotteslob (1975) Nr. 132/133 (Es ist ein Ros...) - dazu die Hinweise:
Das Lied beginnt wie ein Rätsellied von einem "Ros" (= Rosenstock) zu sprechen, der ein Blümlein hervorbrachte. In der zweiten Strophe folgt die Lösung: Der Rosenstock (jetzt "das Röslein" genannt) ist Maria. Auf die Jungfrau (virgo) Maria bezog man schon im Mittelalter die Jesaja-Weissagung (11,1) vom Sproß (virga), der aus der "zarten" (= edlen) Wurzel Isais (lateinisch: Jesse), d.h. aus dem Geschlechte von Davids Vater hervorgehen sollte. Ökumenische Fassung der 2. Strophe (nur Schlußzeile verändert):
2. ... Aus Gottes ewgem Rat – hat sie ein Kind geboren, – welches uns selig macht.

Heft: S. 5. TA: Studentinnen der Ludwig-Maximilians-Universität München und Freundinnen (mit Gitarrenbegleitung), WS 2004/5, 11.4.2005, VMA.