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Text zu: "Stille Nacht"

  1. Stille Nacht! Heilige Nacht! / Alles schläft, einsam wacht / nur das traute hochheilige Paar. / "Holder Knabe im lockigen Haar, / schlaf in himmlischer Ruh', / schlaf in himmlischer Ruh!"
  2. Stille Nacht! Heilige Nacht! / Gottes Sohn, o wie lacht / Lieb' aus deinem göttlichen Mund, / da uns schlägt die rettende Stund', / Christ, in deiner Geburt / Christ, in deiner Geburt.
  3. Stille Nacht! Heilige Nacht! / Hirten erst kundgemacht. / Durch der Engel Halleluja / tönt es laut von fern und nah: / Christ, der Retter ist da / Christ, der Retter ist da!

Als im Jahre 1995 vom Salzburger Museum Carolino Augusteum ein bisher unbekanntes Autograph des Weihnachtsliedes "Stille Nacht" von der Hand Joseph Mohrs (1792-1848) präsentiert wurde, galt es eine lieb gewordene Gewohnheit aufzugeben. Mohr bemerkt darin nämlich, dass er das Lied bereits 1816 während seiner Zeit als Kooperator in Mariapfarr gedichtet hat. "Stille Nacht" ist demnach nicht die kongeniale Schöpfung eines beseelten Augenblicks gewesen, sondern Joseph Mohr hatte dem Arnsdorfer Lehrer Franz Xaver Gruber (1787-1863) 1818 einen zwei Jahre zuvor verfassten Text zur Vertonung für die Mette in der Oberndorfer St.-Nikola-Kirche übergeben. Doch dies sollte die Popularität eines Liedes nicht schmälern, das inzwischen – wenn auch oft in einer melodisch vereinfachten Variante – in nahezu allen Ländern der Erde und in über zweihundert Sprachen gesungen wird. Im süddeutsch-österreichischen Raum wechselt sich diese Variante mit jener Fassung ab, die auf die beiden Autoren zurückzuführen ist: etwas feingliedriger in der Melodie und mit "Jesus" anstelle von "Christ" im Text der Folgestrophen. Im Übrigen sind in der Singpraxis drei weitere originale Strophen gewichen, wie auch die ursprüngliche Tonart D-Dur wegen ihrer diffizilen Lage häufig aufgegeben wird. Solche Vorgänge sind jedoch nicht als tendenzielle Verfälschung von "Stille Nacht" zu sehen, vielmehr unterstreichen sie dessen Lebendigkeit und ungebrochene Resonanz.
Thomas Hochradner, Salzburg

Heft: S. 29. TA: Zeise-Sänger aus Ossenzhausen in der Holledau (Begleitung mit Diatonischer Harmonika und Gitarre), 14.5.2005, VMA.