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Text zu: Schütznlust.

Die größte Freude der Wildschützen ist die Jagd auf die Gemsen, das "Gamserl-Schiaßn". Das Lied beschreibt idealisierend das Leben der Wildschützen auf den Bergen. Einige (Phantasie-)Bergnamen werden benannt, auf denen der Schütze schon unterwegs war. Nach der Jagd sucht er ein Nachtquartier in der Hütte der Sennerin, wo aber schon der Jäger drinsitzt. In jeder Liedstrophe drückt er seine Schützenlust aus, die auch als Teil seines Freiheitsstrebens verstanden werden kann.

  1. Und a' wen'g a' Schneid' geg'n die Jagasleut, / und das Gamsl schieß'n is' mei' größte Freud'. / Wenns nur Abend war, daß i's Gamserl sach, / z'sammaschieß'n that ma's überall. (Jodler)
  2. Gamserl schwarz und braun, san a' recht schö' anz'schau'n, / Wann'd'st oans schieß'n willst, mußt da' aufi trau'n, / Auf thuns no' so g'schwind, grad' als wie da Wind, / Fanga s'pfeif'n an, und schaug'n di' an. (Jodler mit Zither)
  3. I' schieß' im Rautt'n-Gspühl, i' schieß' am vodern Berg, / I' schieß' im Sonnajoch, hab'm mi' d'Jaga g'hört, / Schieß im hoh'n Horn, i' schieß im hintern Eis, / Da giebt's Gamsl Bub'ma, braucht gar koan Fleiß. (Jodler)
  4. Wie lusti' is' auf da Alm, wie lusti auf da Höh', / Da hab'nt ihren Aufenthalt, die Gamsei', d'Hirsch, und d'Reh', / Wem i's net sei' Freud', die meine i's ja scho', / Weil i' schieß'n will, g'rad' was i' ko'. (Jodler mit Zither)
  5. S'Wetta' is' so schö', wie i' am Gamsberg geh', / Und da siech i' glei' an' Schüppl Gamsl steh'n, / I' werd' mi' zu-bi schleich'n, das is' zwar net leicht, / Und kunt' i's abaschieß'n, no dös war mei' Freud'. (Jodler)
  6. Wie i's z'nachst hab' g'seh'n, siech i' viel bei-a'nander steh'n, / I' geh' übern Steig, mi' hat's von Herz'n g'freut, / I' hab' mi' niedaduckt, und laß' mei' Stutzerl knall'n, / Wie i' aufi'schau, is' oans aba'g'fall'n. (Jodler mit Zither)
  7. S'Gamserl is' scho' troff'n, hat mi' net betrog'n / I' hab's durch's Feuer g'seh'n, san die Haar aufg'flog'n, / D'Sennerin steht heraus'n vor der Hütt'nthür, / Thut an Juhschroa rauf zu mir. (Jodler)
  8. Itz muß i' rum schau'n, um a' Nachquatier, / In da erst'n Hütt' is' d'Sennerin d'schüach, / In da zwoaten Hütt' no do war's net schlecht, / Sitzt da Jaga drin dem kam i' g'rad' recht. (Jodler mit Zither)
  9. Bub'ma traut's net z'leicht, want's in's Gamsbirg steigt's, / D'Jaga san so gäh [zäh], als wie die Luzvä. / Alle Aug'nblick, san's zu'n schieß'n g'schickt / Da kunnt oan der Gspaß so schö' vergeh'n. (Jodler)

Quelle: "Sammlung auserlesener Gebirgslieder, herausgegeben … von Ulr. Halbreiter", München 1839 (Heft II, Blatt 9). Verbreitung: Bis heute sehr beliebt im freien Volksgesang in Oberbayern ist das dreistrophie Lied "Die Gamserl schwarz und braun", das die Strophen 2, 6 und 7 zitieren. In frühen Gebrauchliederdrucken bei Werkmeister (Oberbayerische Volkslieder und ihre Singweisen, Miesbach 1893, Nr. 96 "Schütz'nlust") sind die Strophen 1, 2, 6, 7 und 8 und der Titel von Halbreiter vorhanden – allerdings mit vereinfachter Melodie. Auch weitere Texte und Textmotive sind in anderen Alm- und Wildschützenliedern bis heute lebendig, z.B. das Motiv mit den verschiedenen Hütten (Strophe 8) und das "lustige" Almleben (Strophe 4). Im Reprint der farbigen Liedhandschrift "Unsere Liedln" von Marianne von Kaufmann für ihren Mann Georg (Ruhpolding 1941, VMA 2001, Lied Nr. 16) haben wir umfangreiche Quellen zur Entwicklungsgeschichte des Liedes kommentiert. TA: VMA/TRL-0440; Robert Janning (München); Helmut Scholz (Rosenheim), Zitherbegleitung; 20.10.2012, VMA Bruckmühl.