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Text zu: "Ich bin ein armer Exulant" – [1886/1731]


Parodie auf das Lied Nr. 14 "Ich bin ein armer Exulant" (siehe dortige historische Einordnung).

  1. Hiaz bist an armer Exilon, / Muaßt fort auf fremde Straßen.
    Hättst beten ehnder Gott und Herrn / Er sollt di nit valassen!
  2. Er wa scho kemmar en da Not. / Hättst du di eam dageben,
    Du durfst nit leidn an sötlan Spott / Und hättst a ruigs Leben.
  3. Hättst du no g'folgt, so woaß i g'wiß, / As wa da nit so ganga;
    Kunntst ein Nachfolger Christi sein / Und das wa sei Valanga.
  4. Hiaz muaßt alswiar a Pilgeram / Armselig furt marschieren.
    Wast blieben eh ban rechten Weg, / Du mögst di nit verirren.
  5. Daß du des Luthers Lehr bekennt, / Derfst di wohl billa schama.
    Drum wann ma di an Ketzer nennt, / Laß dir nix Andas trama!
  6. Ketten und Band, a schöne Ehr, / Um Luthers willen dulden,
    Das hat gemacht dein falsche Lehr / Frag Neama nach Vaschulden!
  7. Von deinen Haus muaßt hiaza weg, / Dö Kinda muaßt valassen.
    Gelt, Schelm, das treibt da Zacha aus, / Daß d' hiaz bist so valassen?
  8. Geh fort en eine Stadt, wo 's d' willst, / Wo s' Prädikanten haben!
    Dö werden di dem Leib zwar wohl, / Da Seel nach wenig laben.
  9. Willst du mit uns Rechtgläubigen / – Viel Glück! – nit länga leben,
    Laß da von Martin Luther auch / Sei Toal im Himmel geben!
  10. Der Narr, der dieses Lied hat g'macht, / Schamt sich, sich hier zu nenna,
    Weil er des Papstens Lehr veracht't, / Sich z' Luthers tuat bekenna.
Qu: "Katholische" Parodie auf das Exulantenlied, das der "um des Glaubens willen vertriebene Bergmann Joseph Schaitberger" aus Salzburg textete. Die Melodie haben wir aus überlieferten Motiven zusammengestellt (z.B. "O Heiliger Sankt Kastulus"); EBES 27.6.2017.
Text bei August Hartmann und Hyacinth Abele: Historische Volkslieder und Zeitgedichte vom sechzehnten bis neunzehnten Jahrhundert, Band 2 (München 1910, Nr. 160, S. 278 ff) mit folgenden Ausführungen:
Handschriftlich in Süß' Nachlese mit der Überschrift: "Eine Entgegnung hierauf" [auf das vorige Lied].
Maria Vincenz Süß, der verdienstvolle Gründer des Museums Carolino-Augusteum (geb. 1802, + 1864) veröffentlichte, neben andern Werken, auch ein Buch "Salzburgische Volks-Lieder mit ihren Singweisen" Salzb. 1865. Viele andere von ihm gesammelte Lieder befinden sich handschriftlich in der "Süß'schen Nachlese" zu Salzburg, welche mir vom dortigen Museum freundlichst zur Verfügung gestellt wurde. Ich entnahm daraus das obige und mehrere unten folgende Gedichte. V: Liedflugblatt zum Thementag "Klingende Reformation" am 8.7.2017 in München-Sendling; und "Auf den Spuren von Martin Luther und der Reformation – Deutschland und Oberbayern" (VMA 2018). TA: VMA/THZ-0135; Johanna und Manfred Wallner (Berndorf/Salzburg); VMA 5.8.2017.