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Quellenhinweis zu: "Halbwalzer aus Tittmoning"

Im Jahr 1984 machte das "Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern" eine erste Sammelfahrt in die Gegend von Tittmoning und Fridolfing. Der nördliche Rupertiwinkel mit seinen Grenzgebieten zu Salzburg und Oberösterreich, mit der historisch-kulturellen Verkehrsader Salzach und mit seiner Wechselbeziehung zwischen ländlicher und bürgerlicher Kultur ist für die Volksmusikforschung von Interesse.
Mehrere Musikantenfamilien haben ihre Notenhandschriften über Generationen aufbewahrt und weitergeführt. So finden sich die hier zusammengefaßten vier Halbwalzermelodien einstimmig als Fragment in einer Handschrift aus der Tittmoninger Gegend. Der Eintrag unserer Melodien geschah wohl erst nach 1900 - bis heute sind diese und ähnliche Halbwalzermelodien für Trompeten oder Flügelhörner im Rupertiwinkel bekannt. Wir haben diese 4 Halbwalzer für Blasmusik neu bearbeitet und in traditioneller Weise mit Zwischenspielen verbunden, die im Registerwechsel von den Klarinetten getragen werden.


Quellenhinweis zu: "Freuden der Kinderzeit" - Schottisch aus der Sammlung Hans Seidl

Hans Seidl (1907-1973) arbeitete bis zu seinem Tod an seiner Sammlung mit überlieferten Instrumentalmelodien aus Altbayern. Sie umfaßt handschriftliche Notenbücher mit Tanzmelodien, alte Notendrucke und eigene Aufzeichnungen. Besonders umfangreich ist seine Landlersammlung und die Zusammenstellung der Zwiefachenmelodien (vgl. Nr. 9). Den vorliegenden Schottisch hat Seidl einstimmig in seine Sammlung aufgenommen. Er ist im handschriftlich erhalten gebliebenen Repertoire mehrerer oberbayerischer Tanzmusikkapellen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu finden. Es handelt sich um Ab- oder Umschriften von Tanzmelodien, die im 19. Jahrhundert durch Druck verbreitet wurden. Zu diesen Melodien finden sich mehrere Titel, u.a. "Kinderfreuden-Schottisch" oder "Freuden der Kinderzeit".


Quellenhinweis zu: Regdowak - Mazurka von Peter Streck, München um 1855

Um 1850 gab Peter Streck (vgl. 3/8/11/15) als sein Opus Nr. 84 die "IVte Parthie, enthält Zwölf Stücke für vollständige Harmonie-Blechmusik in ausgesetzten Stimmen mit Directionsstimme" heraus in folgender Besetzung: "I. Flügel- oder Klappenhorn, Trombe C-B, Trombe F-Es, Althorn, Trombe F-Es, Trombe C, Trombe B, Bombardon-Bariton, II. Flügelhorn, 3 Posaunen, Tube B-As, Tube F-Es, Tenorhorn, 2 Hörner, Pauken". Unter den 12 Stücken der Herausgabe ist neben Märschen, Vortrags- und Tanzstücken als Nr. 11 ein "Regdowak", den Hubert Meixner für die heutige Blasmusik umgeschrieben hat.
Die Tanzliteratur bezeichnet den "Redowa", "Rejdovak", "Regdowak" als tschechischen Tanz, der aus zwei Melodieteilen (Walzer und Polka) besteht. Ab 1840 wurde er über die Pariser Salons zum Gesellschaftstanz in ganz Europa. Für diese auch in München populäre Tanzform hat Peter Streck eigene Melodien arrangiert. In der "Bavaria, Landes- und Volkskunde des Königreiches Bayern" (1861-1867) wurde der Regdowak in der Liste der Tänze des Volkes benannt. Ohne den ursprünglichen 2. Teil (Polka) haben die Regdowak-Melodien starke Ähnlichkeit mit den beliebten Mazurkaweisen und wurden in Oberbayern auch als Mazurka verwendet.


Quellenhinweis zu: Schottisch - von Max Donaubauer, Etting um 1930

Wastl Biswanger kennt sich in der überlieferten Tanzmusik der Ingolstädter Gegend aus. Schon als Jugendlicher wurde er von älteren Musikanten zum Spielen mitgenom-men. Bei der Tanz- und Unterhaltungsmusik nach dem 2. Weltkrieg lernte er die gängigen, auswendig gespielten Stücke kennen - und der junge Wastl Biswanger erwarb die Freundschaft vieler routinierter, älterer Tanzmusikanten. Von ihnen erhielt er auch manche der von den aktiven Musikanten sorgsam gehüteten Notenhandschriften. So hat auch der Musikant Max Donaubauer aus Etting sein um 1930 geschriebenes Tanzmelodienheft für 2 Klarinetten an Wastl Biswanger weitergegeben. Dort findet sich auch dieser in den 30er Jahren beliebte flotte Schottisch mit der Nr. 42.


Quellenhinweis zu: "Bayrisch Polka" - aus Neukirchen, überliefert von Sigi Ramstötter

Die Musik und die Volkslied-, Volksmusik- und Volkstanzpflege haben im Leben des Sigi Ramstötter (geb. 1929) einen wichtigen Platz. Schon während des 2. Weltkriegs kam er mit 13 Jahren als Blechbläser in die Musikkapelle Neukirchen, 1950 wurde er Kapellmeister. Ganz genau kennen Sigi Ramstötter und sein Bruder Schorsch die Lied-, Tanz- und Musiküberlieferung ihrer Heimat. Noch heute können sie z.B. die alten Bauerncouplets singen und die überlieferten Tanzweisen auswendig musizieren. In der Nachkriegszeit machte Sigi Ramstötter bei der Volkslied- und Volksmusikpflege des Wastl Fanderl (1915-1991) mit. Seit den 50er Jahren arbeitete er eng mit Georg von Kaufmann (1907-1972) zusammen bei der Verbreitung der Chiemgauer Volkstänze auf Singwochen, Volkstanzabenden und Tanzkursen.
Das vorliegende Stückl hat Sigi Ramstötter mit seiner Teisendorfer Tanzlmusi als "Neukirchner Boarischen" in die oberbayerische Volksmusik- und Volkstanzpflege eingebracht. Dieser gemütliche "Bayrisch-Polka" ist in ganz Oberbayern ab ca. 1880/1900 in Musikantenhandschriften und im auswendigen Spiel in verschiedenen Varianten zu finden. Sigi Ramstötter kennt diese Fassung aus mündlicher Überlieferung seiner Neukirchner Blaskapelle.


Quellenhinweis zu: "Der Narrische" - Schottisch

Für Klarinetten gibt es mehrere Bravourstücke im Bereich der regionalen Tanz- und Unterhaltungsmusik (z.B. "Klarinettenmuckl"). Der Schottisch "Der Narrische" findet sich schon vor dem 1. Weltkrieg in Musikantenhandschriften und stellt besondere Anforderungen an den Spieler der Es-Klarinette. Das war oftmals der Musikmeister - so auch bei den Blaskapellen Schwarzfischer, Ebner oder Finsterer, die diesen Schottisch selbstverständlich auch in ihrem Repertoire hatten. Beim Musizieren ist darauf zu achten, daß die Kapelle den "Solisten mit der Es-Klarinette" im Trio nicht "zudeckt" - ein nicht ganz leichtes aber lohnendes Unterfangen!


Quellenhinweis zu: "Gruß an Bad Kreuth" - Landlerfolge nach Georg Weinschütz

Der in München lebende Musiker Georg Weinschütz (1871-1949) galt als der beste bayerische Bandoneonspieler. Mit dem oberbayerischen Volksliedsammler und -pfleger Kiem Pauli (1882-1960) war Weinschütz sehr gut bekannt und hat mit seiner Unterstützung aus dessen vieltausendfacher Landlersammlung Instrumentalstücke für Bandoneon zusammengestellt. Wahrscheinlich zu Kiem Paulis 50. Geburtstag hat Georg Weinschütz diesem 1932 die Landlerfolge "Gruß an Bad Kreuth" aus dessen Sammlung (München um 1900) handschriftlich übergeben.


Quellenhinweis zu: "General-Marsch" von Peter Streck, München 1855

Wohl im Jahr 1855 gab Peter Streck (siehe Nr. 3/8/11) in München als sein Opus Nr. 56 die "1te Parthie Zwölf Stücke für Militär Harmonie Musik in ausgesetzten Stimmen mit Directionsstimme" heraus, in der dieser "General-Marsch" enthalten ist. Die "historische" Besetzung war: "Ein Es-Clarinetto, Zwei B-Clarinetto, Zwei Corni (in F et Es), Drei Trompetten (in hoch B, F et Es, Es et C), Ein Bombardon und Posaune, ad libitum Flauto in F oder Piccolo in Des, Flügel- et Althorn in B, große und kleine Trommel".


Quellenhinweis zu: "Klarinetten-Schottisch" aus obb. Notenhandschriften um 1890-1920

Der vorliegende "Klarinetten-Schottisch" ist in zahlreichen Melodiebüchern der ländlichen Tanzmusikanten von ca. 1890-1920 enthalten. Vor allem im Oberland zwischen Inn und Isar wurde dieser Schottisch aufgeschrieben, z.B. vom Wimmer Xandl in Wies-Wall bei Miesbach, vom Guggn Sepp im Tegernseer Tal, von den Musikantenfamilien Ransberger oder Obermüller. Im schnelleren Schottisch-Tempo wurde daraus ein Bravour-Stückl für Klarinetten, das oft als Zugabe bei Tanzrunden aufgespielt wurde. Auch in der Holledau, im Chiemgau und anderen Gebieten war dieses Stückl bekannt.


Quellenhinweis zu: Deutscher Dreher aus der Holledau

Der Typus "Deutscher Dreher" findet sich in Notenhandschriften der Tanzmusikanten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Kerngebiet scheint die Oberpfalz und das angrenzende Mittelfranken und Niederbayern zu sein. In Oberbayern gibt es eine Reihe Belege für die Landkreise Eichstätt, Neuburg/Schrobenhausen und Pfaffenhofen/Ilm. In der Holledau war der Tanz noch bis in die 60er Jahre gebräuchlich. Während der 1. Melodieteil eine ländlerartige Weise (auch in der Begleitung) ist, stellt der folgende 2. Teil das Typische beim "Deutschen Dreher" dar: Seine Melodie ist auch durch den charakteristischen Begleitrhythmus gekennzeichnet: Der Baß spielt auf jedes Viertel, die Begleitung "beschleunigt" mit markanten Sechzehntel-Achtelbewegungen und reißt die Zuhörer und Tänzer mit.
Die Melodien für den hier zusammengestellten "Deutschen Dreher aus der Holledau" sind in Handschriften aus der Holledau zu finden (z.B. von Steinhauser um 1900, anonym aus Nandlstadt um 1920, in den Sammlungen Listl und Schwarzfischer).