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Quellenhinweis zu: "Kruzitürken-Schottisch"

In den handschriftlichen Notenbüchern der oberbayerischen Musikanten (bes. Holledau, nördl. Oberbayern) ist seit Ende des 19. Jahrhunderts der "Kruzitürken-Schottisch" in vielen Varianten zu finden. Unsere Fassung stammt aus dem Dachauer Hinterland. Für unseren Forschungsbericht "Überlieferte Volksmusik aus Stadt und Landkreis Dachau" (München 1989, S. 320/321) haben wir aus den gesammelten Varianten eine Fassung des "Kruzitürken-Schottisch" für Harmonika zusammengestellt, die Grundlage dieser Blasmusikbearbeitung wurde.
Der Titel dieses nicht zu schnellen Schottischen, der auch als Marsch gespielt wurde, bezieht sich auf einen weitverbreiteten Text, der auf den 1. Teil der Triomelodie gesungen wurde: "Kruzitürken, Elementen, mir san do von Regimenten ..."


Quellenhinweis zu: "Telegraphen-Galopp" nach Peter Streck, München um 1855

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts wirkt der Obermusikmeister Peter Streck (1797-1864) in München durch Musikausbildung, Notenveröffentlichung und musikalische Auftritte (vgl. Nr. 3/8) für viele ländliche Musikanten als Vorbild. Nach dem Abschied von der Militärzeit brachten sie das Gelernte in die dörfliche Musik ein. Oftmals bauten sie eigene Musikkapellen auf, wie die Notenhandschriften beweisen.
So findet sich der "Telegraphen-Galopp" in Varianten z.B. in Reichenhall, Burghausen, Glonn, Ingolstadt und Haag - unsere vorliegende Form geht teilweise auf eine Handschrift aus Deisenhofen (ca. 1870/80) für Es- und B-Klarinette zurück. Der 3. und 4. Teil ist identisch mit den Melodien, die Peter Streck in seinem Opus 57 für kleine Harmoniemusik (Es- und B-Klarinette, 3 Trompeten, Posaune/Bombardon) veröffentlicht hat. Ein Galopp ist wie der Dreher der schnellste Tanz im Zweivierteltakt.


Quellenhinweis zu: "Rehragout-Schottisch"

Schon zum Ende des 19. Jahrhunderts taucht dieser Schottisch (manchmal auch als langsamere Bayrisch-Polka) in den Tanzmelodienhandschriften der ländlichen Musikanten in ganz Oberbayern auf. Er ist dann ab der Jahrhundertwende wohl im Repertoire fast jeder ländlichen kleinen Tanzmusik zu finden. Immer ist der 1. Teil und das Trio festgelegt, der 2. Teil wechselt häufig.
Der Name "Rehragout-Schottisch" bis hin zu "Reragu" ist erst im 20. Jahrhundert belegt. Er zielt auf den Text, der zum Trio gesungen wurde. In die heutige Volkstanzpflege eingegangen ist das Stück wohl durch Georg von Kaufmann (1907-1972), der als Tanzmeister die Volkstanzabende in Oberbayern ins Leben gerufen hat. Bei Musikproben zu Beginn der 50er Jahre im Forsthaus Unken kochte und servierte seine Frau Marianne ein weitum berühmtes Rehragout mit Knödeln - dazu wurde dann gesungen: "Wos gibts denn heit auf d'Nacht? ... Heit gibts a Rehragout! ..."


Quellenhinweis zu: Halbwalzer für Klarinetten und Blechinstrument aus der Slg. Seidl

Der Münchner Musikant Hans Seidl (1907-1973) hat schon mit 14 Jahren Klarinettenlandler aufgeschrieben. Der Kiem Pauli (1882-1960) förderte Seidl, ließ ihn Teile seiner Landlersammlung abschreiben und ebnete ihm den Weg zum Rundfunk. Von 1949-1959 war Hans Seidl Abteilungsleiter für Volksmusik im Bayerischen Rundfunk. 1989 übergab seine Witwe die Sammlung Seidl dem Bezirk Oberbayern für sein Volksmusikarchiv. 1994 haben wir aus der Sammlung Seidl eine 9-stimmige Blasbesetzung aus der Zeit von 1942-1945 veröffentlicht. Peter Denzler hat daraus diese Folge von Halbwalzermelodien für größere Blasmusikbesetzung bearbeitet. In stetem Wechsel zwischen Klarinetten und Blechstimmen folgen in überlieferter Weise 16-taktige Landlermelodien aufeinander - Seidl hat damit an eine überlieferte Spielweise alter Walzerreihen angeknüpft (vgl. Handschrift Renner aus Miesbach um 1850/60).


Quellenhinweis zu: "Auf zum Tanz ..." langsame Polka nach Peter Streck, München um 1860

Viele ländliche Musikanten erhielten ihre grundlegende Musikausbildung bei der Militärmusik. Dort lernten sie Musikanten aus anderen Gegenden kennen, erarbeiteten sich in der Dienst- und Freizeit ein umfassendes Repertoire und brachten das Gelernte in die heimische Dorfmusik ein. Großen Einfluß hatte zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Militärmusikmeister Peter Streck (siehe Nr. 3) in München.
In einer Notenhandschrift für "Tromba" aus Siegsdorf ist unter Einträgen aus den Jahren von ca. 1860-1900 auch das Fragment der 1. Stimme von unserem (langsamen) Polka zu finden. Peter Streck veröffentlichte diesen Polka als Nr. 13 im Opus 176 "Quartett, enthält 15 Stücke für kleine Harmonie-Blechmusik in ausgesetzten Stimmen", wohl um 1860 in seinem Münchner Selbstverlag. Ein ganz ähnliches Melodiefragment (1. Teil) mit dem Text "Auf zum Tanz, Buama, auf zum Tanz" hat ein anderer Anonymus für Geige notiert (südlich von München ca. 1880/90? Rekonstr. ES).


Quellenhinweis zu: "Kiem Pauli - Polka" von Georg von Kaufmann und Kiem Pauli

Georg von Kaufmann (1907-1972) hat sich nach dem 2. Weltkrieg bis zum Ende der 60er Jahre um die Pflege der oberbayerischen Volkstänze und der Instrumentalmusik angenommen. Als junger Forstmeister war der "Kaufmann Schorsch" in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg in Kreuth tätig. Dort lernte er den Kiem Pauli (1882-1960) kennen. Die beiden starken Persönlichkeiten wurden schnell enge Freunde und musizierten auch miteinander: Kiem Pauli mit der Zither, der Kaufmann Schorsch mit der Ziehharmonika. Mehr als 20 Instrumentalstücke haben sie gemeinsam "aus der Taufe" gehoben - so auch diese zünftige Polka. Zum Andenken hat Georg von Kaufmann die Polka 1970 mit dem Titel "Kiem Pauli - Polka" versehen.


Quellenhinweis zu: Halbwalzer aus Prien - aus dem Notenbuch von Peter Schmid um 1900

Zentrale Person für die überlieferte Tanzmusik um 1900 in Prien am Chiemsee und im südwestlichen Chiemgau war der Bau- und Musikmeister Peter Schmid (1861-1915). Er bildete im Musik- und Instrumentalunterricht eine ganze Generation ländlicher und bürgerlicher Musikanten aus. Zugleich versorgte er die umliegenden Kapellen gegen Honorar oder im Tausch mit Noten und Bearbeitungen von Gebrauchsmusik aus seiner Feder. Dazu hatte sich Peter Schmid eine Sammlung von Notendrucken und Abschriften aus Verlagen und von Musikmeisterkollegen angelegt, die in Umfang und Besetzungsvielfalt auffallend ist.
Wolfgang Forstner hat für seine junge Söchtenauer Blaskapelle diese Halbwalzerrunde durch alle Register zusammengestellt. Dabei verwendete er die Halbwalzer-Melodien aus den handschriftlichen Notenbüchern von Peter Schmid um 1900. Auch der Baßlandler ist bei den Musikanten im Chiemgau seit 2 Generationen im auswendigen Spiel bekannt. Eine Auswahl der Noten von Peter Schmid hat der Bezirk Oberbayern als Faksimileausgabe für 2 Klarinetten oder 2 Trompeten (Melodiestimmen) mit dem Titel "Tanzmusik aus Prien um 1900" veröffentlicht (München 1987).


Quellenhinweis zu: "Rheinländer der Oberbauer-Musikanten" - Gegend von Ingolstadt

Dieser im nördlichen Oberbayern vor allem bis in die 60er Jahre weit verbreitete Rheinländer stammt in dieser Form aus dem Spielgut der Musikantenfamilie Oberbauer, die seit ca. 100 Jahren in der Ingolstädter Gegend (Großmehring, Kleinmehring) tätig ist. Wastl Biswanger durfte schon als Jugendlicher in den 50er Jahren mit den alten Musikanten mitspielen und hat die größtenteils auswendig musizierten überlieferten Tanzmelodien aufgeschrieben und für das Volksmusikarchiv in der typischen Oberbauer-Blechmusikbesetzung zusammengestellt: 2 Flügelhörner, 2 Trompeten, 2 Blechbegleiter (Baßtrompeten), Posaune und Bombardon (vgl. Quellenhefte Nr. 14 und 15 "Dokumente regionaler Musikkultur). Dazu Biswanger:
(...) Anläßlich der Brückeneinweihung 1930 schrieb die Ingolstädter Zeitung: "Erwähnung verdient besonders die Kapelle Oberbauer, die in ihren Blech- und Streichmusikvorträgen das Niveau einer Ortskapelle weit überragt und verdienten Beifall fand". Während bei solchen Ereignissen alle acht Oberbauer-Brüder (sieben Schreiner und ein Sattler) vereint waren, konnte man sie zu dritt oder zu viert auf kleineren Hochzeiten und in den Gasthäusern der Stadt mit Tanz- und Unterhaltungsmusik hören. (...)


Quellenhinweis zu: "Bockstoa-Polka" von Klaus Frauenrieder, Fischbachau

Um 1970 hat der Versicherungskaufmann und Musikant Klaus Frauenrieder (geb. 1943) für die "Fischbachauer Tanzlmusi" diese Polka gemacht. Klaus Frauenrieder trug mit seinem Akkordeonspiel dazu bei, daß die 6 Männer von der "Fischbachauer Tanzlmusi" weit über das heimatliche Leitzachtal hinaus als mitreißend-frische Tanzmusikanten bekannt wurden. Die Fischbachauer haben neben vielen traditionellen Halbwalzern, Landlern, Schottischen und Volkstänzen eine Reihe Boarische und Polkas für die Volkstanzabende selbst gemacht. Das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern hat im Jahr 1992 zusammen mit den Musikanten viele alte und neue Tanzmusikstücke in einem Spielheft mit dem Titel "Fischbachauer Tanzlmusi" herausgegeben.


Quellenhinweis zu: "Josephinen-Polka" von Peter Streck, München um 1855

Der Einfluß der Militärmusik auf die Tanz-, Unterhaltungs- und Marschmusik in Oberbayern läßt sich immer wieder belegen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist es der Obermusikmeister Peter Streck (1797-1864) in München, der durch Musikausbildung, Notenveröffentlichung und musikalische Auftritte für viele Musikanten richtungsweisend wirkt. Über 3000 "Kompositionen" und Bearbeitungen von Tanz-, Unterhal-tungs- und Marschmusik, von Kirchen- und Orchestermusik sind von ihm im Eigenverlag herausgegeben worden. Bei zahlreichen "Kompositionen" hat sich Streck von Melodien aus der ländlichen Musiziertradition leiten lassen. Seine Noten für Harmoniemusik, Streichmusik und kleine Bläserbesetzungen wurden von den Militärmusikern zu vielerlei Gelegenheiten gespielt und dann in die heimische Dorfmusik eingebracht.
Wohl im Jahr 1855 gab Peter Streck im Eigenverlag in München als sein Opus Nr. 56 die "1te Parthie Zwölf Stücke für Militär Harmonie Musik in ausgesetzten Stimmen mit Directionsstimme" heraus. Die angegebene Besetzung war folgende: "Ein Es-Clarinetto, Zwei B-Clarinetto, Zwei Corni (in F et Es), Drei Trompetten (in hoch B, F et Es, Es et C), Ein Bombardon und Posaune", dazu kommen "ad libitum Flauto in F oder Piccolo in Des, Flügel- et Althorn in B, große und kleine Trommel". Bei den 12 Stücken der Herausgabe findet sich neben Märschen, Vortrags- und Tanzstücken als Nr. 8 die "Josephinen-Polka", die hier in einer neuen Bearbeitung erklingt, die wesentliche Elemente des Arrangements von Peter Streck bewahrt.