Qu: wie Nr. 1 (Handschrift Achleitner, Athen 1861). Dr: QuH 65/66. TA: VMA/TRM 0536, Daniel Herrmann (Kaufbeuren), 11.2.2000, Rott am Inn.

Meinen Paß von der bayerischen Gesandtschaft zu nehmen
versparte ich mir bis am Vorabende meiner Abreise. Am Tage St. Peter und Paul, den 29. Juni 1853, nun fuhr ich schon des Morgens nach dem Piräus, um das Dampfboot ja nicht zu versäumen und auch nicht ertappt zu werden mit meiner frommen Lüge. Endlich wurde es Abend und wir gingen unter Dampf und Segel. Wir fuhren die ganze Nacht und hatten das herrlichste Wetter. Nun war mir aber eine ganz unerwartete Ueberraschung vorbereitet. Dieser Dampfer fuhr nicht nach Jaffa, sondern erst der, der in acht Tagen eintreffen wird. Ich mußte wohl oder übel bleiben, nahm bei einem deutschen Gastwirthe Quartier und nun wurden Pläne geschmiedet, diese acht Tage todtzuschlagen. Vor Allem machte ich bei dem österreichischen Consul meine Aufwartung. Ich wurde zur Tafel geladen und mußte mehrere Abende spielen.

Qu: wie Nr. 1 (Handschrift Achleitner, Athen 1861). Dr: QuH 65/66. TA: VMA/TRM 0529, Helmut Scholz (Rosenheim), 5.1.2000, Rott am Inn.

Nun hatte ich mit vollen Händen zu thun.
Es verging mir aber auch rasch die Zeit. Es war schon der Sommer von anno 53 herangerückt und ich hatte im Geheimen bei mir beschlossen, während der Ferien einen kleinen Sprung nach Jerusalem hinüber zu machen. Davon aber durfte Niemand etwas erfahren, weil man mich zu dieser Jahreszeit nicht hätte ziehen lassen. Ich bat meinen guten König um Urlaub auf drei Wochen. "Wohin wollen Sie reisen?" – Ich antwortete: "Nach Syra, Smyrna und Stambul." – "Diese Zeit ist zu kurz dafür." – "Darf ich Eure Majestät vielleicht um sechs Wochen bitten?" – "Jawohl!

Qu: von H. M. Opus 8, Herzog Maximilian in Bayern (1808-1888), München, Falter & Sohn, VN 528, August 1842. Dr: QuH 62. TA: 24.1.2008, VMA, Susi Weiss (Klavier).

Es waren deren 25 Köpfe.
Außerdem gründete ich auch noch eine deutsche Feuerschützengesellschaft, die in kürzester Zeit zu 25 Mann heranwuchs und mich zu ihrem Oberschützenmeister wählten. Der gute König schenkte uns alle Jahre zu dem Hauptfestschießen 100 Drachmen.
Mittlerweile bekam ich auch die Adoptivtochter der Königin, sie im Deutschen zu unterrichten und ihr Clavier zu lehren.

Qu: wie Nr. 7 (Opus Nr. 60 von Peter Streck, 1840/50). Dr: QuH 31, S. 4. TA: VMA/TRM 0270, Wacker-Kapelle Burghausen (Ltg. Franz Stangl), 29.3.1993, Burghausen.

Es war eben Prinz Peter aus Oldenburg auf Besuch
bei seiner Schwester der Königin Amalie hier. Ich wurde deßhalb schon am zweiten Abende gerufen, um vor den Majestäten und dem Prinzen Peter im Hofgarten zu spielen. Ich erschien in meiner Gebirgstracht, die Ihrer Majestät so gut gefiel, daß ich immer nur in dieser Kleidung erscheinen mußte und auch außer Dienst wollte sie mich nur in der Joppe sehen. Vor meinem Federhute schlug freilich manche junge und alte Griechin das Kreuz.
Nachdem ich ein sehr schönes Zimmer im Palaste angewiesen bekam, fühlte ich mich auch bald glücklich. Ich erkundigte mich alsbald nach den Deutschen und ihren Kindern. Wie ich vernahm, wurde in der kgl. Kapelle nur an Festtagen gesungen und musicirt. Das war mir gar zu wenig. Ich lud die deutschen Kinder ein, zu mir zu kommen, und lehrte sie deutsche Messen singen, welche wir denn auch gar bald in Anwesenheit Sr. Majestät hören lassen durften. Selbst die kgl. Adoptivtochter der Königin war mit und bei. Gelegentlich gab ich auch den Sängern und Sängerinnen unentgeltlich deutschen Unterricht.

Qu: wie Nr. 1 (Handschrift Achleitner, Athen 1861). Dr: QuH 65/66. TA: VMA/TRM 0528, Helmut Scholz (Rosenheim), 5.1.2000, Rott am Inn.

Endlich am 12. Mai Nachts 10 Uhr landeten wir in der Hafenstadt Piräus.
Ich verlor meine Reisegesellschaft im Gedränge und hatte das Vergnügen, ganz allein zwei volle Stunden zu Fuß nach Athen zu wandern. Es war ziemlich finster, und weil ich da gar so weich gebettet einher marschirte, untersuchte ich mit den Händen meine Pfade. Ich langte in halben Fuß tiefen Staub. Von den nahe liegenden Gärten dufteten die Orangen= und Citronenblüthen und ließen mich die Herrlichkeiten des glücklichen Landes ahnen. Ungefähr um 12 Uhr erreichte ich die Stadt Athen. Wie erstaunte ich, als ich links und rechts der Hauptstraße auf den Trotoirs Menschen des verschiedensten Alters und Geschlechtes schlafend antraf.