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Quellenhinweis zu: Schotte Nr. 2

Seit über 20 Jahren sammelt Sepp Kaschak aus Grassau alte Notenhandschriften der Grassauer Musikanten. Seit 30 Jahren lebt er mit seiner Familie in Grassau im Chiemgau. Dabei hat seine Sammlung schon einen beachtlichen Umfang erreicht.
Der "Schotte Nr. 2" (Schottisch) stammt aus den Noten für ein Salontrio mit Querflöte, Bratsche und Gitarre, die um 1880 von Johann Lüttich (1841-1918), Kaminkehrermeister und Musikmeister in Grassau, aufgeschrieben wurden.
Sepp Kaschak schreibt dazu: "Koch Sepp, der "Heften Sepp", ehemaliger Gastwirt und Musikmeister in Grassau (1906-1990), hat mir die drei Stimmhefte (Hochformat 32 cm x 24 cm) 1983 überlassen. Koch war von 1926-1938 Musikmeister in Grassau und hat von 1948-1959 das Grassauer Musikleben durch die Konzerte der Blasmusik geprägt."
Die Hefte sind auf der ersten Seite, rechts oben, mit "Johann Lüttich" signiert. Sie sind zusätzlich unten mit einem Stempel "Johann Lüttich Grassau" versehen. Die drei Stimmhefte sind gebunden, ohne Schutzdeckel, und geschrieben für "Flauto", "Viola" und "Guitarre". Jedes Heft hat 22 Seiten. Die Notenschrift läßt in Sauberkeit und Genauigkeit einen geübten Schreiber erkennen. Die drei Hefte sind sehr abgenützt, standen also in starkem Gebrauch. Der Inhalt weist sowohl auf Tanzmusik als auch auf konzertante Aufführungen hin.


Quellenhinweis zu: "Aufzugsmarsch im Feldschritt"

Diesen Marsch hat der zur Mitte des 19. Jahrhunderts in München populäre Unterhaltungsmusiker, Militärmusikmeister Peter Streck (1797-1864) als Nr. 2 in seinem Opus 228 "Maskeraden-Taenze und Märsche" als typische Faschingsmusik mit vielen Oktavierungen für den schon im 19. Jahrhun-dert berühmten Münchner Fasching im Eigenverlag veröffentlicht.


Quellenhinweis zu: "Flötten Ländler"

Wie seine Vorfahren war Franz Seraph Graßl (1795-1841) Bauer, Wirt und Branntweinbrenner in Unterstein bei Berchtesgaden. Zuletzt übernahm er die Kappelwirtschaft in Berchtesgaden. Die erste musikalische Ausbildung hat er wohl von seinem Vater erhalten, sicher hat er sich aber auch bei anderen Spielleuten in der Gastwirtschaft allerhand abgeschaut, bis er schließlich sieben Instrumente beherrschte. 1818 heiratete er Ursula Walch, eine Tochter des weithin bekannten Flöten- und Klarinettenmachers Lorenz Walch vom Siegerlehen in der Stanggaß.
Franz Seraph Graßl spielte, wie Hans Bruckner feststellte, anfangs wohl bei der Musikkapelle des Berchtesgadener Türmermeisters, der "Thurnermusik". Dann aber begann er, seine Kinder zu unterrichten und spielte mit seinen gerade 9 und 7 Jahre alten Söhnen Franz und Sylvest zu örtlichen Tanzgelegenheiten und Unterhaltungen auf, bis es ihm von Landgericht verboten wurde.
Franz Seraph Graßl bestritt ab 1825 über lange Jahre viele öffentliche und private Veranstaltungen in seinem Heimatort, zu denen Tanz- und Unterhaltungsmusik gebraucht wurde. Dafür legte er sich Notenhandschriften an, die sein Sohn Franz weiterführte. In den Handschriften sind die Melodien eingetragen, die er für die meisten ländlichen Unterhaltungen benötigte: Vor allem Ländler, aber auch einige Dreher. Ab ungefähr 1840 kommen Polka, Schottisch, Galopp, Mazurka und Walzer dazu. Die frühen Noten sind vor allem für Flöten geschrieben, später kommen Melodien für Flügelhorn, Klarinette und Geige dazu. Über die Spielgelegenheiten und Einnahmen von 1825-1832 führte Franz Seraph Graßl genau Buch.
Berchtesgaden war um 1830 schon eine beliebte Sommerfrische der städtischen und höfischen Gesellschaft Münchens. Auch die königliche Familie war gern in Berchtesgaden. Franz Seraph Graßl und seine Kinder spielten immer öfter für die "Sommerfrischler", oft auch bei Gelegenheiten, die den Gästen überaus romantisch oder urtümlich vorkamen: Auf Almen, in alten Gasthäusern, im Kuhstall, in Bauernküchen.
Die höfische Gesellschaft wollte die in Berchtesgaden gehörte "echte ländliche" Musik auch in München hören. Die Sommerfrischler holten sich also die Musik der "Alpenbewohner" in die Stadt. Im Oktober 1833 begab sich Graßl mit seinen sechs Kindern erstmals auf Gastspielreise. Sie führte ihn über Teisendorf und Traunstein nach München. Beim Bögner im Tal hatten sie Quartier. Sie konzertierten in zahlreichen Gasthäusern und bei privaten Gesellschaften.
Bis 1836 folgten Reisen nach Italien, Österreich und Deutschland. Graßl musizierte mit seinen Kindern in Bürger-, Adels- und Königshäusern. Dabei spielte er wie gewünscht die beliebten Ländler, Alpenlieder und Steirer. Aber er brachte auch Bearbeitungen damals moderner Musik, bei denen sich seine Kinder mit Berchtesgadener Kinderinstrumenten wie Kuckuck und Nachtigall produzieren konnten. Franz Seraph Graßl war wie die Zillertaler Nationalsänger ein Vorreiter der auch heute noch umherziehenden Ensembles mit teilweise volksmusikalischem Programm.


Quellenhinweis zu: Deutsche Tänze Nr. 21 und 24

Die Bayerische Staatsbibliothek München besitzt in ihrer Musiksammlung eine Handschrift mit 61 einstimmigen Melodien/Stücken (Deutsche Tänze, Menuette, Ländler ?) im Dreivierteltakt. Nach den Wasserzeichen datierte Dr. Robert Münster, der ehemalige Leiter der Musiksammlung dieses Unikat auf die Zeit um 1800, da die Papiere der Papiermühle Unold (Wolfegg/Württemberg) in Bayern zwischen 1770 und 1810 verwendet wurden. Eventuell stammt diese Handschrift auch aus dem Gebrauch der Münchner Stadtmusikanten. Gerd Pöllitsch schließt aus dem Umfang, der Tonart und der Melodieführung der Handschrift, daß sie für eine Flöte geschrieben wurde. (ES)


Quellenhinweis zu: Menueto Nro:9 - Presto finale Nro:10

Augustin Holler (1744-1814) besuchte das Gymnasium in Freising und war ab 1773 in München Stadtmusikmeister. Er schrieb über 120 musikalische Werke - Gebrauchsmusiken im Stil der Zeit. Im Notenbestand des "Müllner Peter von Sachrang", Peter Huber (1766-1843), der jetzt an der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird, finden sich zahlreiche Abschriften dieser Holler'schen Werke durch Huber aus der Zeit um 1800. Die beiden Stücke "Menueto Nro: 9" und "Presto finale Nro: 10" sind Teile der "Serenade in C" von Augustin Holler für "Violino Primo, Violino Secundo, Viola Prima, Viola Secunda, Flauto travers con Violone" (BStB Mus.Mss.7441). (ES)


Quellenhinweis zu: Scherzettino

Marcel Moyse (1889-1984) interpretiert hier eine Komposition seines Lehrers Paul Taffanel (1844-1908). Bei der Abschlußprüfung am Pariser Konservatorium 1906, die Moyse als Bester absolvierte, fungierte der Pianist Alfred Cortot als Begleiter. Er verglich Moyses Spiel mit dem "klanglich ausgeglichenen und eleganten Stil" der französischen Schule Taffanels: "Moyses Flöte redete eine noch emotionalere Sprache; sie erfand Mischfarben, die man bis dahin nicht gehört hatte, mit einer größeren Dichte. Sie klang mehr wie die menschliche Stimme als wie irgendein anderes Instrument (...) Was gibt es Bewegenderes als die tiefen Flötentöne?" (nach R. Meylan). (AM 1998)


Quellenhinweis zu: "An der schönen, blauen Donau" - Walzer

Hermann Zanke, geboren 1904, wurde 1934/35 Nachfolger von Julius Manigold als Flötenlehrer am Staatskonservatorium in Würzburg. Er lehrte dort bis 1956 und starb wenig später. Zanke benutzte zeitweise das Pseudonym "Harry Mody". Er veröffentlichte einige Kompositionen und zwei Lehrwerke: Neue Flötenschule, Leipzig 1932, und Flötenschule, München 1949.
Vor seiner Würzburger Zeit spielte Zanke u. a. im Breslauer Rundfunkorchester und beim Orchester Dajos Béla, einer der führenden deutschen Tanzkapellen der 1920er Jahre. Als Saxophonist, Klarinettist und Flötist wirkte er bei zahlreichen Schallplattenaufnahmen der Kapelle mit (1929). Er spielte auch einige Platten im Trio mit Dajos (d. i. Leon Golzmann, 1897-1978) an der Violine sowie dem Harfenisten Bruno Schäfer (1927, unveröffentlicht) bzw. dem Pianisten Franz Grothe (1929) ein.
1926 nahm er als Solist mit Begleitung eines Salonorchesters zwei Strauß-Walzer auf (Geschichten aus dem Wiener Wald und den vorliegenden), die vor allem für den österreichischen Markt bestimmt waren. Zwei Chopin-Bearbeitungen mit Klavierbegleitung vom selben Aufnahmetermin blieben unveröffentlicht. (AM 1998)


Quellenhinweis zu: Serenade für Flöte, Horn und Klavier

Rudolf Tillmetz (1847-1915) war ein Schüler Theobald Böhms und spielte nach seiner Berufung zum Hofflötisten in München 1867 zunächst die zylindrische Böhmflöte. Um 1885 wechselte er auf das konische Modell. Gustav Kaleve (1884-1976), der als fertiger Bielefelder Orchestermusiker 1903/04 noch Unterricht beim Tillmetz-Schüler J. Laubender in Hannover nahm, lernte dort ebenfalls die konische Böhmflöte kennen. 1904 zog er nach München, um bei Tillmetz weiterzustudieren. Drei Jahre später wurde er dessen Nachfolger im Münchener Hoforchester, 1921 Lehrer an der Akademie der Tonkunst. Bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand 1940 hielt er als letzter Vertreter der "Münchener Schule" im Staatsorchester an der konischen Flöte fest.
Der Hornist Oskar Hieber trat 1899 dem Hoforchester als Eleve bei und spielte dort ebenfalls bis 1940, seinem Todesjahr.
Anton Emil Titl (1809-1882) wirkte als Dirigent und Komponist in Wien. (AM 1998)


Quellenhinweis zu: Le Carneval Russe - Variationen für Flöte

Maximilian Schwedler (1853-1940) war bedeutend als Flöteninterpret, -pädagoge und -konstrukteur. 1875-1881 spielte er im städtischen Orchester zu Düsseldorf, dann im Theater- und Gewandhaus-Orchester in Leipzig. Schwedler lehrte am dortigen Konservatorium. Seine 1897, 1910 und 1923 veröffentlichten Schulwerke nehmen auf die von ihm veranlaßten Verbesserungen der "gewöhnlichen, konischen Flöte" Bezug. Sie spiegeln deren jeweiligen Entwicklungsstand - von der 1885 durch F. W. Kruspe gebauten "Schwedler-Kruspe-Flöte" über die "Reformflöten"-Modelle Carl Kruspes (Gebrauchsmuster 1898 und 1912) bis zu den komplizierten Schwedlerflöten aus der Werkstatt Moritz Max Mönnigs. Bei der vorliegenden Aufnahme spielt Schwedler wahrscheinlich noch auf einer Reformflöte ohne die 1912 geschützte F-Mechanik. (AM 1998)


Quellenlage zu: Der Spötter - Polka für 2 Piccollo-Flöten

Das 6. Ostpreußische Infanterie-Regiment "Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz" Nr. 43 unterhielt, wie alle Regimenter in jener Zeit, seine Musik nicht nur für die Marschbegleitung bei Paraden. Vielmehr waren Militärmusiker im 19. und frühen 20. Jahrhundert in erster Linie zu außerdienstlichen Anlässen gefragt und spielten gegen Honorar bei Konzert- und Tanzveranstaltungen. Für die Armee bedeutete dies kostenneutrale Sympathiewerbung. Nur 7 "Hoboisten" waren im Etat des Regiments als Musik vorgesehen; zum Blasorchester aufgefüllt wurde diese durch abkommandierte Freiwillige "aus dem Gewehrstande". 33 solcher zusätzlichen "Hilfshoboisten" gehörten zur Königsberger Regimentsmusik unter Albert Kranz. Eine so große Besetzung aufzunehmen war zur damaligen Zeit aber technisch noch nicht möglich.
Zu den abkommandierten Hilfshoboisten zählten auch die beiden Piccolo-Solisten, die hier vermutlich zu hören sind. Sowohl Wilhelm Schulz, 1. Soloflötist der Kapelle, als auch der 2. Flötist Eduard Heimburger, bekleideten (nach einer Liste von 1909) den Rang eines Sergeanten. (AM 1998)