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Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 12

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 243. – "Merkt auf, meine Herren!" [1812]

Das Lied spiegelt die Situation nach dem verlorenen Russlandfeldzug wider: Im Juni 1812 versammelte Napoleon ein Heer von 450.000 Mann und rückte gegen Russland vor, weil Russland der einzige verbliebene Gegenspieler auf dem Kontinent war. Schon von Anfang an stand das Unternehmen unter keinem guten Stern, denn sowohl die Hitze, als auch Hunger und Durst mangels Nachschub und Krankheit dezimierten das Heer, so dass es schon im August auf 160.000 Mann geschmolzen war. Bis Moskau lockte der Zar Napoleon, ohne Verhandlungen anzubieten. Der verlustreiche Sieg in der Schlacht von Borodino und das brennende Moskau untergruben die Moral der Truppen. Schließlich machten die Strategie der verbrannten Erde und die ständigen Attacken der Kosaken ein weiteres Operieren unmöglich, so dass sich im Oktober Napoleon und die Reste seines Heeres unverrichteter Dinge auf den Rückzug machten. Dabei gerieten sie noch in einen verfrühten Wintereinbruch, auf den sie auch nicht vorbereitet waren und erlitten beim Übergang über die Beresina eine weitere Niederlage. Im Dezember 1812 überschritten nur noch 18.000 napoleonische Soldaten die Grenze nach Deutschland – von rd. 34.000 Bayern kamen nur 3.000 zurück. – In vielen Berichten, so auch in diesem Lied, tritt immer wieder die Mutmaßung hervor, dass sich Napoleon nach einem Sieg über den russischen Kaiser (nachdem er zuvor alle anderen Kaiser zur Abdankung gezwungen oder besiegt hatte) als letzter verbliebener Kaiser zum europäischen Kaiser aufschwingen wollte. Darauf deutet auch hin, dass man ihm andichtet, er habe schon Krone und Szepter bei sich gehabt (2. Strophe), um sich möglichst schnell krönen zu lassen. Stattdessen habe er alles verloren: die Sporen, ohne die ein Reiter nicht auskommt und den berühmten Hut, ohne den ein erfolgreicher Napoleon nicht denkbar war. (WK)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 14

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 241. – "Seids uns recht willkomma, Herr Kronprinz, in Tirol" [1810]

Nach dem Frieden von Pressburg 1806 war Tirol bayerisch geworden. Allerdings verhielten sich die bayerischen Beamten sehr ungeschickt und so fühlten sich die Tiroler nach dem österreichischen Sieg bei Aspern 1809 ermuntert, gegen die Besatzer aufzustehen. Nach verschiedenen Erfolgen bei den ersten 4 Berg Isel-Schlachten erfolgte aber doch im November 1809 die Niederschlagung des Aufstands, die mit der Hinrichtung Andreas Hofers endete. – Am 12. Oktober 1810 hatte Kronprinz Ludwig in München die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen geheiratet. Der Kronprinz, der Napoleon und den Franzosen äußerst distanziert, ja feindlich gegenüberstand, war aus diesem Grunde bei den Tirolern sehr beliebt. Nur so ist die freudige Begrüßung zu verstehen, die das Kronprinzenpaar auf ihrer Hochzeits- und – wie man annehmen darf – auch Huldigungsreise erfährt. Man betrachtete es schon als höchste Ehre, wenn der zukünftige König – man wusste ja noch nicht, dass Tirol an Österreich zurückfallen würde und rechnete mit dem Verbleib bei Bayern – sich herabließ und einer bäuerlichen Hochzeit die Ehre erwies (Strophe 3).


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 34

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 240. – "Nun hört uns, ihr Bayern!" [1809]

Nach der Niederschlagung des Tiroler Aufstandes im November 1809 versuchte die bayerische Verwaltung noch einmal, wenn auch erfolglos, das Land in den bayerischen Staatsverband zu integrieren. Im Text des Liedes, das in Sachrang, an der Grenze zu Tirol, überliefert wurde, wird daher den Tirolern ein Eingeständnis ihrer fehlgeschlagenen Politik gegen Bayern in den Mund gelegt. Der Held der Aufstände, Andreas Hofer (1767-1810), ist zwar als erfolgreicher militärischer Anführer geschildert, charakterlich jedoch als "tückisch und tamisch vor Wuat" beschrieben (Strophe 2). Als Anstifter des Aufstandes gelten Emissäre aus Österreich, die die Aufständischen durch falsche Versprechungen betrogen haben (Strophe 3). Einige Orte in Nordtirol werden als Zentren der Aufständischen genannt; von dort aus sind sie wie "wütige Stier" nach Bayern eingedrungen; sie werden als arbeitsscheu und angeberisch aber arm geschildert (Strophen 4-7), v.a. weil sie zwar prächtig bestickte Gürtel mit eingearbeiteten Geldkatzen – sogenannte "Ranzenbärte" – tragen, sich darin aber kein Geld befindet. Am Ende des Liedes bitten die Tiroler den bayerischen König um Vergebung. Die Hoffnungen der ländlichen Bevölkerung Oberbayerns und Schwabens werden hier angesprochen, die nicht noch einmal von marodierenden Tiroler Bauern, die Ende Mai 1809 nach der für sie erfolgreichen dritten Berg-Isel-Schlacht bis Kempten, Kaufbeuren und Wolfratshausen vordrangen, heimgesucht werden wollten. (WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 11

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 239. – "O ös meine Boarn, tuats nit jubiliern!" [1809]

Der als handschriftliche Aufzeichnung in Salzburg überlieferte Liedtext entstand vermutlich Ende Mai 1809. Der Tiroler Aufstand gegen die bayerisch-französische Besatzung war ab April mit der Rückeroberung der Festung Kufstein, der Vertreibung bayerischer Beamter und Militärs aus Innsbruck und den drei ersten blutigen Schlachten am Berg Isel erfolgreich verlaufen. Die militärischen Niederlagen hatten zu Spannungen zwischen den bayerischen und französischen Kommandeuren geführt. Dem im Lied (Strophe 3) erwähnten Erzherzog Karl von Österreich-Teschen (1771-1847) war es durch eine Heeresreform teilweise gelungen, die Armeen des Habsburger Reiches wieder zu stärken und schlagkräftiger zu machen. Einen ersten, und für längere Zeit einzigen Erfolg konnte Karl in der Schlacht bei Aspern (21./22.5.1809) gegen Napoleon verbuchen. In dieser Siegeszuversicht könnte auch der Text des vorliegenden Liedes entstanden sein – vermischt mit älteren Motiven und späteren Veränderungen! Den bayerischen Besatzern konnte nach dem Erfolg von Aspern ungehindert gedroht werden; die für das gesamte Tirol sehr ungünstige Wirtschaftspolitik wird hier angeprangert und auf die anscheinend ökonomisch bessere Zeit vor 1805 hingewiesen, als die österreichische Regierung durch die Einführung der "Bancozettel" (Strophe 7) das erste Papiergeld in Umlauf brachte. Bedingt durch die Währungs- und Verwaltungsvereinheitlichung musste die bayerische Verwaltung zunächst das Papiergeld stark abwerten und schließlich außer Kurs setzen, was eine Verarmung der Tiroler Bauern und des städtischen Bürgertums zur Folge hatte. Daher werden Napoleon – hier mundartlich als "Wonepart" bezeichnet – und König Max I. von Bayern am Ende des Liedes (Strophe 9) in die Hölle gewünscht und das bayerische Militär geschmäht, weil es ausschließlich von der Macht Frankreichs abhängig zu sein scheint. Letztlich gelang es dem bayerischen General Carl von Wrede (1767-1838) in der 5. und damit letzten Berg-Isel-Schlacht den Tiroler Aufstand niederzuschlagen und die bayerische Herrschaft noch einmal zu etablieren.(WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 18

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 235. – "Frühmorgen als der Tag anbrach" [1809]

Nach August Hartmann ist der Text dieses Liedes sowohl in Oberbayern (Floßing bei Mühldorf/Inn) als auch in Land Salzburg überliefert. Der Textdichter soll ein bayerischer Soldat gewesen sein (Strophe 5), daher ist das Lied auch in der Sichtweise auf die Ereignisse aus der Perspektive der militärischen Sieger erzählt. Durch die konsequent und mit Härte durchgesetzten Neuerungen in Verwaltung, Wirtschaft und Kultus machten sich die bayerischen Beamten in Tirol sehr schnell unbeliebt. Speziell die wirtschaftlichen Einbußen und die Bedrückungen durch Einquartierung sowie die Klostersäkularisierungen und Verbote religiöser Feiertage führten zu dauernden Mißhelligkeiten und einer generellen Ablehnung der bayerischen Verwaltung. Die gezielte österreichische Propaganda führte schließlich im Frühjahr 1809 zu kriegerischen Auseinandersetzungen, denen die bayerisch-französischen Truppen nicht gewachsen waren. Von Mai bis November tobten fünf grausame Schlachten um den von den Tirolern besetzten Berg Isel. In der letzten Schlacht am 1.11.1809 siegte der bayerische General Wrede mit seinen Truppen; der Tiroler Aufstand brach zusammen, der Freiheitsheld Andreas Hofer versuchte sich erfolglos vor der Gefangennahme zu retten und wurde im Februar 1810 auf Befehl Napoleons in Mantua hingerichtet. Von den Schrecken der Kämpfe ist im Liedtext nur wenig zu spüren. Nur auf einige Gefechte zwischen Tirolern und bayerisch-französischen Einheiten bei den Strubpässen und bei Lofer wird hingewiesen (Strophe 3). Die eher allgemein formulierten Beschreibungen der Begebenheiten sowie der mehrmalige Hinweis auf die Lage der Tiroler ("Sie sind verloren") spiegeln die Atmosphäre der Bedrohung und der Entsetzlichkeiten wieder, die dieser Krieg mit sich brachte. (WB)