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Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 15

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 230. – "Ertöne hoch, o Feierlied" [1806]

Auch bei diesem Liedtext handelt es sich um einen Flugblattdruck, der von offizieller, bayerischer Seite in der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg aus Anlass der "Vereinigungs-Feyer […] mit den Königlich Bayerischen Landen" am 15.9.1806 verteilt wurde. Die ehedem selbständige Reichsstadt Nürnberg tendierte wirtschaftlich, kulturell und konfessionell eher zu den protestantisch Brandenburg-Ansbachischen Landen Preußens. Allerdings verhinderte die enorme Schuldenlast, die die Reichsstadt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts angehäuft hatte, jede erfolgversprechende Verhandlung um Angliederung. Dagegen war Montgelas daran gelegen, die Grenzen Bayerns nach Norden auszudehnen, um die wichtigsten Handelsrouten zu den Wirtschaftszentren in Norddeutschland zu nutzen. Im Sommer 1806 gelang es, das Markgraftum Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg dem jungen Königreich Bayern anzugliedern. Der sog. Ansbacher Landbanco, eine wirtschaftlich sehr gut etablierte Bank, wurde zur Basis der nachmaligen bayerischen Staatsbank, wohingegen von der Reichsstadt Nürnberg rund 2 Mio. fl (Gulden) Schulden durch Bayern übernommen werden mussten. Sehr schnell erfolgte die administrative Eingliederung, die vor Härten nicht zurückschreckte und die jahrhundertealten Verwaltungs- und Machtstrukturen Nürnbergs beendete. Friedrich Karl Graf von Thürheim (1763-1832), seit 1803 für Bayern als Präsident der fränkischen Landesdirektion in Bamberg und Würzburg eingesetzt, trat 1806 als offizieller Vertreter des bayerischen Königs in Nürnberg auf (Strophe 5). Seine Regierung als bayerischer "Generalkommissär" in den Jahren 1808 bis 1814 in Nürnberg, Ansbach und Bayreuth führte jedoch zu Aufständen und antibayerischen Kundgebungen. Der bayerischen Verwaltung gelang es zunächst nicht, den wirtschaftlichen Niedergang Nürnbergs aufzuhalten, was zur weiteren Verarmung der Stadtbevölkerung beitrug. Erst die Industrialisierung und der Ausbau Nürnbergs zum Zentrum der Eisen- und Elektroindustrie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Stadt zu neuer Bedeutung. Im Liedtext von 1806 wird vor allem an die Loyalität der Nürnberger zum bayerischen König und seinem Repräsentanten appelliert (Strophen 3-5) sowie ein verheißungsvolles Zukunftsbild entworfen, das jedoch auf sich warten ließ. (WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 21

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 228. – "Triumph! geendet ist der Streit" [1806]

"Patriotische Empfindungen bey der Erhebung Baierns zum Königreiche. Von Joseph Pracht, Ober-Schul KommissariatsAktuar in Straubing 1806." – so ist der Lieddruck betitelt.
Im November 1805, einen Monat vor der offiziellen Erhebung Bayerns zum Königreich (1.1.1806) wurde im "Churbaierischen Intelligenzblatt", einer halbamtlichen Zeitschrift für Handel, Wirtschaft, Landwirtschaft, Gesundheitsfürsorge und Kultur, ein Aufruf veröffentlicht, bayerische "Nationalgesänge" zu verfassen. Fürstenliebe, Vaterlandsliebe und "Gemeingeist" sollten darin vorrangig zum Ausdruck gebracht werden. Abbé Georg Joseph Vogler (1749-1814), Freund und Konkurrent Mozarts dichtete daraufhin die Hymne "Heil unserm König". Auch der Beamte der staatlichen Schulverwaltung in Straubing, Joseph Pracht, sah sich dazu veranlasst, gemäß den Vorgaben einen Liedtext zu verfassen. Dabei leitete er die Rangerhöhung des bayerischen Kurfürsten sehr realistisch von den kriegerischen Auseinandersetzungen und dem erfolgreichen Eingreifen Napoleons her (Strophe 3 und 16), ohne jedoch auf einen Hinweis auf das uralte Herkommen eines bayerischen Königtums – von den "Bojern" – zu unterdrücken. Dabei leugnet Joseph Pracht keineswegs, dass es sich letztlich um ein "neues" Königtum handelt (Strophe 9). In den nachfolgenden Strophen (10-15) wird die väterliche Güte des bayerischen Landesherrn hervorgehoben, der zu seinen Untertanen menschlich ist, die Wissenschaften und Künste fördert und für eine gute schulische Ausbildung der Jugend sorgt. Allerdings gipfelt der Jubel nicht, wie zu erwarten ist, in einer abschließenden Huldigung des neuen bayerischen Königs, sondern im Hinweis auf Napoleon und dessen Engagement für Bayern, das durch ein jährlich stattfindendes "Rettungsfest" gewürdigt werden soll. (WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 16

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 227. – "Freut euch des Friedens!" [1805]

Der auf einem Flugblatt überlieferte Text dieses Liedes trägt die Überschrift "Baierisches Volkslied auf den Frieden". Gemeint ist hier der "Friede von Preßburg" (26.12.1805), in dem Österreich u.a. die staatliche Souveränität Bayerns samt der in den vorangegangenen Jahren erhaltenen Gebietserweiterungen garantieren und darüber hinaus Tirol bis Trient an Bayern abtreten musste. In den verschiedenen Strophen wird chronologisch der politisch-militärische Weg bis zum Friedensschluss geschildert. Da Bayern zunächst militärischer Verbündeter Österreichs war, drohte die territoriale Vereinnahmung durch den mächtigen Nachbarn einerseits und die militärische Vernichtung durch die feindlichen Truppen Napoleons andererseits. Um einer definitiven Entscheidung zugunsten Österreichs zu entgehen, floh der bayerische Kurfürst Max IV. nach Würzburg, hatte aber zuvor im Geheimvertrag von Bogenhausen das Bündnis mit Frankreich besiegelt (Strophe 3). In der Schlacht von Ulm besiegte Napoleon am 17.10.1805 die Österreicher. Der bayerische Kurfürst konnte wieder nach München zurück und die französische Armee rückte in die österreichischen Erblande ein (Strophen 4-9). In der entscheidenden Schlacht von Austerlitz am 2.12.1805 wurden die vereinigten österreichisch-russisch-preußischen Heere geschlagen. Für Bayern war der politische Kurswechsel zu Napoleon entscheidend; Napoleon stärkte seinen neuen Verbündeten durch die Rangerhöhung zum Königreich. Durch die Verheiratung seines Stiefsohnes Eugène de Beauharnais mit Auguste, der Tochter Max IV. von Bayern, gelang es dem korsischen Aufsteiger, familiäre Beziehungen zu einem der ältesten europäischen Adelshäuser zu knüpfen. Das Lied ist als offizieller Jubelgesang konzipiert und endet daher im Lobpreis Napoleons und seiner Ehefrau Josephine, seines Stiefsohns Beauharnais, seiner künftigen Schwiegertochter Auguste, deren Bruder Ludwig sowie dem bayerischen Kurfürsten-, bald Königspaar, Karoline und Max. Geschickt wählt der unbekannte Dichter die damals wie heute sehr bekannte Melodie des Liedes "Freut euch des Lebens" für sein propagandistisches Jubellied. (WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 13

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 225. – "Iazt hamma scho wied'r a neus Liadl erdicht't" [1805]

Der an der Jahreswende 1805/06 entstandene Liedtext beschreibt aus der Sicht der Tiroler die Vorgänge um die Inbesitznahme des Landes durch bayerische und französische Truppen. Nach dem Sieg Napoleons – und der mit ihm inzwischen verbündeten Bayern – in der Schlacht von Austerlitz (2.12.1805) und den darauf erfolgten Friedensschlüssen von Brünn (10.12.1805) und Preßburg (26.12.1805) wurde Österreich gezwungen, u.a. Tirol und Welschtirol bis Trient an Bayern abzutreten. Für die Tiroler, die seit Jahrhunderten einen Sonderstatus innerhalb der Habsburger Länder beanspruchen konnten, bedeutete dies das Ende ihrer politischen, militärischen und auch wirtschaftlichen Privilegien (Strophe 16 und 18). Der bayerische Landesherr versuchte zwar zunächst durch die Entsendung des "Hofkommissars" Karl Graf von Arco (1769-1856), aus ursprünglich welschtiroler Geschlecht stammend, den Übergang Tirols an Bayern weniger unangenehm zu gestalten, letztlich blieben diese Bemühungen erfolglos. Die im Lied beschriebenen Gegenreaktionen der gleich zu Beginn der Übernahme von den Truppenbewegungen besonders betroffenen Wirte und Bierbrauer erzeugten eine abwartende bis feindliche Stimmung gegen die "neuen Herren" (Strophe 2-3). Militärs, wie der bayerische Oberst "Fritz" von Preysing (Johann Adolf Friedrich von Preysing 1769-1812), gelangten durch die Einnahme der Tiroler Landesfestung Kufstein schnell zu Bekanntheit (Strophe 5). Die Inbesitznahme der Residenzstadt Innsbruck durch bayerisches Militär und Beamte, sowie die kurz vorher erfolgte Abreise der populären Erzherzogin Elisabeth von Österreich, Äbtissin des adeligen Damenstifts, werden als symptomatisch für den Umbruch empfunden. Auch das Überläufertum, bzw. die Denunziationen von Teilen der Tiroler Beamtenschaft werden bis zum Ende der bayerischen Zeit in Tirol ein Problem bleiben und für die bürgerkriegsähnlichen Zustände verantwortlich gemacht (Strophe 13). Als Auslöser dieser negativen Entwicklungen steht im Liedtext Napoleon im Zentrum, halb respektvoll, halb verspottend charakterisiert (Strophen 18 und 21). Der bei erzählenden Liedern nicht ungewöhnliche Hinweis auf die (fiktiven) Dichter des Liedtextes (zwei "Studenten von Augsburg") will vielleicht bewusst die eigentliche Herkunft verschleiern, um drohende Repressionen seitens der bayerischen Zensurbehörden zu vermeiden. Die letzte Strophe bezeichnet das Lied als "dem Boarfürscht" gewidmet, im Gegensatz zu Napoleon, dem das Lied "zum Trutz" gedichtet ist – eine Wendung, die scheinbar die Unterwerfung unter die neuen Gegebenheiten suggeriert? Hochinteressant sind auch die vielen genauen Orts- und Personennamen, die z.B. in den ersten Strophen Ereignisse und Handelnde im Inntal südlich von Rosenheim ansprechen.(WB)


Quellenhinweis zu: München um 1800, Melodie 1

Qu: Aus einer wohl um 1800 in München (?) entstandenen einstimmigen Melodienhandschrift (Bayer. Staatsbibliothek München, Musms.3677, VMA M 442) mit 61 Tanzmelodien entnommen.
Abdr: Tanzmelodien aus München um 1800, Landeshauptstadt München und VMA 1988/1999.
TA: Josef Neuner (Geige), Murnau; VMA 17.4./8.5.2015.


Text zu: Nr. 217. – "Wo bist du, Bonaparte" [1799]

Im November 1799 übernahm Napoleon Bonaparte als Erster Konsul die Regierungsgewalt in Frankreich. Im Jahr zuvor hatte er durch einen Feldzug nach Ägypten, einem Teil des Osmanischen Reichs, versucht, den französischen Einfluss im Mittelmeer zu stärken und die Engländer am weiteren Ausbau ihrer Großmachtpläne zu hindern. Auf der Überfahrt nach Ägypten besetzte er im Frühsommer 1798 die Insel Malta und machte sich dadurch den russischen Zaren Paul I., den Großmeister des Malteserordens, zum Feind. Der Zar schloss daraufhin ein Bündnis mit dem Sultan, um Napoleon militärisch zu vernichten. Nach anfänglichen Erfolgen der französischen Armee in Ägypten und Palästina, drohte das Unternehmen jedoch zu scheitern, als die englische Flotte unter Admiral Horatio Nelson in der Seeschlacht von Abukir (1./2.8.1798) die französische Flotte besiegte. Napoleon gelang erst im August 1799 die Rückkehr nach Frankreich, unter Zurücklassung seines militärischen Expeditionskorps. Durch den Sturz des "Direktoriums" in Paris am 9./10.11.1799 wurde Napoleon Erster Konsul Frankreichs mit allumfassender Machtbefugnis. Der Text des vorliegenden Liedes bezieht sich auf den Spätsommer 1799, als Napoleon Ägypten verlassen hatte, jedoch noch nicht in Frankreich eingetroffen war. Im Wechselgesang zwischen einem "Engländer" und "Napoleon" wird dessen Machtgier angeprangert und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass Nelsons Flotte ihm eine empfindliche Niederlage beschert hat und auch der Zar von Rußland alle diplomatischen Möglichkeiten ausnutzt, um ihn zu bezwingen. Demgegenüber vertraut Napoleon auf seine "Klugheit" und seine militärische Stärke sowie auf den Sieg der Ideen und Ideale der französischen Revolution, wenn er am Ende der 4. Strophe ausruft "Es leb' die Republik!". (WB)