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Text zu: "Herzu, ihr Cavaliere ..." – [1648]


Ab 1646 verfasste der Benediktinerpater Johannes Werlin (1588-1666) im Kloster Seeon im Chiemgau die „Rhythmorum varietas“, eine Abhandlung über die verschiedenen Rhythmen und Metren von Liedern. Darin finden sich auch Lieder zu damals aktuellen Themen, von denen eines ein Ereignis beschreibt das sich im Oktober 1648 zwischen München und Dachau zugetragen hatte:
Der schwedische Feldmarschall Wrangel (1613-1676) lagerte bei Dachau. Weil er die kaiserlichen Truppen weit entfernt glaubte, veranstaltete er am 5. Oktober 1648 mit seinen französischen Verbündeten eine Jagdpartie. Dem kaiserlichen General van Werth (1594-1652) war in der Nacht aber gelungen die Isar zu überqueren und die Wachen zu überrumpeln. Wrangel und seine Jagdgenossen wurden überrascht und mussten teilweise zu Fuß durch das sumpfige Gelände des Dachauer Mooses fliehen. Einige Offiziere wurden gefangen und Wrangel büßte seinen Degen ein. – Der Liedtext beschreibt die Situation, wie die Schweden und Franzosen auf der Jagd waren. Die Aufforderung ergeht an die „Cavaliere“ also an die „Reiter“ des Generalwachtmeisters Heinrich von Lapier (+1651). Und Johann von Werth eilt herbei und fängt kein Wild sondern die Jäger.

Quellenhinweis zu: "Ländlerische" - Zyklus II Nr. 5


Qu: Handschrift Peter Hueber, Sachrang nach 1800. V: QuH 45 (S. 26, Clarinetto). TA: TRM-0592 (weitere Angaben siehe Nr. 1).

Text zu: "Hie liegt und fault mit Haut und Bein" – [1634]


Der Text, überliefert auf einem Flugblatt aus dem Jahr 1634 nimmt Bezug auf die Ermordung des kaiserlichen Feldherrn, Herzogs von Mecklenburg, Friedland und Sagan und Militärunternehmers Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (allgemein bekannt unter dem Namen „Wallenstein“; 1583-1634). Wallenstein wurde auf Veranlassung Kaiser Ferdinands III. (1608-1657) am Abend des 25.02.1634 in Eger durch iro-schottische Söldner im so genannten „Pachelbel-Haus“ am Marktplatz mit einer Lanze durchbohrt. Wallenstein, der ursprünglich aus einer protestantischen böhmischen Adelsfamilie stammt, war 1602 zum katholischen Glauben übergetreten und hatte sich bereits vor Ausbruch des 30jährigen Krieges als „Militärunternehmer“ einen Namen gemacht. Er taktierte stets defensiv, was im vorliegenden Liedtext ironisch kritisiert wird, er hätte nie eine Schlacht geschlagen. Tatsächlich vermochte er mit einer Taktik des Abwartens große militärische Erfolge zu erzielen. Als „Kriegsunternehmer“ wusste er genau um die Schwierigkeit Söldner anzuwerben und dauerhaft zu verpflichten. Nach erfolgreichen Kriegszügen belohnte er anfangs seine Soldaten durchaus angemessen, jedoch immer auf Kosten der unterlegenen Seite, was im Text mit dem Hinweis auf die Schenkung von „...groß Gut...“ angedeutet wird. Zeit seines Lebens blieb Wallenstein von Astrologen abhängig, nachdem ihm einst kein geringerer als Johannes Kepler (1571-1630) in Prag ein zutreffendes Horoskop bis zum Jahr 1625 gestellt hatte und ein weiteres bis zum Frühjahr 1634 ausarbeitete. 1625 und 1634 war er jeweils Oberbefehlshaber der kaiserlichen und katholischen Truppen im 30jährigen Krieg, zudem mit der Rangerhöhung eines „Generalissimus“. Seit den späten 1620er Jahren machten sich bei Wallenstein zunehmend gesundheitliche Beeinträchtigungen bemerkbar. Zunächst plagte ihn die Gicht, die schließlich derart schmerzhaft verlief, so daß er kaum mehr reiten konnte. Schließlich zeigten sich Gehörhalluzinationen und Geräuschempfindlichkeiten, als Folge einer Syphiliserkrankung. Auf beides wird im Liedtext versteckt mit den Umschreibungen „... Gar zart war ihm sein böhmisch Hirn/ Konnt nicht leiden der Sporen Kirrn ...“ sowie die Laute von Hühnern und Hunden, Bezug genommen. (WB)

Quellenhinweis zu: "Ländlerische" - Zyklus II Nr. 4


Qu: Handschrift Peter Hueber, Sachrang nach 1800. V: QuH 45 (S. 26, Clarinetto). TA: TRM-0591 (weitere Angaben siehe Nr. 1).

Text zu: "Von Bayerns Joch ... – Hierauf die Armada ..." – [1626]


Noch vor der Schlacht am Weißen Berg (November 1620) marschiert Herzog Maximilian von Bayern (1573-1651) im Juli 1620 in Oberösterreich ein, das ihm als Kriegskostenersatz zugesichert worden war. Als Statthalter setzte er den Grafen Adam von Herberstorff (1585-1629) ein, der unter den protestantisch gewordenen Oberösterreichern ein Schreckensregiment errichtete. Erinnert sei hier nur an das Frankenburger Würfelspiel (15.5.1625), wo je zwei Bauern um ihr Leben würfeln mussten. – Bis 1626 stellte daraufhin der Bauer und Hutmacher Stefan Fadinger (um 1585-1626) ein Heer von Freiwilligen auf, das am 21. Mai die bayerischen Besatzer bei Peuerbach schlug. – Der Vers „Von Bayerns Joch…“ war die Devise des Bauernaufstands und stand auf den Fahnen der Bauern. – Bei der Belagerung von Linz fiel Fadinger, und die von Bayern entsandten Hilfstruppen schlugen im Dezember 1626 den Aufstand in zwei weiteren Schlachten nieder.(WK)

Quellenhinweis zu: "Ländlerische" - Zyklus II Nr. 3


Qu: Handschrift Peter Hueber, Sachrang nach 1800. V: QuH 45 (S. 26, Clarinetto). TA: TRM-0590 (weitere Angaben siehe Nr. 1).

Text zu: "Nachdem ich auf diser Haimraiß ..." – [1581]


Dieser Bericht stammt von Johann Baptist Fickler. Er wurde 1533 in Backnang/Württ. geboren. Als Jurist war er seit 1559 Sekretär des Fürsterzbischofs von Salzburg und stieg zum Protonotar und Kanzler auf. In den Jahren 1562-1564 wirkte er als Vertreter des Erzbischofs beim Konzil von Trient. Gegen Ende 1588 wechselte Fickler in bayerische Dienste und starb 1610 in München. – Hier beschreibt Fickler, wie er 1581 auf der Rückfahrt von einer Visitation von Graz nach Salzburg in einem Wirtshaus in Lauffen (an der Traun, nahe Bad Ischl) in Oberösterreich diesen evangelischen Spruch an die Wand geschrieben fand, der besagt, dass man sich vor den Wölfen im Schafspelz hüten solle. Gemeint sind damit die Mönche und katholischen Pfarrer, deren Schelmerei der verstorbenen Martin Luther an den Tag gebracht habe. Das weist darauf hin, dass in den habsburgischen Ländereien die Reformation Fuß gefasst hatte, was in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu Aufständen, Ausweisungen und Auswanderungswellen führte. – Fickler konnte übrigens nicht weiterreisen, ohne eine katholische Replik unter das Gedicht gesetzt zu haben.(WK)

Quellenhinweis zu: "Ländlerische" - Zyklus II Nr. 2


Qu: Handschrift Peter Hueber, Sachrang nach 1800. V: QuH 45 (S. 26, Clarinetto). TA: TRM-0589 (weitere Angaben siehe Nr. 1).

Text zu: Ein neues Liedlein, die evangelische Lehre betreffend – [1521/1524]


Kurz nach dem Reichstag von Worms (zwischen 1521 und 1524) gedichtet entwickelt sich dieses Lied zu einem der meistgesungenen Trutz- und Kampfgesänge unter den reformatorischen Truppen. Diese Fassung geht auf ein Straßburger Liedblatt zurück. In anderen Liedflugschriften wird ein Konrad Kern als Dichter genannt.
Inhaltlich umfasst das Lied (vgl. Franz M. Böhme) nach dem Eingang (1) fünf Themenkomplexe: (2-4) Loblied auf Martin Luther (1483-1546), der es mit seiner Intelligenz leicht zum Kardinal geschafft hätte, (5-8) Kritik am Papst, der die einfachen Leute mit dem Ablass um ihr Geld und um ihr Seelenheil bringt, (9-13) Kritik an den Klöstern, die anstatt die Armen zu unterstützen selbst in Saus und Braus leben, (14-17) einen Bezug zum Wormser Reichstag 1521 und die Verbreitung der lutherischen Lehre, die von katholischer Seite bekämpft wird. Nur Kurfürst Friedrich (von Sachsen, 1463-1525) sei Luther beigestanden, wofür ihm die deutsche Nation Dank schulde, und schließlich (18-22) die Bitte um Gottes Gnade und Barmherzigkeit.(WK)

Quellenhinweis zu: "Ländlerische" - Zyklus II Nr. 1


Quelle: Nicht datierte Tanzmusikhandschrift mit 2 Zyklen "Ländlerische" (je 12 Nummern mit je zwei achttaktigen Melodien, Spielfolge AB oder ABA) aus dem Notenbestand von Peter Hueber (1766-1843), Sachrang. Der Autor dieser Ländlerischen Tänze ist unbekannt, mit "Ad me Petrum Hueber" ist Besitz und (Ab-)Schreibtätigkeit dokumentiert. Das Original der Handschrift befindet sich in der "Musiksammlung der Bayerischen Staatsbibliothek München" (Mus.ms. 7579). Veröffentlichung: Dokumente regionaler Musikkultur in Oberbayern, Quellenheft 45 "Tanz-Music" Nr.