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2019



CD "Da Oaschichtige ..."

CD-Titel

Dokumente regionaler Musikkultur - Slg. Kiem 11
"Da Oaschichtige …"
… und andere Geschichten aus dem Leben der Menschen (Slg. Kiem Pauli um 1920)
Alte Hochzeitslandler und Tanzmusik aus dem Berchtesgadener Land.


Die vorliegende CD trägt den Titel "Da Oaschichtige" und enthält überlieferte Lieder aus der Zeit um 1920, die der Kiem Pauli (1882-1960) vornehmlich bei seinen Sammelfahrten von 1925 bis 1930 aufgeschrieben und im Jahr 1934 in seiner "Sammlung Oberbayrischer Volkslieder" veröffentlicht hat. Ausgewählt sind erzählende Lieder über Menschengeschichten und Lebensumstände. Da geht es um die Schilderung von elementaren Dingen des Menschseins in allen möglichen Facetten und Widersprüchen, wie z.B. die dörfliche Enge, Geborgenheit oder Ausgrenzung, um Überwachung und Freiheit, Alleinsein und Gemeinschaft, um gegenseitige Unterdrückung und Brutalität in der Ehe – aber auch um Freude und Liebe, Alltag, Zufriedenheit und Glück im einfachen Leben. Dazu erklingen alte Hochzeitslandler und Tanzmusik aus dem Berchtesgadener Land.

Quellenhinweis zu: Schönliebchen – Rheinländer – Hochzeitsmusik

Gemütlicher langsamer "Bayrisch-Polka"/Rheinländer in regional-typischer freier Weise musiziert nach einer handschriftlichen Vorlage. Qu: Notenhandschrift des späten 19. Jahrhunderts im Besitz von Siegi Stocker, Marktschellenberg/Maria Gern. TA: 2 Klarinetten, 2 Flügelhörner, 2 Posaunen, Tuba; 4.2.2007, Musikantenheim Maria Gern; VMA/TRM-0939.


Text zu: Oans, zwoa, drei!

Dieses Kettenlied ist in vielen Varianten mit ähnlichen Texten und Reimen in Oberbayern bekannt. Es geht weniger darum eine Geschichte zu erzählen, als über Reime Beziehungen oder Unterschiede zwischen Wörtern und Begriffen darzustellen.

  • Und oans, zwoa drei, alt is net neu,/ neu is net alt, aba warm is net kalt, kalt, kalt.
  • Kalt is net warm, reich is net arm, / arm is net reich und ungrad net gleich, gleich, gleich.
  • Gleich is net ungrad, oa Wagn hat vier Rad, / vier Rad hat da Wagn, singa is net sagn, sagn, sagn.
  • Sagn is net singa, d'Händ san koani Finga, / d'Finga san koani Händ, und d'Nasn san koani Zähn, Zähn, Zähn.

Text zu: Die Heidn

Der (christliche) Erzähler beschreibt, dass die Heiden früher Tiere oder einen Holzblock angebetet haben. Das Lied öffnet uns die Augen – denn auch heute beten die Menschen verschiedenen Sachen und Personen an. Der Eine sich selbst, der Andere sein Dirndl, ein Dritter den Alkohol und maßloses Essen. Ihnen prophezeit er den Teufel. Er mahnt die Männer ihre Frauen ordentlich zu behandeln und fleißig in die Kirche zu gehen. Die Mädchen aber sollen ihr Fenster zuschlagen, falls ein Bursche anklopfen sollte.

  1. Einer:   Jetzt schau amal de Heidn o, / eah Gottheit liegt am Bodn,

Text zu: Das Büagal

Das Lied ist ein Zwiegespräch zwischen Mutter und Tochter. Die Mutter verbietet der Tochter sich mit Burschen einzulassen, sonst schneidet sie ihr die Zöpfe ab! Damit kann sie bei der örtlichen Prozession (Antlaß/Fronleichnam) nicht mehr (bei den Jungfrauen) mitgehen. Die Tochter wehrt sich und versteht nicht, warum sie keinen Freund haben darf. Die Mutter findet die Tochter zu jung und fürchtet um deren Jungfernschaft. Statt des jungfräulichen Kranzl bei der Prozession wird sie ein schreiendes Kindlein (?) haben. Dass die Befürchtungen der Mutter eingetreten sind, erfährt man in der letzte Strophe: Während die Mädchen die Prozession planen, zieht sich die Tochter zurück und weint.


Quellenhinweis zu: Hochzeitslandler – Partie 4

Eine Folge von sechs 8-taktigen Landlern, abwechselnd für 2 Klarinetten und 2 Trompeten. Qu: Notenhandschrift Siegi Stocker, Marktschellenberg/Maria Gern. Wie üblich hat er die Klarinettenmelodien in kurzer Notation geschrieben. TA: 2 Klarinetten, 2 Flügelhörner, 2 Posaunen, Tuba; 4.2.2006, Musikantenheim Maria Gern; VMA/TRM-0935.


Text zu: Kindsmörderin

Das Lied erzählt von einem Mädchen, das sein Kind wohl abgetrieben oder nach der Geburt getötet hat. Es wird gefesselt den Herren des Gerichtes vorgeführt, wo man es zum Tod verurteilt. Das Mädchen bereut seine Tat – zugleich wird die Gnadenlosigkeit der Richter angeprangert, die das Urteil (durch Erhängen?) vollstrecken lassen. Das Mädchen ruft die Engel an und bittet die Gottesmutter Maria um Fürsprache bei Gott. Zum Schluss verabschiedet sie sich von seinen Eltern und Geschwistern. In balladenhafter Weise werden gebräuchliche Textwendungen und Bilder miteinander verknüpft.


Text zu: Da Oaschichtige

In traurigen Worten beschreibt ein wohl älterer "Einschichtiger" seine Einsamkeit. Freunde und Verwandte sind gestorben, niemand beachtet oder grüßt ihn. In seinem aus heutiger Sicht karg nur mit Tisch und Bett ausgestattetem Stüberl lebt er ganz allein – und ist doch ganz gesund an Körper und Geist. Wenn er gestorben ist, im Himmel, da wünscht er sich eine Seele, die ihn begleitet, ihn pflegt und besucht. Und sollte es in jener Welt auch niemanden für ihn geben, so reisst er sich selbst mitten durch und macht aus sich zwei Personen, die sich dann umeinander kümmern.


Quellenhinweis zu: Hermine-Schnellpolka – Hochzeitsmusik

Schneller Polka/Dreher aus dem auswendig überlieferten Tanzmusikrepertoire im Berchtesgadener Land. Qu: Notenhandschrift Siegi Stocker. TA: 2 Klarinetten, 2 Flügelhörner, 2 Posaunen, Tuba; 4.2.2007, Musikantenheim Maria Gern; VMA/TRM-0940.